Online-Makler: "Krise macht Kleinanleger aggressiver"

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Von Euronews
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Charalambos Psimolophities ist Chef von FxPro, einem in Zypern basierten Online-Devisenhändler. FxPro gehört zu den Werbekunden von euronews, schaltet Anzeigen auf unserem, wie auch auf anderen Sendern. Geld wurde für dieses Interview nicht gezahlt. Nun bestand das Interesse zu sehen, was ein Händler wie FxPro genau treibt. Wie riskant sind seine Aktionen für die Kunden, aber auch für den Markt? euronews traf den Zyprioten Psimolophities dazu in London.

Ali Sheikholeslami, euronews:

Wie hat der Wirtschaftsabschwung Ihrer Meinung nach das Handelsvolumen und die Gesamtleistung von FxPro beeinflusst?

Charalambos Psimolophities, FxPro:

Ich denke nicht, dass der Abschwung eine wichtige Rolle für das Handelsvolumen im Devisengeschäft spielt. Wichtig für unseren Handel ist die Volatilität des Marktes. Je mehr Volatilität da ist, um so höher ist das Handelsvolumen. In den vergangenen sechs Monaten war der Markt sehr ruhig. Das hat nichts mit dem Abschwung der Wirtschaft zu tun, sondern es liegt mehr an der Unsicherheit, ob nun der Euro oder der US-Dollar in den kommenden Jahren die dominierende Währung sein wird.

euronews:

Würden Sie sagen, Ihre Kleinanleger sind wegen der Krise zu größeren Risiken bereit, oder verhalten sie sich vorsichtiger?

Charalambos Psimolophities:

Im Devisenhandel gibt es täglich Veränderungen. In der Regel haben sie sich immer recht konservativ verhalten, allerdings führt die wirtschaftliche Unsicherheit mit beispielsweise all dem, was in Griechenland abläuft, dazu, dass die Anleger durchaus ein bisschen aggressiver handeln. Also auf der einen Seite sind sie die meiste Zeit eines Monats zurückhaltend, doch wenn es wichtige Nachrichten gibt, dann gehen sie aggressiver in den Markt.

euronews:

In Unternehmen hat ein Agency-, also Agentur-Modell angenommen. Was bedeutet das?

Charalambos Psimolophities:

Ein magisches Wort: Man bringt die eigenen Interessen mit den Interessen der Anleger in Übereinstimmung. Der Unterschied beim Agentur-Modell ist, dass man mit dem Kunden und für den Kunden handelt. Als sogenannter Market Maker hat man nämlich auf der anderen Seite immer einen Interessenskonflikt: Man verdient dann Geld, wenn der Kunde welches verliert. Und wenn er gewinnt, dann verlierst Du. Es gibt also einen großen Unterschied zwischen dem Agentur-Modell und dem Modell des Market Makers.

euronews:

Welches Wissen haben Ihre Kleinanleger? Haben sie Handelserfahrung? Prüfen Sie deren Hintergrund, bevor Sie ihnen ein Konto eröffnen?

Charalambos Psimolophities:

Ja, wir prüfen ihren Hintergrund. Jeden Tag werden sie sachkundiger. Wir versuchen, ihnen auf jede mögliche Weise zur Seite zu stehen durch Fortbildung, Web-Seminare, Online-Büchereien, wo sie mehr über den Devisenhandel lesen und lernen können. Ich denke, in den kommenden Jahren werden die Menschen immer sachkundiger werden. Das ist das Schöne am Agentur-Modell. Dabei bringt man die eigenen Interessen mit denen des Kunden in Gleichklang. Man will, dass sie länger handeln, man will, dass sie bei ihren Handelsaktionen Erfolg haben und gewinnen, da sie dann länger bei einem bleiben. Der Plan für die nächsten paar Monate ist es, sie weiterzubilden, ihnen mehr Instrumente an die Hand zu geben, die ihre Marktaktivitäten noch profitabler machen. Wir wollen ihnen rechnerische Handelswerkzeuge geben, denn heutzutage ist es so, dass praktisch alles von Computern gemacht wird. Die Psychologie ändert sich fortlaufend. Wenn man die Handelsstrategie aber auf eine rein mathematische Basis verlegt, dann verbannte man die Psychologie aus dem Handel. Die Anleger werden profitabler. Das Problem mit Kleinanlegern ist, dass sie versuchen, gute Händler zu sein. Weil aber jeden Tag so viel Neues passiert, weil es so viele Veränderungen am Währungsmarkt gibt, können sie sehr leicht sehr viel verlieren. Wir arbeiten hart daran, diesen Trend umzukehren und unseren Kunden mehr Gewinne zu verschaffen.

euronews:

Sie werden mir aber sicher zustimmen, dass der Devisenmarkt und der Devisenhandel extrem riskant sind und jemand wie ich, der kein Hintergrundwissen hat, wird so gut wie sicher alles verlieren. Stimmt das?

Charalambos Psimolophities:

Ich stimme dem überhaupt nicht zu. Nicht der Forex-Handel ist riskant, sondern die Hebelwirkung beim Einsatz von Fremdkapital. Währungen schwanken allgemein weit weniger als Börsen oder die Indizes. Wenn man diesen Hebel einsetzt, wird aus einer einprozentigen Bewegung im Währungsmarkt durch einen hundertmal so hohen Fremdkapitaleinsatz eine hundertprozentige Bewegung. Und zwar entweder für oder gegen dich. Es ist also leidiglich der Hebeleffekt, der den FX Markt riskanter macht, und nicht der Markt an sich. Wenn die Leute in der Lage sind, den Hebel angemessen und zu verschiedenen Zeitpunkten einzusetzen, etwa wenn der Markt gerade stark schwankt, dann ist ein geringer Hebelansatz besser, denn wenn der Markt mit einem Prozent gegen dich geht, und du mit einem hundertfachen Hebel arbeitest, dann steigt die Gefahr für dich um das Hundertfache. Dann gehst du schon bei einer einprozentigen Bewegung unter – oder du versoppelst deinen Einsatz.

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