Suche nach Drahtziehern für Mord an Kurdinnen

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Die kurdische Gemeinschaft in Paris ist nach dem Mord an drei kurdischen Frauen in Aufruhr. Die Aktivistinnen wurde mit Kopfschüssen im Kurdistan- Informationsbüro getötet.

Die türkische Kurdenpartei BDP forderte die französische Regierung auf, dieses Massaker aufzuklären, ohne dass Raum für Zweifel bleibe.

Die für Terrorismusbekämpfung zuständige Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.

Unser Korrespondent Giovanni Magi hat die Ereignisse seit heute Morgen verfolgt. Der italienische Journalist Andrea Simone sprach mit ihm, um mehr zu erfahren.

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“Seit heute Morgen protestieren Hunderte Kurden. Sie haben mit ihnen gesprochen. Was denken und was fühlen die Demonstranten nach dieser Tragödie?”

Giovanni Magi:
“Viele hier sind schockiert und können es nicht fassen. Wir sind im 10. Arrondissement von Paris, einem sehr belebten Viertel, in dem viele Kurden leben. Seit dem frühen Morgen haben sich hunderte Kurden hier versammelt. Ich habe mit manchen von ihnen gesprochen. Sie sind schockiert und entsetzt angesichts dieses kaltblütigen Mordes.
Hinzu kommt die Tatsache, dass es sich bei den drei Opfern um Frauen handelt, auch junge Aktivistinnen. Viele empfinden das als besonders grausam.
Die Stimmung hier war wechselhaft. Es gab Momente der Stille, fast schon unwirklich, und dann wurden plötzlich Slogans skandiert, unter anderem Slogans gegen die Türkei. Viele Menschen sind entrüstet und wütend.”

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“Es gibt bereits mehrere Vermutungen über die Hintergründe der Tat. Die Zusammenhänge könnten über Frankreich hinausgehen. Welchen Spuren gehen die Ermittler nach?”

Giovanni Magi:
“Wir müssen sehr vorsichtig sein, denn die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang. Vor kurzem hat die türkische Regierung Gespräche mit der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK aufgenommen. Es könnte also sein, dass die Mörder von jemandem beauftragt wurden, der den Friedensprozess torpedieren will.
Bei der Frage wer genau dahintersteckt, bieten sich mehrere Hypothesen an. Es könnten türkische Gruppierungen oder Gruppierungen innerhalb der PKK sein. Denn wir wissen, dass in dieser Organisation manche gegen die Friedensgespräche sind.
Es könnten auch andere Länder in die Tat verwickelt sein. Es ist zum Teil die Rede von Syrien.
Eines ist sicher, Paris war schon immer ein wichtiger Ort für die PKK, insbesondere für die Sammlung von Spenden.”

euronews:
“Wir wissen schon, dass eines der Opfer mit dem inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan befreundet war. Wer ist sie und was können Sie uns über sie sagen?”

Giovanni Magi:
“Es handelt sich um Sakine Cansiz, sie gilt als Gründungsmitglied der PKK, Ende der 70er Jahre. Sie hatte lange Zeit mit Abdullah Öcalan und auch mit seinem Bruder zusammengearbeitet.
Wir wissen, dass sie innerhalb der PKK wichtige Posten inne hatte. Sie war eine Zeitlang im Irak, dann ging sie nach Europa, sie lebte unter anderem in Deutschland.
Jüngst war sie vor allem im Bereich der Information aktiv. Sie warb für die Interessen und Ziele der Kurden.
Die Tatsache, dass sie unter den Opfern ist, sehen viele als Symbol. Sie gehen von einem politisch motivierten Mord aus.”

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