Damien Hirst: "Kunst sollte keine Angst vor Geld haben"

Damien Hirst: "Kunst sollte keine Angst vor Geld haben"
Von Euronews
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Er gilt als der reichste lebende bildende Künstler auf dieser Erde. Extravagant und provokativ, man kann ihn lieben oder hassen. Gleichgültig lässt er Niemanden in der Welt der Kunst.

Damien Hirst. Dabei wird mehr als über seine Kunst über Geld geredet. Wir trafen ihn in Kiew, wo er als Mentor wirkt für den neu geschaffenen Future Generation- Kunstpreis der Pintschuk-Stiftung

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Damien Hirst, danke, daß Sie für uns heute Zeit finden. Meine erste Frage ist sehr einfach: Verändern Geld und Erfolg die Künstlerseele?

Damien Hirst

Das glaube ich nicht. Es ist sicher schwieriger, gute Kunst zu machen, wenn man Geld hat.

Hat man keins, dann geht man mit den Dingen auf eine kreative Weise um, wie Van Gogh zeigt.

Aber ich denke, Kunst sollte keine Angst vor Geld haben. Ich bin glücklich, weil ich einen Geschäftsführer habe, der sehr früh sichergestellt hat, dass ich nicht mit meiner Kunst dem Geld hinterherjagen muss. Man muss immer sicherstellen, dass man mit dem Geld die Kunst erjagt. Denken Sie daran, Geld ist ein Mittel, es ist nicht ein Ziel.

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Ihr bekanntestes Werk ist “Für die Liebe Gottes”, ein echter menschlicher Schädel, mit Diamanten bedeckt …

Damien Hirst

Arte povera (arme Kunst).

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Arte Ricca, in diesem Fall … reiche Kunst. Also sagen Sie, es ist wahr, dass Sie es für 50 Millionen £ verkauft haben?

Damien Hirst

Die Person, die es ursprünglich kaufen wollte, kaufte es nicht. Am Ende wurde es zu einem Drittel an ein Konsortium verkauft.

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Da gab es einige Kontroversen … Einige behaupten, sie seien an dem Konsortium beteiligt…

Damien Hirst

Nun, ich habe nicht alles verkauft.

White Cube, meiner Galerie, besitzt 10%.

Das Konsortium kaufte ein Drittel und ich besitze den Rest. Ich habe also ein Drittel verkauft.

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Es war also das teuerste Werk, das je von einem lebenden Künstler verkauft wurde?

Damien Hirst

Ich weiß nicht.

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Das habe ich gelesen.

Damien Hirst

Wirklich? Ich weiß nicht, es ist sicher dort oben.

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Warum der Titel – “Für die Liebe Gottes”?

Sind Sie ein religiöser Mensch?

Damien Hirst

In England hat “für die Liebe Gottes” zwei Bedeutungen – es bedeutet, dass man etwas tut für die Liebe Gottes, aber es ist auch ein Ausrufezeichen, wie “Um Gottes Willen!”, Das würde die Mutter sagen, wenn man ein Bild kaputtmacht. “Um Gottes Willen, warum hast du das getan?”. So ist es ikonisch und ironisch.

Er hat die zwei Bedeutungen.

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Der Tod ist ein wiederkehrendes Thema in Ihrer Arbeit. Haben Sie Angst vor dem Sterben?

Damien Hirst

Ich freue mich schon darauf!

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Wirklich?

Damien Hirst

Nein! (Lacht).

Sie wissen. Samuel Beckett sagte einmal eine tolle Sache über den Tod : “der Tod verlangt von uns nicht, einen Tag frei nehmen.”

Ich liebe dieses Zitat. Es ist das Unbekannte …

Sie können nie planen oder etwas tun, denn man weiß nie. Aber mir wurde beigebracht, Dingen, die man nicht vermeiden kann, ins Gesicht zu sehen.

Und ich denke, der Tod ist ohne Zweifel eines der Dinge, die man nicht vermeiden kann. Anstatt nicht darüber zu reden, glaube ich, muss muss man ihm ins Antlitz sehen.

In gewisser Weise muss es normal sein.

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Wie hat sich der Kunstmarkt in den letzten Jahren entwickelt?

Damien Hirst

Wie alle Märkte, Märkte ändern sich …

Ich halte ihn jetzt für gesünder.

Wie ich schon sagte, wenn jeder alles kauft, was man als Künstler macht und dann verkauft, dann macht man viel Geld und dann kann anfangen, zu glauben, man sei etwas Großes..

Als Künstler will man nicht, dass die eigenen Werke hin und her getragen werden. Die ideale Sache ist, jemand kauft, hängt es an die Wand und da bleibt es. Ich kenne viele Leute … deren Bilder auf dem Kunstmarkt keiner wollte, das trieb sie in den Wahnsinn. Die Leute kauften Gemälde, um sie zu verkaufen. Jeder wurde zum Kunsthändler und dabei wurden alle waren käuflich …

Ich meine, wenn ich Gemälde aus Punkten mache, möchte ich, dass die Menschen die Punkte sehen, aber viele Leute sahen Dollarzeichen. Das ist nicht wirklich Kunst. Aber es ist toll, dass Kunst in jedem Markt überlebt. Und das ist das Wichtigste.

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Sie sind hier in Kiew, in der Ukraine, für den “Future Generation Kunstpreis”. Wie wichtig ist es für Sie, sich an diesee Initiative zu beteiligen?

Damien Hirst

Jeder beginnt sein Leben als junger Künstler. Die brauchen Förderung. Ich meine, was Viktor Pintschuk macht, ist fantastisch. Er ermutigt Künstlern aus aller Welt und hilft, sie zu fördern.

Als Viktor mich gebeten, in dem Forum der damit verbundenen Künstler mitzuwirken, habe ich gesagt:”.. ja, wenn es als Preis das große Geld gibt”

Und 100.000 Dollar, das ist das große Geld.

Ich habe damals in London 1995 den Turner-Preis bekommen, das waren 20.000 £ , viel Geld damals. So etwas hilft wirklich … Ich denke, jede Hilfe für Künstler ist gut, weil es nunmal gibt viel mehr hungernde und arme Künstler in der Welt gibt als reiche.

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Sie arbeiten hier zusammen mit anderen großen Künstlern wie Jeff Koons. Stimme die Gerüchte über Rivalität zwischen ihnen beiden?

Damien Hirst

Nein, nicht wirklich. Ich kaufe Jeffs Arbeit, ich bin ein großer Sammler und ich liebe Jeffs Arbeit.

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Und kauft er Ihre?

Damien Hirst

Ich weiß es nicht. Ich glaube, er kauft älteren Kunst. Er ist ein bisschen älter als ich.

Als ich ein junger Künstler war, ging ich in die Saatchi Gallery in London und sah Jeff’s Arbeiten, ich war Student und Jeff war bereits ein großer Künstler, er war irgendwie mein Held.

Ich bin nicht Jeffs Held.

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Was erwarten Sie für die nächsten Jahre? Werden Sie Ihre Linie fortsetzen?

Damien Hirst

Ja, das tue ich mit der aktuellen Auktion.

Ich habe viele meiner Werkgruppen beendet, so dass ich mit den Schmetterlingen Schluß gemacht habe. Ich blieb ich bei Werken in Formaldehyd. Ich mache etwas Neues, habe viel Spaß, so wie wieder am Anfang.

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Weiter mit Schädeln?

Damien Hirst

Schädel haben mir immer gefallen.

Meine Freundin hat zu mir gesagt:

“du kannst keine Schädel machen, weil das zu modisch ist”. Deshalb habe ich den Diamant-Schädel gemacht. Weil ich denke, ein Schädel kann nie zu modisch sein. Wie in Mexiko … Ich habe ein Haus in Mexiko und dort lieben sie den Schädel. Es ist nur eine endlose Wiederholung. Und ich werde es auch weiterhin tun, bis es wieder unmodern wird , modisch, unmodern …

Ich weiß nicht …

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Damien Hirst, es war eine Freude, mit Ihnen zu sprechen. Frohe Weihnachten!

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