Ist der Export von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer vermeidbar?

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Von Euronews
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Frage von André aus Augsburg:

“Was macht die EU, um zu vermeiden, dass noch mehr europäische Unternehmen auf Niedriglohnländer in Asien etc. ausweichen? Das Outsourcing kostet Arbeitsplätze in Europa: Die brauchen wir dringend, wir müssen unsere Familien ernähren können!”

Antwort von Viviane de Beaufort, Professorin für europäisches Recht an der ESSEC Business School:

“Wichtig ist, zunächst einmal zu klären, was man mit Outsourcing meint: Vor allem in Frankreich und Südeuropa gibt es da viele vorgefertigte Meinungen.

Wenn der französische Baustoffhersteller eine Zementfabrik in Indien hochzieht, weil er dort Wohnungen bauen soll, dann ist das kein Outsourcing. Hier geht es um Aktivitäten, die Wachstum fördern – keine Gefahr für europäische Arbeitsplätze, also.

Wenn Renault allerdings einen Teil seiner Produktion nach Osteuropa verlagert, um Kosten zu sparen, dann besteht die Gefahr des Outsourcings, was zu Produktions- und Umsatzrückgängen sowie Steuereinbußen führen kann – und sich auf Jobs auswirken…

Wie hindert man also Firmen daran, die einem immer größeren globalen Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind, Teile ihrer Aktivitäten auszulagern? Was unternimmt Europa in dieser Hinsicht?

Nun: eher wenig. Die Regelungen, die die Industrie, die Bildung, Forschung und Entwicklung betreffen, werden auf nationaler Ebene beschlossen, nicht auf europäischer.

Die eigentliche Frage lautet, welche Wirtschaftszweige zukunftsträchtig sind. Es ist nicht sinnvoll, weiter auf den Billigsektor zu setzen, in dem wir nicht wettbewerbsfähig sind. Europa hat viele Vorzüge: politische Stabilität, einen verlässlichen gesetzlichen Rahmen und hohe Standards – auch in der Bildung. Die müssen wir nutzen. Wir müssen in den Wettbewerb treten in den Bereichen Biotechnologien, High-Tech und anderen “Mehrwert-Bereichen”. Von allem anderen sollten wir uns verabschieden. Das kann natürlich eine schwieriger Weg werden…

… vor allem, da Veränderungen noch nicht angegangen wurden. Die Regierungen müssen das nachholen und entsprechende Pläne machen. Dabei sollten sie die europäische Dimension im Auge behalten, das wird das Ganze vereinfachen.”

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