Iran und Westen: Kompromiss oder Krieg

Iran und Westen: Kompromiss oder Krieg
Von Euronews
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Im Zentrum des Konfliktes zwischen dme Iran und dem Westen steht das iranische Atomprogramm: Die westlichen Länder wollen, dass der Iran aufhört, Uran anzureichern, weil er aus angereichertem Uran eine Atombombe bauen könnte.
Der Iran hat immer wieder versichert, die Atomkraft nur friedlich zu nutzen, ohnehin verbiete der Islam den Bau der Atombombe. Der Westen ist trotzdem misstrauisch geblieben und will alle Atomanlagen des Landes inspizieren.

Um sich vor einer möglichen iranischen Atombombe zu schützen, wartet Israel nur auf grünes Licht aus den USA, die Atomanlagen zu bombardieren. Die EU will mehr Dialog, und die USA setzen auf Diplomatie und Druck. So erklärte Barack Obama: “Alle Möglichkeiten liegen auf dem Tisch. Amerika wird tun, was nötig ist, dass der Iran keine Atombombe hat.”

Um den Iran zu beeindrucken, verhängt der Westen Sanktionen. Die zwei wichtigsten Einnahmequellen des Iran sind so gut wie gekappt: Da wären zum einen die Ölexporte, aus denen Teheran 80 Prozent seiner Devisen gewinnt, und zweitens sind die weltweiten Börsen dem Iran versperrt.

Der Iran wiederum droht , die Straße von Hormus zu sperren, sollten die Sanktionen zu hart werden. Diese Meeresenge gehört zu den wichtigsten Wasserstraßen der Welt, 20 Prozent des weltweiten Ölbedarfs müssen hier durch. Und da sie sehr schmal ist, kann man sie auch sehr einfach mit Minen, Raketen oder kleinen U-Booten sperren. Bisher hat der Iran die Straße von Hormus noch nicht gesperrt. Denn sollte er tatsächlich Öltanker oder Häfen angreifen, muss er sich auf eine entsprechende Antwort der USA – also Luftangriffe – gefasst machen.

Andererseits: Sehr wahrscheinlich ist ein Angriff der USA auch wieder nicht. Denn die USA und ihre Alliierten haben sich gerade aus dem Irak zurück gezogen und planen den Rückzug aus Afghanistan. Niemand will einen neuen, teuren Krieg mit ungewissem Ausgang. Israel könnte einen Krieg vom Zaun brechen. Ministerpräsident Netanjahu sagte in seiner Rede vor der UNO, der Iran würde im Sommer 2013 bereits über die Bombe verfügen. Israel hat sehr vermutlich selbst die Atombombe, hat aber auch am meisten von einer iranischen Atombombe zu fürchten. Irans Staatsoberhaupt Ayatollah Seyed Ali Musavi Khamene’i hatte bereits gedroht: “Wenn sie auch nur den kleinsten Fehler machen, dann radieren wir Tel Aviv und Haifa aus.”

Wie sind die Kräfte zwischen dem Westen und dem Iran verteilt?
Die USA verfügen in den wichtigen internationalen Organisationen wie der UNO, der Weltbank oder der Atomaufsichtsbehörde IAEA über viel Einfluss und können Druck ausüben.
Der Iran wiederum kann auf Russland und China zählen. Dazu kommen afghanische Mudschaheddin und Schiitengruppen, die dem Westen schaden können. Da wäre zum Beispiel der Milizenführer Muqtada al Sadr im Irak.

Dass der Iran in der Region über so viel Einfluss verfügt, liegt auch an den USA: Denn die haben zwei Konkurrenten des Landes aus dem Weg geräumt: Saddam Hussein im Irak und die Taliban in Afghanistan.

Und dann wären da noch folgende Punkte zu beachten:
Erstens: Der arabische Frühling bedroht das iranische Regime nicht unmittelbar. Ganz im Gegenteil: Die iranische Kriegsmarine konnte zum ersten Mal durch den Suezkanal ins Mittelmeer passieren. Das wäre früher, unter Ägyptens Präsident Hosni Mubarak niemals möglich gewesen.

Zweitens: Der schiitische Iran war schon immer eine Pufferzone zwischen dem Westen und dem sich immer weiter ausbreitenden wahabitischen Extremismus aus Pakistan und Afghanistan. Es wäre daher nicht schlau, diese wichtige Region anzugreifen.

Drittens: Wenn Israel die unterirdischen Atomanlagen des Iran zerstören will, dann am besten mit Kampfflugzeugen und bunkerbrechenden Bomben. Israel muss aber sehr viele Anlagen angreifen, es wird nicht reichen, nur eine zu zerstören wie zum Beispiel 1981, als Kampfflugzeuge den Meiler von Osirak im Irak zerstörten. Zudem würde ein Luftschlag das Atomprogramm nur verzögern. Der Iran verfügt wiederum über Raketen, mit denen er Tel Aviv angreifen kann. Und: Greift Israel den Iran an, könnte das wiederum Syrien auf den Plan rufen. Und natürlich wären Hamas und Hisbollah als eine Art militärischer Außenposten des Iran nur zu gern bereit, in einen Konflikt einzugreifen.

Viertens: Cyber- Angriffe wie die mit dem Wurm Stuxnet waren ergebnislos. Vier iranische Nuklearwissenschaftler wurden ermordet, Teheran macht dafür Israel verantwortlich. Wenn diese Angriffe aber weitergehen, könnte der Iran den Friedensprozess im Nahen Osten noch mehr sabotieren als er es ohnehin schon tut.

Fünftens: Bei Angriffen von außen würden sich die Iraner vermutlich erst recht hinter ihre Führung scharen, Reformer würden geschwächt.

Sechstens: Auf Druck der USA hat die EU hat aufgehört, Öl aus dem Iran zu importieren, und Großkunden wie China, Indien und Südkorea haben ihre Importe um fast die Hälfte reduziert. Das bedeutet für den Iran 5 Milliarden Euro Verlust – pro Monat. Dazu kommt, dass die Geldreserven im Ausland eingefroren sind. Das Land hat immer weniger Mittel, um die immer härteren Sanktionen auszugleichen – und darunter leiden vor allem die ärmeren Menschen des Landes.

Trotz der Überlegenheit der USA und ihrer Alliierten dürfte ein Krieg viel zu teuer sein – Für den Westen, aber auch für den Iran. Der neue Präsident des Landes dürfte daher eher den Kompromiss mit dem Westen suchen.

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