Rolle der Außenpolitik im US-Präsidentschaftswahlkampf

Rolle der Außenpolitik im US-Präsidentschaftswahlkampf
Von Euronews
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euronews:
Vor dem Hintergrund einer globalen Wirtschaftskrise haben trotzdem innenpolitische Themen im Wahlkampf die Außenpolitik in den Hintergrund gedrängt. Über die wichtigsten Felder der Außenpolitik sprechen wir jetzt mit Christiane Amanpour von ABC in New York. Welches sind die wichtigsten Veränderungen, die wir für die nächsten vier Jahre in der Außenpolitik erwarten können? Ist Amerikas Einfluß immer noch so groß wie einst?

Christiane Amanpour:
Das sind zwei verschiedene Fragen: Ja, Amerikas Einfluß ist noch groß, weil es die einzige verbliebene Supermacht ist. Trotz globaler Wirtschaftskrise ist es immer noch die weltgrößte Wirtschaftsmacht mit dem weltgrößten Militärpotenzial. So gesehen, ja, die USA kann man weiterhin in dominierender Position erwarten. Die eigentlich Frage besteht darin, wie werden die USA unter neuer Führung – entweder Obama oder Romney – mit dieser Macht umgehen und wo werden sie sie einsetzen. Wird die neue Führung wegen der Wirtschaftskrise kürzer treten, wovon beide Kandidaten gesprochen haben, dann wird die Notwendigkeit enorm wachsen, zuhause am Zusammenhalt der Nation zu arbeiten und die Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen. Wie Sie jedoch in der Debatte gesehen haben, liegen bei den wichtigsten Themen die Kandidaten nicht so weit auseinander.

euronews:
Von Frieden im Nahen Osten keine Spur. Beziehungen mit Israel auf einem Tiefpunkt. Können wir erwarten, dass der Nahost-Friedensprozeß wiederbelebt wird? Und welcher Kandidat könnte das besser?

Christiane Amanpour:
Ich denke, weder der eine noch der andere, wenn Sie meine offene Meinung hören wollen. Wenn es denn einen Friedensprozeß im Nahen Osten geben soll, dann müssen sich die USA und die Konfliktparteien uneingeschränkt dafür einsetzen. Die USA müssen dort als der ehrliche Makler auftreten. Sie müssen den Prozeß unterstützen.
Das müssen auch die israelische Regierung, die Palästinenserbehörde und die Hamas tun.
Auch wenn letztere nicht direkt eingebunden ist. Fakt ist, die Palästinenser sind gespalten.
Gegenwärtig gibt es keinen Hinweis darauf, das der eine oder der andere Kandidat das volle Gewicht eines US-Präsidenten einsetzen wird, um dem Friedensprozeß im Nahen Osten neuen Schwung zu verleihen.

euronews:
Worin besteht die größte Bedrohung für die USA?
Kommt die aus dem Nahen Osten oder wird es auf lange Sicht eher eine ökonomische Bedrohung aus China sein?

Christiane Amanpour:
Offensichtlich sind es die wirtschaftlichen Herausforderungen durch China. Und das gerade zu einer Zeit, da Chinas Wirtschaft nicht eben gesund ist, was sich auch auf die USA und Europa auswirkt, so dass wirklich niemand eine Abschwächung des chinesischen Wachstums wünscht. Offensichtlich wollen beide Kandidaten es besser machen, vorteilhafter für die USA. In den Debatten hat Präsident Obama klar den Terrorismus als größte Bedrohung für die Zukunft bezeichnet.
Und Gouverneur Romney bezeichnete eine Atommacht Iran als größte künftige Bedrohung.

euronews:
Bei der dritten Debatte, bei der es mehr um Außenpolitik ging, kam die Eurokrise nicht vor.
Aber die kann doch die Beziehungen beeinflussen, die EU ist der größte Handelspartner der USA.

Christiane Amanpour:
So war es und das war vielleicht ein krasser Fehler.
Das Problem besteht darin, dass die Wähler die Krise in der Eurozone nicht als wichtig ansehen.
Aber selbst wenn das europäische System bei Wahlen in Amerika keine Rolle spielt, nach wem wird denn zuerst gerufen, wenn die Vereingten Staaten irgendwo in der Welt eingreifen wollen, wie zuletzt in Libyen? Nach den Europäern!
Wer machte mit? Mit wem funktionierte die Allianz?
Großbritannien und Frankreich führten die Aktion in Libyen an und dann schlossen sich die USA an.
Das war von großer Bedeutung.
Ich sage, dass Europa für die Vereinigten Staaten sehr, sehr wichtig ist. Auch wenn das bei den Debatten oder im Wahlkampf keine große Rolle gespielt hat.

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