Prinz Khalid Al-Faisal: "Wir wollen das wahre Bild des Arabers zeigen"

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Die Arab Thought Foundation – Al-Fikr-Alarabi – ist eine unabhängige, nichtstaatliche Organisation, zu deren Zielen die Vernetzung der arabischen Kulturen sowie der weltweite Dialog zählen. Euronews nahm das zehnjährige Jubiläum der Stiftung zum Anlass, um mit ihrem Vorsitzenden, Prinz Faisal, über die bisherigen Leistungen sowie über die Projekte zu sprechen.

Euronews:

Königliche Hoheit, Prinz Khalid Al-Faisal, willkommen bei Euronews. Sind Sie damit zufrieden, was die Stiftung während ihres zehnjährigen Bestehens hervorgebracht hat?

Prinz Khalid Al-Faisal:

Es war eine Zeit, in der unsere Stiftung Grundlagenarbeit geleistet hat und glücklicherweise war es ein erfolgreicher Beginn. Die Grundlagen selbst haben sich als sehr solide erwiesen, die Anfänge waren mehr als vielversprechend. Heute zeigt sich, dass es uns gelungen ist, die meisten unserer Zielsetzungen zu erreichen. Doch es gilt, auch die anderen Ziele zu erfüllen. Wir sind entschlossen, das zu tun, und wir wollen in der nächsten Dekade jene Flexibiliät erreichen, die notwendig ist, um das auszubauen und zu entwickeln, was wir bisher erreicht haben. Die heute hier in Beirut veranstaltete Konferenz mit dem Thema “Die Zukunft und die Rolle der Arabischen Welt” will die Weichen für die Tätigkeit unserer Stiftung im nächsten Jahrzehnt stellen.

Euronews:

Welcher Gedanke liegt der Arab Thought Foundation zugrunde? Wie kam es zur Gründung der Stiftung?

Prinz Khalid Al-Faisal:

Im Jahr 2000 war ich Gast einer Kulturkonferenz in Beirut, doch ich weiß nicht mehr, warum ich diesen Gedanken in meiner Rede äußerte: Ich schlug die Gründung einer Stiftung des arabischen Denkens vor. Mir schwebte dabei die Zusammenarbeit zwischen Intellektuellen, geistig tätigen Menschen und der Finanzwelt, Geschäftsleuten vor. Ich wollte wohlhabende arabische Geschäftsleute zusammenbringen und einen Investitionsfonds ins Leben rufen, mit dessen Gewinnen kulturelle Aktionen finanziert werden sollten.

Euronews:

Welches ist das Geheimnis des Erfolgs?

Prinz Khalid Al-Faisal:

Um die Wahrheit zu sagen, der Erfolg hängt mit den Menschen zusammen, die die Stiftung leiten. Die richtigen Menschen zu finden, eine gute Auswahl zu treffen, ist für jedes Projekt außerordentlich wichtig, unabhängig davon, ob es sich um ein öffentliches oder um ein privates handelt. Ich vertraute Menschen, die an die Idee und an den Erfolg des Projektes glaubten, die bereit waren, sich in den Dienst des arabischen Denkens, der arabischen Kultur zu stellen. Das erklärt, warum sie wohlhabend und gleichzeitig geistige Menschen sind.

Euronews:

Wie blicken Sie auf das nächste Jahrzehnt angesichts der großen Verantwortung, die die Stiftung trägt?

Prinz Khaled Al-Faisal:

Im vergangenen Jahrhundert musste die arabische Gesellschaft eine ganze Reihe von Frustrationen hinnehmen. Aus diesem Grund gab sie sich viel zu vielen Leitgedanken hin, die ihr die Hoffnung vermittelten, ihre Probleme lösen und ihre Unterentwicklung überwinden zu können. Sie sah schließlich den Erfolg eines kulturellen und intellektuellen Projektes, während andere Projekte, öffentliche oder private, die viel größer waren als unseres, scheiterten. Das hatte zur Folge, dass neue Hoffnungen, neue Träume entstanden. Aus diesem Grund erwartet die arabische Gesellschaft von unserer Stiftung viel mehr, als diese leisten kann und wozu sie geschaffen wurde.

Euronews:

Was wollen Sie tun, damit die Arab Thought Foundation im Ausland besser wahrgenommen wird?

Prinz Khaled Al-Faisal:

Wir hoffen, im nächsten Jahrzehnt das wahre Bild des arabischen Menschen zeigen zu können. Wir wollen dabei nicht ein verfälschtes Bild zeigen. Leider zeigen uns manche Medien wie das Fernsehen oder das Kino das Bild eines Menschen, der ein Feind des Westens und der westlichen Zivilisation zu sein scheint. Nach dem Ende des Faschismus und des Kommunismus wird nun ein neuer Bösewicht, ein Feindbild gesucht. Die Wahl fiel dabei auf den Araber, den Muslim. Das Bild stimmt jedoch mit dem wahren Araber oder Muslim nicht überein.

Euronews:

Was halten Sie von der Einschätzung, dass die arabische Kulturbewegung nur eine Antwort auf die türkische oder die persische Kultur ist, die in den Medien oder in Übersetzungen an Verbreitung gewinnen?

Prinz Khaled Al-Faisal:

Es ist nichts Schlimmes daran, dass wir andere Kulturen und Zivilisationen verstehen und sie uns aneignen. Als sich die arabische Zivilisation überall in der Welt verbreitete, waren wir es, die eine “Globalisierung” schufen. Kalif Harun Araschid sah eines Tages einer schweren Regenwolke nach. Er war nicht enttäuscht, als sie weiterzog, er sagte: “Wo immer der Regen niedergeht, wird er mir zugute kommen.” Als wir die Globalisierer waren, zogen wir aus der griechischen, der byzantinischen und der persischen Zivilisation Nutzen. Das gab uns eine größere kulturelle, wirtschaftliche, politische und militärische Kraft. Warum sollten wir nicht auch heute von dem Denken anderer Nutzen ziehen? Warum sollten wir dieses ablehnen, wenn es zu unserem Vorteil gereicht? Wichtig für uns ist, unsere eigene Kultur und Tradition darüber nicht zu vergessen.

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