Frankreichs Muslime fürchten Anfeindungen

Frankreichs Muslime fürchten Anfeindungen
Von Euronews
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Mohamed Merah, der Attentäter von Toulouse, hat im Namen des Islam sieben Menschen kaltblütig getötet.

In Frankreich leben Schätzungen zufolge rund fünf Millionen Muslime, viele fürchten, dass die Schandtat eines Einzelnen der muslimischen Gemeinde angelastet wird.

Die Muslime in Frankreich sprechen von “Amalgame”, gemeint ist damit eine Verquickung von Terrorismus und Religion.

Passanten in der Hauptstadt Paris schienen besorgt:
“Das wird auf uns zurückfallen. Alle werden in einen Topf geworfen und schon wieder ist der Islam getroffen.” Ein anderer meinte: “Wir bekommen wieder Probleme deswegen. Es ist nicht das erste und nicht das letzte Mal.”

Aus Studien geht hervor, dass die Mehrzahl der Muslime in Frankreich den gewalttätigen Fundamentalismus ablehnt.

Mohammed Moussaoui, der Präsident des französischen Rats der Muslime, betonte, dass Merah seine Taten auf keinen Fall mit dem Islam rechtfertigen könne.

Euronews sprach mit Abdellatif Mellouki, dem Vizepräsident des Regionalrats der Muslime.

Didier Burnod, euronews:
Wie geht es der muslimischen Gemeinde in Toulouse nach diesen tragischen Ereignissen?

Abdellatif Mellouki:
“Wir sind sehr besorgt. Wir fürchten uns vor den Reaktionen der Menschen, die alle Muslime in einen Topf werfen. Viele haben sogar Angst, das ist verständlich. Außerdem befinden wir uns mitten im Präsidentschaftswahlkampf, das kommt noch erschwerend hinzu.”

euronews:
“Angesichts des Präsidentschaftswahlkampfs warnen viele vor einer Instrumentalisierung der Ereignisse durch die Politik. Es wurden bereits Vorwürfe gegen bestimmte Kandidaten erhoben. Was ist Ihr Eindruck?”

Mellouki:
“Ich habe gestern mehrere
Präsidentschaftskandidaten während der Trauerfeier für die getöteten Solaten in Montauban getroffen. Ich habe mich mit ihnen unterhalten und sie darum gebeten, Acht zu geben auf die Gefahr der Instrumentalisierung. Ich verlasse mich auch auf die Medien und ich hoffe, dass sie die gläubigen Muslime, die hier in der Region ganz normal leben, sei es als Arbeiter oder als Forscher, und den Attentäter nicht in ein und denselben Topf werfen.
Die Politiker und Medien müssen sich an die Spielregeln halten und nicht alle gleich setzen und die Islamfeindlichkeit vermeiden, denn genau das ist es, was bestimmte Menschen in die Arme des Extremismus treibt.”

euronews:
“Eine letzte Frage Herr Mellouki: Welche Nachricht wollen sie als Vorstand einer muslimischen Gemeinde rüberbringen?”

Mellouki:
“Meine Nachricht an die muslimische Gemeinde ist folgende: Sie sollten nicht in Panik geraten und weiter wie bisher ihr Leben führen. Sie sollten den anderen Menschen gegenüber sehr vorsichtig sein, unabhängig davon welcher Religion sie angehören oder ob sie Atheisten sind. Sie sollten vor allem auch verständnisvoll sein, auf die anderen zugehen, versuchen mit ihnen zu reden. Viele urteilen vorschnell, weil sie keine Ahnung haben, das kann verhindert werden, wenn man sich austauscht und den Anderen kennenlernt.”

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