Fischen im Klimawandel

Fischen im Klimawandel
Copyright 
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Britische Fischer, die ihr ganzes Berufsleben auf dem Meer zugebracht haben, können vom Klimawandel ein Lied singen – sie führen einschneidende Veränderungen in der Fischerei darauf zurück.

Jerry Percy, Fischer in Milford (Haven), Großbritannien:

“Von den wissenschaftlichen Aspekten habe ich keine Ahnung. Aber ich mische hier an der Westküste jetzt seit 20 Jahren oder so mit – und da habe ich gesehen, wie eine ganze Reihe von Fischarten ihre Lebensweise geändert hat. Und soweit ich das als Laie beurteilen kann – kommen als einziger plausibler Grund steigende Temperaturen in Frage.

Vor 20 Jahren hätten Sie walisische Gewässer oder sogar die ganze Westküste Großbritanniens entlang tauchen können, ohne eine einzige Seespinne zu Gesicht zu bekommen. Die waren in Spanien zuhause, eher noch im Mittelmeer. Jetzt könnte man sie schon fast als Ungeziefer bezeichnen. Aber sie haben einen gewissen Marktwert … jedenfalls gibt es hier inzwischen Zehntausende.

Ich vermute, die Seespinne ist das beste Beispiel dass der Klimawandel auch nützliche Auswirkungen haben kann – er liefert uns neue Meeresfrüchte in ganz erheblichen Mengen.

Auf kurze Sicht ist dies für die Fischer eine gute Sache. Wir haben ein neues Produkt zu bieten, das gefragt ist. Wie es weitergeht – keine Ahnung. Denn wenn sie weiter nach Norden wandern, können sie auch eines Tages wieder verschwunden sein.

Die wichtigste Fischart, die sich völlig anders verhält als früher, dürfte der
Wolfsbarsch sein. Der war hier immer ein Fisch für den Hochsommer. Das fing an so Ende Mai und im August verschwand er in wärmere Gefilde. Jetzt ist der Wolfsbarsch ein Fisch für das ganze Jahr. Man hat ihn inzwischen auch mitten im Winter im Netz.

Früher haben wir per Langleinenfischerei von einem kleinen Boot aus Haie gejagt, hier von Milford (Haven) aus. Und wieder ist es so: Bis vor ein paar Jahren bekamen Sie nie einen Killerwal zu Gesicht. Jetzt treffen wir in jeder Saison bestimmt ein halbes Dutzend.

Es ist wirklich nicht mehr normal. Und das sind richtige Brocken. Der Unterschied zwischen diesen da und normalen Fischen ist – wer frisst hier wen ? Wenn die am Boot vorbeischwimmen, kucken sie dir ins Auge. So mit einem fragenden Blick – taugt der wohl als Vorspeise ?

Wenn Sie mit Fischern aus Milford (Haven) reden, die hier seit 20 oder 30 oder 40 Jahren im Geschäft sind, dann steht eines völlig außer Zweifel: Das Wetter ist windiger geworden. Starkwind ist hier fast schon an der Tagesordnung. Manche finden auch, dass die Gezeiten immer heftiger werden… ob das stimmt oder eine Folge des stärkeren Windes ist – Wind hat ja einen Einfluss auf die Gezeiten, ich kann`s nicht sagen…. aber das Klima ändert sich, das steht fest.

Ich bin kein Fachmann. Auch kein Klimawandel-Fanatiker. Ich weiß nicht genug von der Sache… alles, was ich berichten kann, ist, was ich als Berufsfischer in den letzten Jahren sehe – rund um die Uhr auf See: Wir sind Zeugen von Veränderungen. Und die sind sehr auffällig, sehr einschneidend.”

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Hochwasser in Russland: 20.000 vor Fluten evakuiert

April-Wetter: Wie lange dauert die Kältewelle mit Nachtfrost noch?

Hitze in Europa im April: Sommersaison im Strandbad am Wörthersee ist eröffnet