Vatileaksaufdecker: "Dieser Papst ist revolutionär"

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Gianluigi Nuzzi, der Mann der den Vatileaks-Skandal mit seinem Buch “Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Benedikt XVI.” [ISBN:9788861900950 original/ deutsch: 9783492055758]ausgelöst hat. Zuvor hatte er sich schon in “Vatikan AG” [ISBN 9783442156801] mit den Finanzen des Heiligen Stuhl beschäftigt. Gianluigi Nuzzi, fühlen sie sich zum Teil verantwortlich für das, was passiert ist?

Gianluigi Nuzzi: Nein. Ich habe meinen Job gemacht und informiert und erst nach der sensationellen Entscheidung des Papstes sind die Dokumente in meinen Buch im Zusammenhang verstehen.

euronews: Es gibt verschiedene Darsteller in ihrem Buch, den Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, der die persönlichen Dokumente weitergegeben hat und den Ex-Präsidenten der Vatikan-Bank, Ettore Gotti Tedeschi. Was hat diese Figuren motiviert?

Gianluigi Nuzzi: Paolo Gabriele ist ein Katholik und Christ, dem in den vergangenen 10 Jahren schrittweise bewusst wurde, dass es ungewöhnliche Vorgänge in der Kurie gab, die ihr Ansehen beschädigten. Dinge wie von Kugeln durchlöcherte Autos und seltsame Selbstmorde. Gabriele wollte dem Papst, den er liebt, helfen und die Öffentlichkeit auf die Herausforderungen, vor denen die Kurie steht hinweisen.

Dann gibt es den Vorstandvorsitzenden der Vatikanbank, Ettore Gotti Tedeschi. Eines Tgaes gibt er seinem Sekretär drei Umschläge und sagt, wenn sie mich umbringen, dann geben sie die den entsprechenden Leuten.

euronews: Der Rücktrittschock, das Motu proprio, der Rücktritt eines Kardinals wegen sexueller Belästigung kurz vor dem Konklave, ist das der letzte Eindruck, den Benedikt XVI. hinterlässt?

Gianluigi Nuzzi: Dieser Papst ist konservativ, aber nicht im Sinne der westlichen Politik, sondern im theologischen Sinne, im Sinne des Evangeliums. Der Papst hält, natürlich innerhalb der Grenzen der heutigen Welt, die Wurzeln der Dogmen, das Evangelium aufrecht und legt sie aus. Dann gibt es einen Kardinal, der sexueller Belästigung angeklagt wird, und der Papst sagt, nicht nur müssen sich die Angeklagten der göttlichen Gerechtigkeit stellen, was als Feigenblatt für Pädophilie gedient hat, sondern er verlangt auch, dass sie sich der weltlichen Justiz stellen und ihre Opfer entschädigen.

Dieser Papst ist ein revolutionärer Papst! Er hat für das Konklave eine wichtige Botschaft und nicht nur ich hoffe, dass sie einen schwarzen Papst wählen, einen Brasilianer oder einen Filipino, nicht nur einen Medien-Papst. Und alle mit der richtigen Einstellung werden sagen: endlich ein schwarzer Papst, der erste schwarze Papst der Kirchengeschichte!

Weiterführende Links:

Gianluigi Nuzzi, Seine Heiligkeit, Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Benedikt XVI., Piper

Gianluigi Nuzzi, Vatikan AG, Ecowin

Licht und Schatten in Benedikts Pontifikat

“Ich habe mich nie allein gefühlt”. Diese Worte des Abschieds hatte Benedikt XVI. an über 150 000 Gläubige gerichtet, bei seiner letzten Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom.
Es ist das erste Mal in 600 Jahren, das ein Papst den Stuhl Petri freiwillig verlässt. Benedikt XVI. zeigte sich ganz emotional und legte noch einmal die Gründe für seine Entscheidung dar.

Benedikt XVI:
“In diesen letzten Monaten, da ich fühlte, dass meine Kräfte nachlassen, bat ich Gott in einem ernsthaften Gebet, mir den Weg zu einer richtigen Entscheidung zu zeigen.Nicht zu meinem Wohle, zum Wohle der Kirche.”

Die Gläubigen haben die Botschaft verstanden. Einige sehen darin jedoch ein Signal an die wahlberechtigten Kardinäle.

Roberta Tassi aus Italien:
“Er hat sich zurückgezogen, weil er den Platz räumen wollte. Die Last wurde zu schwer für ihn. Meiner Meinung wollte er damit verdeutlichen, dass sich etwas ändern muss.

In seiner Ansprache an die Gläubigen und die Kardinäle wählte Benedikt XVI eine fast poetische Textstelle aus dem Neuen Testament, um die Höhen und Tiefen seines Pontifikats zu beschreiben.

Benedikt XVI: “Es war für die Kirche eine Wegstrecke, bei der es Momente der
Freude und des Lichtes gab, aber auch solche, die nicht einfach waren. Ich
fühlte mich wie der heilige Petrus mit den Aposteln im Boot auf dem
See von Galiläa: Der Herr gab uns so viele Tage der Sonne und der
leichten Brise, an denen der Fischzug reich war. Aber
es gab auch Momente mit starkem Wellengang und Gegenwind, wie in der ganzen Geschichte der Kirche: Momente, in denen
der Herr zu schlafen schien. Und ich habe immer gewusst, dass das Boot der Kirche nicht meines
ist, und auch nicht unseres, sondern Seines, und dass der Herr uns
nicht untergehen lässt.”

“Ich verlasse nicht das Kreuz, die Kirche ist lebendig”, so Bendikts aufmunternde Worte an die Gläubigen, die Trauer über seinen Rücktritt zeigten.

Bettina Gotte aus Würzburg:

“Es war eine großartige Erfahrung. Der Heilige Vater sprach mit so viel Herz und Güte. Das bedeutet sehr viel für die Gläubigen.”

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