Erdverbundenheit lernen

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Traditionelle landwirtschaftliche Methoden können zwar produktiv sein, aber aufgrund der steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln ist es auch wichtig, innovative Methoden zu entwickeln. Deshalb unterstützen viele Länder ihre Gemeinden darin, diesen Sektor zu fördern. Diese Woche bei
“Learning World”: neue landwirtschaftliche Praktiken.

Nach Schätzungen der UNO wird die weltweite Nachfrage nach Lebensmitteln 2050 dreimal höher sein als heute. Deshalb arbeiten viele Länder daran, ihre landwirtschaftlichen Ressourcen zu erhalten und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Diese Woche schauen wir uns Beispiele in Pakistan, Kuba und China an.

Die Überschwemmungen des Monsun haben in Pakistan die Landwirtschaft verwüstet, ein Sektor, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung arbeitet. Jetzt, da sich das Land aus dieser Krise erholt, unterrichten viele Organisationen die lokalen Bauern in modernen landwirtschaftlichen Methoden.

Die Landwirtschaft ist das Herz der pakistanischen Wirtschaft. 2010 und 2011 ist Pakistan von den verheerendsten Überschwemmungen, die es je gab, heimgesucht worden: 20 Milionen Menschen sind davon betroffen, fast 700.000 Hektar Ackerland stehen unter Wasser, und ein großer Teil des Viehbestands ging verloren.

Dank der Unterstützung der EU konnten die Hilfsorganisationen des Konsortiums Allianz2015, die bereits vor Ort arbeiten, sofort in Aktion treten, um die Notlage zu lindern: Sie begannen mit dem Unterricht über die richtige Hygienepraxis. Mit diesen Kursen sollen Frauen in den ländlichen Gebieten erreicht werden, die das Erlernte innerhalb der Familie weitergeben sollen.

Dazu Naomi Morris von der Allianz2015: “Es ist wichtig, dass wir die Frauen erreichen, denn sie sind zu Hause mit den Kindern. Sie sind diejenigen, die die Kinder erziehen. Es ist wichtig, dass sie diese fundamentalen Hygienepraktiken verstehen. Wir haben Trainer vor Ort ausgebildet, die die Frauen in vier Bereichen unterrichten: in der Körperhygiene, in der Hygiene in ihrem Haushalt und im hygienischen Umgang mit ihrer Umwelt, was auch den Umgang mit Latrinen umfasst: Sie lernen, wie man sie reinigt und was man dafür benutzt.”

Zur Unterstützung des Unterrichts bekommen die Kinder in einigen Klassen ein Stück Seife, dass sie mit nach Hause nehmen können. Pakistan ist ein armes Land. Der landwirtschaftliche Anbau muss auch Familien ernähren. Hier lernen Frauen, wie dazu der eigene Garten genutzt wird. In kleinen Gruppen wird unterrichtet, wie man Obst und Gemüse anbaut, welchen Samen man benutzt, wie man wässert und düngt.

Sandra Tacke von der Welthungerhilfe: “Wir wollen Frauen beibringen, wie man organisches Gemüse züchtet. Sie sollen also nicht von Düngemitteln und Perstiziden abhängig sein.”

Die Kurse sind von Frauen für Frauen. In den Klassen werden auch Kochtechniken gelehrt, damit so viele Vitamine wie möglich auf den Tisch kommen, also kein verkochtes Gemüse. Vielmehr lernen die Frauen, auch kurzgebratene Speisen vorzubereiten und auch rohes Gemüse schmackhaft zu machen.

Gesunde Ernährung – diesem Ziel wollen die Kurse den Menschen näher bringen. Nochmals Sandra Tacke: “Wir bieten Kochkurse an, nicht weil wir denken, die Frauen hier könnten nicht kochen. Sondern weil sie eine Vorstellung von Nährwerten bekommen sollen. Denn daran hapert es oft.”

Die Landwirtschaft macht ein gutes Fünftel des Bruttoinlandsprodukts Pakistans aus. Sie treibt ein knappes Fünftel der Exporteinnahmen ein. Drei Viertel der Bevölkerung sind von ihr direkt abhängig. Deswegen ist eine Sensibilisierung in Sachen Ernährung ein wichtiger Schritt nach vorne.

Die US-Sanktionen haben dazu geführt, dass Kuba in heimische Ressourcen investieren musste, etwa in die Landwirtschaft. Um für bedarfsgerechte Anbautechniken zu werben, zielen neue Pläne darauf ab, die Talente einer jungen Generation von landbesitzenden Bauern zu nutzen. Unser Beitrag über kubanische Agrarschulen.

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist Kuba auf sich allein gestellt. Es überlebte vor allem wegen seiner eigenen Landwirtschaft. Diese ist zentralisiert und wird vom Regime streng kontrolliert. Der Agrarunterricht gehört zu den Säulen des kubanischen Bildungswesens. Die Menschen werden auf Spezialschulen ausgebildet, wie hier in Boyeros, 30 Kilometer vor Havanna.

“Diese Schule hier hatte immer einen nationalen Charakter. Im ganzen Land wurden zahlreiche ähnliche Institute gegründet, dieses hier 1962”, sagt der stellvertretende Schuldirektor. Etwa 2000 Studierende lernen hier auf etwa 910 Hektar. Diese grossen Schulkomplexe aus der Sowjetzeit mussten ihre ideologischen Bildungsprinzipien reformieren.

Lehrinhalte wurden den Bedürfnissen des kubanischen Alltags angepasst. So wie in einem “Gartenlabor”. Hier lernen Studenten, Medizin herzustellen. “Wir züchten medizinisch wertvolle Pflanzen, um die Importkosten für Pharmaprodukte gering zu halte. Denn international sind Medikamente teuer”, erklärt ein Lehrer.

“Ich studiere, um Agronomie-Arbeiter zu werden. Es gefällt mir, denn es ist eine wichtige Aufgabe für unser Land – und für mich eine gute Chance. Ich mag es auf dem Land zu arbeiten.”

Vor kurzem kündigte die Regierung die Schaffung von 2600 Farmen und städtischen Parks an. Ausserdem bekamen Privatbürger das Nutzungsrecht für etwa drei Millionen Hektar Land.
“Die Landwirtschaft wird auf staatlichen Farmen organisiert”, sagt der stellvertretende Direktor unserer Schule. “Aber auch in staatlichen Lebensmittelfirmen und im Privatsektor. Das heisst, wir haben Bauern, die auch Landbesitzer sind und die ihre eigenen Produkte vermarkten.”

In den Händen dieser Studenten liegt die Zukunft der Zuckerinsel. Kuba muss immer noch vier Fünftel seiner Verbrauchsgüter importieren. Das Staatsmonopol bei Verkauf von Agraprodukten zu überwinden – das dürfte einer der nächsten Schritte sein…

Und nun nach China. Wir besuchen junge Menschen, die es ihren Ahnen gleichmachen und sich der Anbaukunst des grünen Tees widmen. Die Schüler lernen das ABC der Teeproduktion und der historischen Wurzeln dieser Kultur.

Im Volksmund heisst es, dass das Getränk Chinas Tee ist, und die Heimat des Tees ist Hangzhou. Die Spezialität heisst Drachensee-Tee und wird auf den Hügeln angebaut, die die Stadt umgeben. Im Dorf Zhoupu wird grüner und schwarzer Tee angebaut. Eine Gruppe von Kindern lernen hier alle Geheimisse über die Kultivierung dieser alten Pflanze.

Die Kinder laufen durch die Plantage und sammeln Teeblätter, die sie in ihre Körbe tun. Der Tee wird aus frischen Blättern gemacht, die die Kinder mit Hilfe ihrer Eltern pflücken. So lernen sie, wie die Ernte funktioniert. Eine harte Arbeit, die die Menschen hier seit 2000 Jahren praktizieren.

“Unsere Kinder und ihre Eltern wissen wenig über die Geschichte und die Kultur des Jiuqu Hongmei-Tees aus unserer Gegend. Wir hoffen, dass die junge Generation nun etwas über unsere Kultur, den Tee und damit über sich selbst lernt”, sagt ein Lehrer.

Nach der Tee-Ernte kommen die Blätter in die Fabrik. Hier werden sie gewogen. Hier sehen, schmecken und berühren die Kinder diese unbekannte Pflanze, die im Alltagsleben der Menschen hier so allgegenwärtig ist – zu Hause, im Restaurant und in Teehäusern.

“Sie lernen den vollständigen Produktionsporzess, sagt ein anderer Lehrer. “Ich bin sehr stolz auf sie, dass sie die Tee-Kultur weitertragen.

Bei hoher Temperatur entzieht der Teemeister dem Gebräu alle Oxidase. Am Ende entsteht ein Produkt, was nach frischem Grün riecht und aussieht. Daher natürlich der Name.

“Bevor ich zu dieser Tee-Plantage kam, wusste ich absolut nichts, meint ein Mädchen. “Aber heute habe ich gelernt, wo der Tee herkommt.”

Der Legende nach gab es im dritten Jahrhundert vor Christus einen chinesischen Kaiser, der nur heisses Wasser trank. Eines Tages fühlte er sich nicht gut. Er machte im Schatten einer Teepflanze ein Nickerchen. Ein Blatt fiel in seine Tasse. Als er aufwachte trank er den Inhalt, und sein Unwohlsein war gelindert.

welthungerhilf
“alliance2015”: http://www.alliance2015.org/
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