Wie weiter in Syrien?

Wie weiter in Syrien?
Von Euronews
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Seit einem Jahr versuchen die Demonstranten, die syrische Regierung vom Sockel zu stoßen. Der Aufstand nahm seinen Anfang bei kleineren Demonstrationen in Damaskus, die gewaltsam gesprengt wurden. Drei Tage später fallen die ersten tödlichen Schüsse auf Oppositionelle in der Provinzhauptstadt Daraa.

Bilder aus der umkämpften Widerstandshochburg Homs, der drittgrößten Stadt des Landes: Die Repressionen des syrischen Regimes sorgen weltweit für Entsetzen. Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen im Konflikt bisher schätzungsweise 8000 Menschen ums Leben. Genau Angaben gibt es nicht, da die ausländischen Journalisten aus Syrien ausgewiesen wurden. Die Bewegung der Aufständischen ist schlecht organisiert.

Trotz Sanktionen und Kritik: Die Weltmächte sind geteilter Meinung, wie mit dem Regime in Damaskus umzugehen ist. China und Russland verhinderten Resolutionen.

Assad lebt seinen normalen Alltag: Während der Arabische Frühling innerhalb weniger Monate zu einem Regime-Wechsel in Ägypten, Libyen und Tunesien führte, hält Assad an seiner Macht fest.

Das euronews Interview zum Thema:

Adel Dellal, euronews:

Uns aus Paris zugeschaltet, Herr Moundir Makhos Mitglied des syrischen Nationalrates, verantwortlich für die Außenbeziehungen mit Europa und genau darüber wollen wir sprechen.
Herr Moundir Makhos, bienvenue sur Euronews.

Moundir Makhos:

Bonjour et merci

Adel Dellal:
Die syrische Opposition feiert ihren ersten Jahrestag der Aufstände von Deraa, die sich zu einer richtigen Revolution gegen das Assad-Regime ausgeweitet haben. Wie denken Sie, wird sich die Revolution weiter entwickeln?

Moundir Makhos:

Die Revolution ist, wie wir alle wissen, in eine entscheidende Phase eingetreten,- dramatisch im eigentlichen Sinne des Wortes. Das ist ein echter Krieg, Genozid begangen durch das Regime an der eigenen Bevölkerung. Die politische Situation ist kompliziert. Es gibt Anzeichen, das hinter den Kulissen an einem neuen Ansatz zur Lösung gearbeitet wird. Ich denke zum Beispiel an die Mission von Kofi Annan oder die Position Russlands. Denn auch die Rede Lawrows vor der Duma deutet in diese Richtung. Wenn man etwas zwischen den Zeilen liest, kann man schließen, dass sich die russische Position verändert.

Adel Dellal:

Herr Makhos, der Nationalrat als Vertreter der syrischen Opposition, ist stark zersplittert.
Welche Auswirkungen könnte dies auf den Rat und die Opposition haben?

Moundir Makhos:

Zweifellos wird das, was gerade im syrischen Nationalrat passiert, einen negativen Einfluss auf die Opposition und auf die Revolution haben. Auch wenn wir versuchen diesen Effekt zu vermeiden. Wenn man sich aber anschaut, was vor Ort geschieht, sich die Bilanz ansieht, dann ist das vielleicht ganz normal.Alle Oppositionsbewegungen der Welt sind zersplittert.

Adel Dellal:

Die aktuelle Situation sieht nicht gerade gut aus für die syrische Opposition. Was erwartet sie von der internationalen Gemeinschaft – politisch, wie auch militärisch?

Moundir Makhos:

Nun, ja – die Situation ist nicht einfach,- das ist richtig! Aktuell am wichtigsten sind die beiden Arme der Revolution: der Volksaufstand und die bewaffnete freie syrische Armee. Sie gehen durch eine schwierige Zeit und kämpfen mit ungleichen Kräften gegen das Regime. Wenn man aber zurückschaut in der Geschichte, dann ist der Widerstand des syrischen Volkes legendär. Die innere Dynamik des Landes wird von selbst zur Lösung des Konflikts beitragen.

Adel Dellal:

Was bedeutet das in Bezug auf die Bewaffnung der Mitglieder Freien Syrischen Armee?

Moundir Makhos:

Die Freie Syrische Armee klagt über ihre nicht ausreichende Bewaffnung, logistische Unterstützung und Möglichkeit zur Kommunikation.
Trotzdem möchten wir hier heute einigen der arabischen Länder für ihre Hilfe danken. Sie kommen ihrer moralischen und humanitärer Pflicht nach. Dadurch wird die Freie Syrische Armee weiterhin das zentrale Element im Kampf gegen das Regime sein und deren Bande von Kriminellen.

Adel Dellal:

Moundir Makhos Mitglied des syrischen Nationalrates, verantwortlich für die Außenbeziehungen mit Europa…je vous remercie.

Moundir Makhos: Merci

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