Lass mich in Frieden!

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Von Euronews
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“Es ist ein Thema, das zunehmend ins Rampenlicht rückt:
Was kann man gegen Stalking, Mobbing und ähnliche Formen von Gewalt tun. Für die Opfer ist es ein mühseliger Kampf. Sie müssen nicht nur das Trauma verarbeiten, sondern auch um rechtlichen Schutz kämpfen”, so euronews-Reporter Seamus Kearney.

Ein Opfer erzählt:

“Ich fing an, an mir zu zweifeln, aufgrund all dieser Geschichten, die ich schon so oft gehört hatte. Und es gab einen Moment, als ich dachte, meine Kinder wären ohne mich besser dran.”

Der Stalker kann eine fremde Person sein, aber oft ist es der Ex-Partner. Männer können betroffen sein, aber die Mehrheit der Opfer sind Frauen. Eine einstweilige Verfügung ist manchmal die einzige Lösung, um den Stalker auf Abstand zu halten. Das ist aber keine Garantie für Frieden. Darum fordern Experten besseren rechtlichen Schutz in ganz Europa.

Die Niederlande gehören zu der Handvoll Staaten, die Stalking und Mobbing bereits durch ein Gewaltschutzgesetz geregelt haben. Aber trotz der Anti-Stalking-Regelungen trafen wir in Utrecht eine Frau, die von der Polizei abgewiesen wurde, als sie sich über ihren Ex-Mann beschwerte. Dauernde unerwünschte Kontakte und Gerichtsverfahren über Jahre haben sie seelisch zerrüttet und finanziell ausgeblutet. Sie sagt:

“Vielen Menschen ist nicht klar, welche Auswirkungen Stalking hat. Man erreicht einen Punkt, an dem man kein eigenes Leben mehr hat, alles ist mit Stalking verknüpft. Man weiß nicht, was am nächsten Tag passieren wird, man kann nicht mehr schlafen. Auch die Kinder leiden sehr darunter. Sie haben Schlafstörungen und sind traumatisiert von dem, was passiert.”

Eine einstweilige Verfügung zu erwirken, ist kostspielig. Der Tatbestand ist schwierig zu beweisen und in Fällen von körperlicher Gewalt gibt es keine Garantie auf Sicherheit. Unterstützung und Beratung sind wichtige Hilfsmaßnahmen.

Huub Beijers, Selbsthilfezentrum “Steunpunt GGZ”, Utrecht:

“Oft werden Opfer isoliert. Sie beginnen an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln, oder an ihrer Einstellung, ob sie richtig ist, oder nicht. Sie fühlen sich isoliert. Eine Hilfsorganisation kann sie dabei unterstützen, sich zu treffen, miteinander zu reden und sich gegenseitig zu helfen, und auch zu erkennen, in welcher Situation sie sind, was da gerade passiert. Sie können ihre Erfahrungen austauschen.”

Im Selbsthilfezentrum wird eine Studie über die Auswirkungen von Stalking auf Kinder vorgestellt. Unter den Anwesenden sind auch betroffene Opfer.

Aktivisten in ganz Europa drängen die Regierungen, Gewaltschutzgesetze und Regelungen gegen Stalking auf den Weg zu bringen. Sie fordern auch mehr Sicherheit, dass Gerichtsbeschlüsse mit mehr Nachdruck durchgesetzt werden.

Auf europäischer Ebene wurden bereits Fortschritte gemacht: Laut einem neuen Abkommen werden Schutzanordnungen, die in einem europäischen Land angeordnet wurden, automatisch und ohne zusätzliche Formalitäten in allen anderen EU-Staaten anerkannt. Das hat zur Folge, dass in allen EU-Ländern Behörden straf- und zivilrechtliche Gerichtsurteile zugunsten der Opfer umsetzen müssen. Außerdem erhöht es den Druck auf EU-Länder, in denen es noch keine oder nur eine unzureichende Gesetzgebung in diesem Bereich gibt.

Euronews sprach mit einem Anwalt in Amsterdam, der auf Stalking spezialisiert ist und ein Buch zu diesem Thema geschrieben hat. Er begrüßt die europäische Initiative und erläutert sie an einem niederländischen Opfer, das nach Belgien flüchtete:

Cees Nierop:

“In diesem Fall musste man zunächst zu einem belgischen Richter gehen, um das Kontaktverbot anerkennen zu lassen. Doch jetzt, wo diese neue Praxis greift, ist das nicht mehr notwendig. In Belgien können sie dieses Kontaktverbot jetzt direkt vorzeigen, falls notwendig. Das gibt dem Opfer die Freiheit zurück und hält den Stalker aus seinem Leben.”

Seamus Kearney, euronews:

“Die neue Europäische Schutzanordnung wurde bereits vom europäischen Parlament bestätigt. Sobald sie vom Ministerrat abgesegnet ist, haben die Mitgliedstaaten bis Januar 2015 Zeit, die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen.”

Spezielle Unterstützungsmaßnahmen sind ein wichtiger Teil der neuen europäischen Vorschriften. Opfer betonen, wie wichtig es ist, über das Thema zu sprechen, um Betroffenen in schwierigen Situationen zu helfen.

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Ein Stalking-Opfer aus Utrecht sagt:

“Der erste Schritt ist, zu erkennen, dass man gestalkt wird. Damit haben viele Leute ein Problem. Sie begreifen nicht, dass das, was ihnen passiert, Stalking ist. An dem Punkt, an dem sie begreifen, dass sie belästigt werden und dass es nichts mit ihnen, sondern etwas mit dem Täter zu tun hat, ab diesem Moment können sie erste Maßnahmen dagegen ergreifen und versuchen, damit umzugehen.”

Laut Opferschutzorganisationen sind wirksame rechtliche Instrumente entscheidend, damit Opfer eine Chance haben, wieder die Kontrolle über ihr Leben zu erlangen.

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