Gefahr durch "einsame Wölfe"?

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Von Euronews
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Wie kann es sein, dass ein Extremist, der von den Sicherheitsbehörden überwacht wird, solche schwerwiegenden Taten begehen kann, ohne festgenommen zu werden? Unser Korrespondent Giovanni Magi befragte dazu den Politologen Jean-François Daguzan:

Wir sind mit zwei Problemen konfrontiert: Als erstes stellt sich die Frage, ob der Geheimdienst in der Lage ist, alle mutmaßlichen Djihadisten zu übewachen. Nach Pakistan oder nach Afghanistan zu reisen, ist an sich kein Verbrechen.
Das zweite Problem ist rechtlicher Natur: es muss eine Straftat vorliegen. Wenn jemand verkündet, dass er Djihadist ist, dann bricht er damit kein Gesetz. Er MUSS zur Tat schreiten oder eine Tat planen. Gedanken Einzelner kann man nicht bestrafen.

Desweiteren besteht eine große Schwierigkeit darin, sogenannte “schwache Signale” zu entdecken, die eine Handlung auslösen könnten.

Im Übrigen sollte man daran erinnern, das es seit 1995 keinen derartigen Anschlag auf französischem Boden gab. Die Arbeit der Ermittler war also recht erfolgreich. Angeblich wurden pro Jahr 2 bis 3 terroristische Zellen unschädlich gemacht.

Gianni Magi, euronews:
Bedeutet das, das Al-Kaida als Struktur noch existiert? Wenn ja, wie entwickelt sie sich?

Jean-François Daguzan:
Ich bin nicht einer von denen, die an eine reale Organisation “Al-Kaida” glauben. Man bemüht sich eher um autonomes Handeln im Sinne des Ganzen. Einen festen Führer brauchen Sie dafür nicht. Hinzu kommt, die Terrorzellen sind extrem klein. Hier war es wohl so, das der Täter auf Familienebene durch seinen Bruder beeinflusst wurde. Wie soll man da hineingelangen? Das ist extrem schwierig. Die Amerikaner sprechen vom “einsamen Wolf”. Der einsame Wolf, ist eine Person, die sich selbst rekrutiert und eigenständig agiert. Sie werden bemerkt haben, das die Forderungen von Al-Kaida immer im Nachhinein und meist sehr spät gemacht wurden. DAS deshalb, weil sie erst prüfen mussten, ob tatsächlich ein gleichgesinnter am Werk war oder nicht.

Gianni Magi:
Merah Mohammed verfügte über ein wahres Waffenarsenal. Ist es heutzutage zu einfach in Frankreich, Waffen zu kaufen?

Jean-François Daguzan:
Das ist ein echtes Problem. Seit etwa zehn Jahren verschärft sich die Situation: in Vororten einiger Großstädte, sind Waffen,- besonders Kalaschnikows und Pistolen, zu einer wahren Geißel geworden.
Der Großteil dieser Waffen kommt sicher vom Balkan, aus Ländern des ehemaligen Jugoslawien.
Für ein paar hundert Dollar, können Sie dort eine Pistole kaufen. Wir befinden uns in einer Situation, in der sich der kleine Schurke billig ausstatten kann.

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