Wer kämpft da gegen wen in Mali?

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Von Euronews
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Französische Kampfjets vom Typ “Mirage” im Einsatz in Mali. “Mirage” heißt “Fata Morgana” – hoffentlich erweist sich am Ende nicht die ganze Aktion als so eine Illusion. Inzwischen sind 800 französische Soldaten im Land, 2.500 sollen es werden. Man könnte für die letzten 20 Jahre sagen:
Jedem französischen Präsidenten seinen eigenen Krieg. Das ist der Preis für die alten Kolonialherrschaft. Der aktuelle Präsident François Hollande spricht vom Ziel, eine afrikanische Interventionstruppe möge im Einklang mit Beschlüssen des UN-Sicherheitsrates wieder die Ordnung im Staate Mali herstellen. Die westafrikanischen Länder wollen so schnell wie möglich die längst angedachte eigene Eingreiftruppe von insgesamt 3.000 Man zum Einsatz bringen. Das hatte sie schon im November in Bamako beschlossen. Mehr denn je gelte es, alle Kräfte an der Seite von Mali zu mobilisieren, um das Land gegen die Terroristen zu verteidigen und die staatliche Autorität über ganz Mali wieder herzustellen, sagte der Präsident der ECOWAS-Kommission, Kadré Désiré Ouedraogo. Die Zahl der islamistischen Kämpfer wird – je nach Quelle – mit 800 bis 1.200 angegeben. Drei Gruppen agieren im Norden Malis mal mit- und mal gegeneinander.
Al kaida des islamischen Maghreb im Westen, , Ansar Dine im Nordosten und im Südosten um Goa eine Gruppe, die sich Mujao nennt. Ihnen allen gemein ist die Hinwendung zu einem altertümlichen Islam, der jede Art von Toleranz ablehnt, der sogar die Zerstörung islamischer historischer Stätten einschließt, um seinen Ausschließlichkeitsanspruch durchzusetzen. Ansar Dine zum Beispiel wurde von einem Tuareg-Füherer namens Iyad Ag Ghali gegründet, der in Saudi Arabien unter dem Einfluß der dortige Wahabiten zum radikal Salafisten wurde. Das arabische Wort “salaf” bedeutet “Rückkehr zu den Werten der Ahnen”. Der Politikexperte Michel Douti
meint eher sarkastisch, diese Gruppen unterscheiden sich soviel oder so wenig wie Coca Cola und Pepsi. Alle wollen sie die Scharia einführen. Er stellt auch die Frage, ob da neue neue Form von dunkelhäutigem Extremismus entstehe, der sich von jemen der hellerhäutigen Nordafrikaner am Mittelmeer unterscheide. Denn diese Form tauche nun in westafrikanischen Ländern auf, vor allem in Nigeria, Benin und Togo. Aber was genau es mit diesem “schwarzen Djischad” auf sich hat, vermag im Moment noch niemand zu erklären.

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Die französischen Truppen haben in Mali mit der Bodenoffensive begonnen. Da stellt sich die Frage nach den politischen und geo-politischen Konsequenzen. Darüber sprechen wir mit einem Kenner dieser Materie, dem Journalisten Francis Kptindé in Paris. Dies scheint ein sehr leiser Krieg zu sein, es gibt kaum Bilder. Warum diese Zurückhaltung oder gar Zensur?

Francis Kpatindé
Offiziell heißt es, man will vermeiden, dass der Feind die Bilder nutzen kann. Die Islamisten, diese “heiligen Krieger”, die den Norden Mali okkupiert haben, benutzen die Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde und zwar, wie ich meine, um die Bevölkerung in anderen Teilen von Mali ruhig zu halten. Es geht wohl auch darum, keine Bilder von Kollateralschäden publik zu machen.

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Welche Strategie erwarten Sie von den französischen wie afrikanischen Truppen und wie lange kann dieser Krieg dauern?

Francis Kpatindé
Der Krieg dauert ja schon mehrere Jahre. Da muss man berücksichtigen, dass die Dschihadisten die Gegend bestens kennen, somit im Terrain im Vorteil sind. Sie kennen da jede Grotte, wissen, wohin sie sich zurückziehen können im Norden von Mali.

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Das könnte sich auch als Bedrohung für andere Länder auswachen, etwa Nigeria, Algerien, Niger, Senegal….

Francis Kpatindé
Natürlich. Im Senegal sind Geheimdienst, alle Sicherheitskräfte und die Armee schon in Alarmbereitschaft. Dabei ist Senegal nicht das einzige Land in dieser Lage. Schauen Sie nach Niger, das ist auch ein Nachbarland von Mali.
Ebenso Algerien, um das ich mir weniger Sorgen mache. Denn die Algerier kennen dieesen Feind selber. Algerien halte ich für das Land, das selbst schon die meisten Erfahrungen mit “Al Kaida des islamischen Maghreb “ gemacht hat, weshalb ich um Algerien keine Angst habe. Die schwächsten Länder in diesem Gebiet sind Senegal, Niger, möglicherweise Guinea und Elfenbeinküste.

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Für morgen ist in Paris im Außenministerium eine große Konferenz angesetzt zur humanitären Lage und zur Frage der Menschenrechte. Was erwarten Sie davon?

Francis Kpatindé
Das ist wichtig. Es bedeutet, dass man sich schon über die Zeit nach dem Krieg Gedanken macht.
Es ist ein Signal dafür, wie der französische Verteidigungsminister sagte, dass der Krieg gegen den Feind geführt werde, während man gleichzeitig an die Zivilbevölkerung denke. Dass die geflohenen und vertriebenen Menschen in ihre Heimat zurückkehren können. Dass die entsprechenden Strukturen wieder aufgebaut werden. Seit Monaten hacken die Dschhadisten Hände ab, geißeln Frauen wegen Ehebruch, verbieten den Leuten, zu rauchen, ins Kino zu gehen, Fußball zu spielen. Das kann man nicht hinnehmen. Mali muss sein volles Leben zurückbekommen. Es ist ein Land mit Menschen, die das Leben lieben, die Freude haben wollen. Es sind arme aber gute Menschen. Sie leben einen toleranten Islam und sie haben es verdient, ihr eigenes Leben zurück zu bekommen.

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