"Papst trifft beispielhafte Entscheidung"

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Pater Federico Lombardi ist uns aus Rom zugeschaltet. Er ist Vatikansprecher und Direktor von “Radio Vatikan”. Wir werden über den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. sprechen. Es ist eine historische Entscheidung, die jeden überrascht hat. Betrachten Sie den Rücktritt des Papstes als einen modernen, mutigen Schritt nach vorn oder als einen Schritt zurück aus Schwäche?

Pater Federico Lombardi, Vatikansprecher:
“Wir dürfen nicht vergessen, dass der Verzicht auf das Amt in den Gesetzen verzeichnet ist – es ist also nicht verboten, dies zu tun. Es ist eine Entscheidung, die großen Mut beweist, denn sie wurde jahrhundertelang nicht getroffen. Sie beweist Demut und sie zeigt, dass er seine Stärke abschätzen kann, denn der Grund für seine Entscheidung ist ganz klar seine schwindende Kraft. Er wird aufgrund seines fortgeschrittenen Alters immer schwächer. Wir dürfen nicht vergessen, dass er 85 Jahre alt ist und dass das Amt viele Verpflichtungen mit sich bringt. Ich denke, es ist eine beispielhafte Entscheidung, die ich bewundere.”

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Welchen Einfluss hatten der Missbrauch Minderjähriger, die Affäre um die Vatikanbank und die Veröffentlichung von persönlichen Dokumenten des Papstes auf seine Entscheidung?

Pater Federico Lombardi, Vatikansprecher:
“Er hat die Entscheidung selbst getroffen, nachdem er sein Gewissen befragt hat und seine Kraft vor Gott abgewogen hat. Es gibt nichts Tieferes als das. Aber natürlich gab es Probleme, aber die gibt es immer. Benedikt ist ein Realist. Er weiß, dass Geschichte nicht einfach ist und ich denke, auch der nächste Papst wird wieder vor großen Problemen stehen. Der Weg nach vorn wird für ihn niemals leicht sein. Es geht also nicht um ein bestimmtes Problem, welches hinter seiner Entscheidung steht. Das ist eine falsche Annahme, die zu einer falschen Schlussfolgerung führt.”

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Die Menschen fragen sich, warum jetzt?

Pater Federico Lombardi, Vatikansprecher:
“Man kann sagen, dass ihm die großen Reisen nach Mexiko oder Kuba die Möglichkeit gaben, seine Kräfte einzuschätzen. Er kam wunderbar zurecht, aber danach hat ihm sein Leibarzt Transatlantik-Flüge verboten und er hat seine Kraft mit solchen Verpflichtungen zurechtzukommen, neu abgewogen.”

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Mit der Krise in Europa und der politischen Ungewissheit nicht nur in Italien – glauben Sie, dass die Entscheidung da nicht noch für mehr Verwirrung sorgt?

Pater Federico Lombardi, Vatikansprecher:
“Diejenigen, die die Kirche kennen haben eine angemessene Sicht auf die Realität und wie sich die Dinge entwickeln. Dieser Wechsel des Papstes ist eine natürliche Sache, die immer wieder in der Geschichte passiert ist. Es wird nicht nur eine Person zur Führung der Kirche gebraucht, sondern es geht auch um die ganze Institution, um den Dienst in der Nachfolge des heiligen Petrus.”

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Der Papst, der mehr als 2,6 Millionen Follower auf Twitter hat, gibt seine Entscheidung auf lateinisch bekannt. Wie erklären sie diese Differenz?

Pater Federico Lombardi, Vatikansprecher:
“Der Papst ist sehr intelligent und sich der heutigen Probleme um die verschiedenen Kulturen bewusst. Er hat die Entwicklung der Kommunikation und der neuen Technologien aufmerksam verfolgt. Seine Ankündigung war eine formelles Statement, das kirchenrechtliches Gewicht hat. Das war ein historische Erklärung vor allen Kardinälen, die in Rom anwesend waren. Deshalb hat er die historisch korrekte Art und Weise gewählt.”

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