Tausende Computer zeichnen Bild des Schwarzen Meeres

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Von Euronews
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Wissenschaftler versuchen derzeit, aus vielen kleinen Details ein Gesamtbild vom Schwarzen Meer zusammenzusetzen. Dazu trifft sich am Ufer der Donau ein ungewöhnliches Team. Rumänische und ukrainische Wissenschaftler brechen zu einer gemeinsamen Forschungsreise auf. Sie beurteilen die Wasserqualität und den biologischen Zustand des Donau-Deltas, eines riesigen Schutzgebietes, das sich beide Länder teilen.

Der Ökologe Jenica Hanganu vom Donau-Delta Forschungs-Institut hat gute Nachrichten. Das Algenwachstum nehme ab. Außerdem entwickelten sich einige Arten, die Indiaktoren dafür seien, dass sich die Wasserqualität verbessert. Weniger Industrieabwässer und effektivere Wasseraufbereitungsanlagen verbessern tatsächlich die Wasserqualität im Donau-Delta.

Dafür steht die Region vor anderen Herausforderungen, erklärt der rumänische Geograph Iulian Michersu. Die Donau habe nun viel mehr Dämme und Deiche. Das Delta sei dadurch schmaler geworden und der Fluss tiefer. Das beeinflusse die Artenvielfalt der ganzen Gegend. Beispielsweise gebe es jetzt weniger Eichen, denn die Bäume stünden nun nicht mehr so nah am Wasser wie früher.

Die Probleme gibt es natürlich auch auf der ukrainischen Seite. Der Fluss und seine Umwelt kennen keine politischen Grenzen. Der Hydrologe Mikhail Kornilov erklärt, das Hauptproblem auf ukrainischer Seite seien die Überschwemmungen. Außerdem machten die Dämme entlang der Donau den Wasseraustausch zwischen dem Fluss und den angrenzenden Seen schwieriger. Dadprch würden viele Seen austrocknen.

Die vielfältigen Proben, welche die Wissenschaftler auf ihrer Forschungsreise sammeln, werden anschließend ins Labor gebracht – für genauere Untersuchungen. Die Chemikerin Liliana Teodorof hat ebenfalls gute Nachrichten. In den letzten Jahren sei die Konzentration von Schwermetallen in der Donau zurückgegangen, Metalle wie Cadmium, Zink und Blei. Sie stammten ursprünglich aus den Industrieabwässern und der Landwirtschaft und seien immer noch vorhanden. Aber die Menge sei zurückgegangen, sowohl im Boden, als auch und im Wasser.

Die vielfältigen Daten aus dem Donau-Delta werden regelmäßig gesammelt. Doch sie bleiben nicht in den Schubladen des Labors, sondern gehen auf eine weitere Reise. Die nächste Station ist Genf: Dort werden aus den Umweltdaten vom Schwarzen Meer – einschließlich des Donau-Deltas – interaktive Karten und Datenbanken erstellt. Der Umweltwissenschaftler Gregory Giuliany erklärt: Die Wissenschaftler verlören gut die Hälfte ihrer Zeit damit, all die Daten zu sichten. Teilweise
kämen die auch noch in verschiedenen Formaten und in unterschiedlicher Qualität an. Also müsse man die Daten dann erst noch umwandeln, damit die Software mit ihnen arbeiten kann.

Wissenschaftler haben bisher Computermodelle entwickelt zur Bodennutzung, zur Bevölkerungsentwicklung – und zum Wasserhaushalt, beispielsweise auch der Donau. Und all die Modelle können von unterschiedlichen Plattformen aus genutzt werden.
Sie lassen sich beispielsweise über Google-Earth aufrufen. Man kann sie auch auf einem Smartphome oder Tabletcomputer betrachten.

Das Projekt ist Teil der “Global Earth Observation”. Mit Überwachungstechnik sollen so wissenschaftliche Datenbanken entstehen, die Informationen zu Ökosystemen und Regionen rund um den Globus liefern. Der Projektleiter des EnviroGRIDS-Projekts, Anthonz Lehmann, erklärt:

Die heutige Technologie, mit der man die Umwelt beobachte, sei sehr hochentwickelt, mit Satelliten und Sensoren. Und mit dem Internet, um die Daten zu verbreiten. Man sei Lichtjahre entfernt von dem, was man in der Vergangenheit getan habe. Aber man habe leider die Verbindung zur realen Umwelt verloren. Das wichtigste Ziel, das man mit den neuen Datenbanken verfolgen sollte sei, der Gesellschaft die komplexe Umwelt wieder näher zu bringen.

An der Donau suchen derweil Forscher tatsächlich nach praktischen Anwenungen für diese leicht zugänglichen – und wichtigen Daten. Der Hydrologe Mikhail Kornilov meint, durch die Auswertung aller Daten verschiedener Länder werde man sich ein vollständiges Bild von der Situation im Schwarz-Meer-Becken machen können. So könne man beispielsweise verschiedene Szenarien eines möglichen Klimawandels in diesem Gebiet vorhersagen.

Ähnlich sieht es auch sein Kollege Jenica Hanganu vom Donau-Delta Forschungs-Institut. Seiner Ansicht nach könne man später mit den Daten zahlreiche Strategien verbessern. Beispielsweise könne man die Überschwemmungsrisiken minimieren, das Artensterben eindämmen oder Veränderungen im Ökosystem vermeiden.

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