Busfahren angenehm gestalten

Busfahren angenehm gestalten
Copyright 
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Sie sind überall. Aber die Popularität von Bussen hält sich in Grenzen. In Göteborg wird auf der Linie 16 ein brandneuer Bus eingesetzt. Es ist eine der wichtigsten Verbindungen der Stadt.

Dieses Modell ist eine Geheimwaffe, wenn es darum geht, neue Bus-Liebhaber zu gewinnen. Das Fahrzeug bietet 20 Prozent mehr Raum für die Passagiere – und das durch wenige Tricks.

Ingenieur Lars Carldén erklärt: “Das ist unser neu entwickelter Bus. Wir haben breitere Türen, die einen besseren Zugang für die Passagiere ermöglichen. Wir haben 15 zusammenklappbare Sitze, die sie hier sehen können. Während der Hauptverkehrszeiten kann der Fahrer diese in die hochgestellte Position bringen. Der Fahrer sitzt in der Mitte zwischen den beiden Vorderrädern. Wir haben die Vorderräder nach vorn gezogen, damit wir mehr Platz gewinnen. Hier im hinteren Teil haben wir eine neue Kunststoffverkleidung, die transparent sind. Damit bekommen wir mehr Licht, denn normalerweise ist dieser Teil des Busses dunkel.”

Der Bus ist ein Prototyp eines Projekts der Europäischen Union, das sich zum Ziel gesetzt hat, ruhigere, saubere und benutzerfreundlichere Busse zu entwickeln. Aber was denkt der Fahrer?

Thomas Thimour schildert seine Beobachtungen: “Es gibt verschiedene Punkte. Als Fahrer sitzt man in der Mitte, in allen anderen Bussen dagegen links. Wenn man nun sein altes Busfahrer-Gehirn einsetzt, ist man mindestens einen Meter zu weit links. Schwierig ist die Kommunikation mit den Passagieren, weil man nahezu komplett abgeschottet ist. Das ist kein zu großes Problem, nur manchmal.”

Die Wissenschaftler haben mathematische Modelle verwendet, um den Passagierfluss zu verschiedenen Zeiten und die Stationen von Buslinien in ganz Europa zu kalkulieren. Ingenieur Atieh Hanna: “Wir wollten die konzeptionellen Änderungen im Bus-Layout untersuchen. Wir wollten wissen, wie die Änderungen den Zeitplan, den Zugang und die Kapazität des Busses beeinflussen.”.

Die Forscher testeten ihre Formeln mit hölzernen Bus-Modellen. Ingenieur Oskar Rexfelt: “Dieser hölzerne Bus wurde aus verschiedenen Teilen zusammen gebaut, damit wir Änderungen vornehmen konnten. Wir konnten zum Beispiel neue Sitze, die Zahl der Türen oder die Vorderseite ändern und sehen, wie dies das Passagieraufkommen beeinträchtigen würde.”

Gleichzeitig haben Wissenschaftler nahe Paris eine neue Computer-Plattform mit der neuesten Informationstechnologie entwickelt. Die Fahrer können mit einem kleinen Bildschirm die Elektronik koordinieren,inklusive GPS, Verkehrsinformationen, Ticketausgabe, Passagieraufkommen und Videoüberwachung.

In Dresden haben Wissenschaftler diesen Bus-Simulator verwendet, um die Bedürfnisse von europäischen Busfahrern einzuschätzen. Zwei verschiedene Szenarien wurden untersucht: die eher ruhigen Straßen von Dresden und die hektische Straßen von Rom. Die Aussagen von Busfahrern halfen dabei, die ideale Fahrerkabine zu entwerfen.

Busfahrer Rene Wodni zu seinen Beobachtungen: “Der Aufbau von dem ganzen System ist gut gelungen. Die Tasten sind gut erreichbar für mich, also ich brauche mich nicht vorbeugen. Was ich mir wünschen wäre ein Tachometer in der analogen Variante und nicht der digitalen.”

Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass es große Unterschiede zwischen den Busfahrern in Nord- und Südeuropa gibt. Günther Nirschl vom Freundhofer Institut: “Die Aspekte, die unterschiedlich beurteilt werden, die gibt es auch in verschiedenen Städten. Zum Beispiel in Rom – Dresden wird der Aspekt der Sicherheit für den Fahrer bei den römischen Fahrern stärker in Betracht gezogen. Das heißt ein offenes Cockpit, wie es hier vorzufinden ist, fand dort nicht soviel Gefallen. Bei den Dresdner Fahrern war der Schwerpunkt eher auf Ablagemöglichkeiten gelegt.”

Nun muss das neue Design in benzinsparenden Busmodellen noch eingebaut werden. Dazu gehört auch eine weiter entwickelte Telematikplattform. An Visionen fehlt es nicht. Projektkoordinator Umberto Guida: “In 20 Jahren haben wir Busse, die sich der Anzahl von Passagieren, die sie zu einer bestimmten Zeit transportieren müssen, anpassen können. In 20 Jahren wird zudem der “Gesundheitszustand” der Busse aus der Ferne kontrolliert werden. Das bedeutet, dass die Busse von einem Büro aus der Ferne mit einem verbunden Computer überprüft werden, zum Beispiel der Zustand des Motors oder der der Türen. Damit kann verhindert werden, dass ein Bus mitten auf der Straße ausfällt.”

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

EU-Mission Seestern 2030: die Zukunft unserer Meere und Gewässer gestalten

Kabelroboter mischen den europäischen Bausektor auf

Nanotechnologie: eine neue Technologie gegen Brustkrebs