Thunfisch aus der Zuchtfarm

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Von Euronews
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Der Rote Thunfisch ist eine der begehrtesten Fischarten weltweit. Auf dem internationalen Markt erreicht der Kilopreis schwindelerregende Höhen. Doch das hat Konsequenzen: Die natürlichen Bestände sind durch Überfischung bedroht. Nach einer Alternative suchen Forscher im südspanischen Cartagena. Sie versuchen, Roten Thunfisch zu züchten. Ein kompliziertes Verfahren. Die Fischeier müssen im Juli per Hand eingesammelt werden, Nacht für Nacht. Doch die Mühe zahlt sich aus, sagt Fernando de la Gándara. “Ziel des Projekts ist, den Roten Thunfisch künftig so zu züchten, wie uns das bereits mit Goldbrasse, Wolfsbarsch, Steinbutt und Lachs gelingt und zwar in Aquakultur. Das bedeutet nicht das Ende des Thunfischfangs, Aquakultur ist jedoch eine wichtige Ergänzung.”

Auch in Marsaxlokk auf Malta versucht man, Thunfischeier zu züchten, im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts SELFDOTT. Jeden Morgen sucht Robert Vassallo-Agius die schwimmenden Fischbecken nach Eiern ab. Aber er hat weniger Erfolg, als die spanischen Kollegen. Im letzten Jahre gab es überhaupt keine Eier. Dieses Jahr sieht die Ernte auch nicht besser aus. “Wir hatten die Gehege in eine kleine Bucht gebracht, um sie vor Strömungen zu schützen. Aber auch in diesem Jahr gab es nur wenige Fischeier im Vergleich zu Spanien. Wahrscheinlich, weil die Temperatur nicht schnell genug anstieg. Es war ein ziemlich kaltes Jahr mit niedrigen Meerestemperaturen. Und genau in der Periode, die unserer Ansicht nach am günstigsten ist für die Laichablage, war es kalt.”

Die Fortpflanzung des Roten Thunfischs hängt von Lichtintensität und Wassertemperatur ab. Auch die Qualität des Wassers spielt eine wichtige Rolle. “Es gibt noch ein anderes Problem”, sagt Robert Vassallo-Agius. “Der Rote Thunfisch ist eine große und empfindliche Art. Wegen seiner Größe können wir ihn nicht untersuchen, um nachzuprüfen wie weit die Reife voran geschritten ist. Daraus ergibt sich ein weiteres, logistisches Problem: Wie sammelt man die Eier ein?”

Damit die begehrten Fischeier in Aquakultur reifen, muss der Rote Thunfisch das ganze Jahr über gehegt und gepflegt und vor allem richtig ernährt werden. Unterstützung erhalten die Forscher von Privatunternehmen, die bereits Erfahrung auf dem Gebiet haben, damit während der Laichzeit nichts schief läuft.

Ein Teil der gezüchteten Fischeier bleibt in Spanien, der Rest geht nach Frankreich, Griechenland und Israel. Die Forscher wollen verstehen, wie man den Fisch gesund groß zieht. Das ist die nächste Etappe des Projekts, an dem auch Forscher in Deutschland und Norwegen beteiligt sind.

Die Experimente auf Malta und in Spanien haben bewiesen, dass die Fortpflanzung in Gefangenschaft möglich ist. Der nächste Schritt ist die Aufzucht von Thunfischlarven. Die große Herausforderung besteht darin, sie am Leben zu erhalten. Im vergangenen Jahr gelang das immerhin 70 Tage lang. Ziel der Forscher ist, den Fisch bis zu einem Gewicht von einem Kilogramm heranzuziehen. Aurelio Ortega vom Spanischen Institut für Ozeanographie erläutert: “Der Rote Thunfisch wächst schnell heran. Deswegen hat er einen hohen Nährstoffbedarf. Er braucht viel mehr Energie, als andere Fischarten, die wir heranziehen. Außerdem legt der Thunfisch seine Eier im Ozean, er braucht wirklich gutes Wasser mit einem hohen Sauerstoffgehalt.”

Zuchtversuche mit anderen Fischarten sind viel versprechend. Bestes Beispiel ist der Atlantische Bonito. Vor fünf Jahren begannen spanische Forscher, die Art in Gefangenschaft zu züchten. Ihre Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. “Uns ist es erstmals gelungen, den Lebenszyklus zu schließen. Wir züchten Fische mit Eiern von Fischen, die ihrerseits in Gefangenschaft zur Welt gekommen sind”, bestätigt Fernando de la Gándara.

Genau das gelang auch den Forschern in Malta mit einer anderen Fischart, dem Bernsteinfisch. Diese Erfahrungen sind wegweisend für die Zuchtversuche mit dem Roten Thunfisch. Die Zuchtfarmen werden so ähnlich aussehen wie die auf Malta, in denen heute Bernsteinfisch heranwächst. Licht und Wassertemperatur können reguliert werden, um optimale Fortpflanzungsbedingungen zu schaffen. Nachhaltige Aquakultur heißt das Zauberwort.
Fernando de la Gándara: “Wir wissen, wo der Fisch herkommt, wir wissen was wir essen, der Ursprung lässt sich zurück verfolgen. Der Zuchtfisch entspricht außerdem einem Qualitätsstandard. Der Verbraucher weiß ganz genau, was er kauft.”

Bleibt am Ende noch die nicht unwesentliche Frage des Geschmacks. Blindversuche ergaben, dass genau 50 Prozent der Testpersonen den Wild-, die andere Hälfte den Zuchtfisch vorzog. Eine gute Nachricht für die Befürworter der Aquakultur. Robert Vassallo-Agius glaubt, dass es in nicht allzu ferner Zukunft eine Aquakulturindustrie für Thunfisch geben wird.

Um den weltweiten Appetit auf Roten Thunfisch zu stillen führt wohl kein Weg daran vorbei. Damit der König der Meere nicht endgültig von unserem Planeten verschwindet.

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