Saif al-Islam Gaddafi: "Sarkozy muss das Geld zurückzahlen"

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Im Interview mit euronews droht der Sohn von Libyens Langzeitmachthaber Gaddafi Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy mit pikanten Enthüllungen.

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Während sich Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi in Tripolis von seinen Anhängern feiern lässt, hat sein Sohn, Saif al-Islam, euronews ein Exklusivinterview gegeben.

Er prophezeite ein baldiges Ende der Kämpfe und drohte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy mit pikanten Enthüllungen.

euronews, Riad Muasses:
“Saif al-Islam vor diesen Ereignissen, waren Sie der Vertreter eines neuen, reformierten Libyens. Planen Sie angesichts der jüngsten Proteste die Umsetzung von Reformen?“

Saif al-Islam Gaddafi:
“Was Sie in den vergangenen zwei Wochen in den Straßen gesehen haben, waren keine Demonstrationen sondern bewaffnete Milizen, die die Menschen erschreckt und aufgehängt haben.
In Al-Bayda haben sie Polizisten hingerichtet, in Darna haben sie Menschen an Brücken aufgeknüpft und in Misurata haben sie einen Mann auf einem Platz im Zentrum der Stadt angezündet. Diese Leute glauben nicht an Dialog, an Menschenrechte oder an Demokratie. Es sind Kriminelle und wir wissen Bescheid über ihre Gräueltaten, weil sie Fotos und Videos davon machen und in Umlauf bringen.
Jetzt erhebt sich das libysche Volk und verteidigt sein Land. Jeden Tag befreit die libysche Armee eine Stadt und die Bevölkerung strömt auf die Straßen, um diese Siege zu feiern. Das gesamte libysche Volk hat sich gegen die Milizen und die Terroristen vereint. Viele Freiwillige haben sich außerdem der Armee angeschlossen, um zu kämpfen.
Wir werden politische Reformen verabschieden, wenn in unserem Land wieder Ruhe eingekehrt ist und Frieden herrscht. Wir wollten schon vorher Reformen und eine neue Verfassung verabschieden sowie mehr Freiheiten ermöglichen, doch jetzt gilt es erst einmal zu kämpfen, um Libyen von den Terroristen zu befreien.”

euronews:
“Glauben Sie, dass Libyen tiefgehende Reformen benötigt?”

Saif al-Islam Gaddafi:
“Ja, damit sind wir einverstanden. Wenn Sie jedoch einen Passanten auf der Straße fragen, dann wird er ihnen sagen, dass er sich Sicherheit wünscht. Bauprojekte oder die Verbesserung der Infrastruktur werden nicht seine erste Sorge sein, denn die Libyer haben unter dem Terror der Milizen gelitten. Sie wollen aus diesem Grund, dass wieder Frieden herrscht und für Sicherheit gesorgt wird. Das hat jetzt Vorrang.
Die Reformen werden kommen, doch erst in zwei Wochen oder einem Monat. Dann wird ein neues Libyen geboren mit neuen Gesetzen und einer neuen Verfassung. Es wird eine modernes Libyen sein.”

euronews:
“Gibt es Beweise für die Präsenz von Al-Kaida oder anderen militärischen Gruppierungen in Libyen?“

Saif al-Islam Gaddafi:
“Al-Kaida war nur in den Städten Al-Sawiya, Darna und Al-Bayda. Doch es haben sich außerdem Mörder und Kriminelle zu bewaffneten Gruppierungen zusammengetan.
Diese Milizen haben sogar Jugendliche rekrutiert. Sie haben die Bilder im Fernsehen gesehen, wo sie Alkohol trinken, laute Musik hören und Drogen nehmen. Es gibt also diese kriminellen Milizen und die Islamisten; beide sind Feinde Libyens.“

euronews
“Ihrer Ansicht nach gibt es also keine Menschen, die gegen Sie demonstrieren, nur Milizen und Islamisten?”

Saif al-Islam Gaddafi:
“Es kommt vor allem darauf an, was in Bengasi geschehen ist. In den nächsten Tagen werden wir einen Film veröffentlichen, der die Wahrheit ans Licht bringt.
Erstens gab es bestimmte Geschäftsmänner, die ihre arabischen Angestellten, die in Libyen sind, dazu aufgefordert haben, auf die Straße zu gehen. Bei einem Großteil der Demonstranten handelte es sich um arbeitslose Ägypter und Palästinenser.
Zweitens kann es sein, dass in Bengasi Menschen leben, die gegen Muammar al-Gaddafi sind. Vielleicht gibt es ein paar tausend Gaddafi-Gegner, doch insgesamt leben in Bengasi 1,5 Millionen Menschen.
Es gibt in Libyen tausende Menschen die nicht an Gott und nicht an Gaddafi glauben. Unser ehemaliger Außenminister gehört zu diesen Ungläubigen. Er macht daraus keinen Hehl. Man kann also nicht sagen, dass alle Libyer hinter Gaddafi stehen.“

euronews
“Libyen wurde also nicht von Tunesien und Ägypten angesteckt?”

Saif al-Islam Gaddafi:
“Es ist keine Frage der Ansteckung, sondern eine Art Modeerscheinung. Was passiert, ist zu vergleichen mit der Revolution der Jugendlichen in Europa in den sechziger Jahren.
Man darf außerdem nicht vergessen, dass gewisse arabische Sender eine Medienkampagne gegen uns führen voller Lügen und Gerüchte. Das libysche Volk hat das mittlerweile durchschaut.
Einer dieser Sender hat zum Beispiel behauptet, dass libysche Einheiten den Hafen von Mezda angreifen. Dabei befindet sich Mezda in der Mitte der Wüste. Die Sender unserer arabischen Brüder sind auf ein sehr tiefes Niveau gesunken. Das libysche Volk ignoriert diese Sender.
Diese arabischen Sender behaupten, dass sich Tripolis in den Händen der Aufständischen befindet, die sich “freies Libyen” nennen, und, dass in den Straßen von Tripolis gekämpft wird.“

euronews
“Laut jüngsten Informationen befinden sich ihre Einheiten vor Bengasi und sogar in der Nähe der Grenze zu Ägypten. Was werden Sie mit jenen machen, die gegen Gaddafis Regierung gekämpft haben?”

Saif al-Islam Gaddafi:
“Die meisten sind entkommen. Unsere Anhänger haben uns darum gebeten, sie gehen zu lassen, also diese Verräter, die mit den USA, Großbritannien und Frankreich zusammen gearbeitet haben, gehen zu lassen.
Und jene, die die USA, Großbritannien und Frankreich kontaktiert haben und nach der britischen und der US-Armee sowie der NATO riefen, die fliehen jetzt nach Ägypten.
Wir haben nicht vor diese Verräter, die Verbrechen gegen das libysche Volk begangen haben, zu töten. Wir wollen keine Rache. Sie sollen nur Libyen verlassen und nach Ägypten gehen, denn Libyen ist nicht mehr ihr Land. Viele sind bereits diesen Weg gegangen.”

euronews:
“Die Vereinten Nationen diskutieren über eine Flugverbotszone für Libyen. Wie werden Sie reagieren, falls eine solche Resolution verabschiedet wird?”

Saif al-Islam Gaddafi:
“Was für eine Resolution denn bitte? In 48 Stunden ist alles vorbei. Unsere Truppen stehen fast in Bengasi. Egal, wie die Entscheidung ausfällt, sie wird zu spät kommen.”

euronews:
“Laut der arabischen Liga hat die libysche Regierung keine Legitimität mehr. Werden Sie aus der Liga austreten?“

Saif al-Islam Gaddafi:
“Das ist doch lächerlich. Diese Regime sind nicht demokratisch. Sie halten keine Wahlen ab, ihre Präsidenten sind nicht gewählt und halten sich weder an die Gesetze noch an die Verfassungen. All diese Regime haben keinerlei Legitimität.
Wir haben ein wirkliches Problem mit Amr Moussa, dem Generalsekretär der arabischen Liga. Dieser Mann bekommt Geld aus Quatar und bereitet sich auf eine Kampagne für die Präsidentschaftswahlen in Ägypten vor. Unsere Brüder aus Quatar haben ihn darum gebeten diese Rolle zu spielen.
Wir haben diese Strategie durchschaut und wissen, was unsere Feinde vorhaben. Amr Moussa hat keinerlei Legitimität, ebensowenig wie alle anderen arabischen Präsidenten.
Bei diesen arabischen Regimen handelt es sich um Diktaturen oder Dynastien und sie tun so, als ob sie die USA oder die EU wären. Wir wissen, was die arabische Liga für ein Theaterstück spielt.
Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um zu entscheiden, ob wir in der arabischen Liga bleiben oder nicht. Wir werden diese Entscheidung später fällen. Jetzt hat unser Kampf gegen die bewaffneten Milizen und die Befreiung unseres Landes Vorrang.”

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euronews:
“Frankreich hat als erstes Land den Revolutionsrat in Libyen anerkannt. Wie stehen Sie dazu und zu Präsident Sarkozy?”

Saif al-Islam Gaddafi:
“Sarkozy muss das Geld zurückzahlen, das wir ihm zur Finanzierung seines Wahlkampfes gegeben haben. Wir haben seinen Wahlkampf finanziert, wir haben detaillierte Belege dafür und sind bereit, alles preiszugeben. Das erste, was wir von diesem Clown wollen, ist also unser Geld. Wir haben es ihm gegeben, weil er dem libyschen Volk geholfen hat. Aber er hat uns enttäuscht. Gib uns das Geld zurück. Wir haben alle Details hier, die Bankkonten, die Überweisungsformulare und wir werden das alles bald veröffentlichen.”

euronews:
“Eine letzte Frage Sie sind Gaddafis Sohn, werden Sie sein Nachfolger und somit der nächste Herrscher Libyens?”

Saif al-Islam Gaddafi:
“Ich werde mich dazu nicht mehr äußern. Ich habe vor langer Zeit eine Entscheidung getroffen und habe nichts mehr dazu zu sagen.”

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