Auf dem Schrottplatz gelandet: Alte Flugzeuge als Recycling-Schatztruhen

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Von Euronews
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Ein Flugzeug am Ende seiner Karriere – aus der stolzen Maschine wird ein Haufen Schrott … doch auch ein wertvolles Rohstofflager.

Ein europäisches Forschungsprojekt (AiMeRe) in Chateauroux im Herzen Frankreichs versucht, das Recycling der Flugzeuge wirtschaftlich rentabel zu machen. Es geht dabei nicht nur darum, so viel wie möglich wiederzuverwerten, sondern auch um das Design der Flugzeuge von morgen: Sie sollen auch am Ende ihrer Betriebszeit umweltschonender werden:

“Wie werden Metalllegierungen behandelt, wie gewinnt man zum Beispiel Titan wieder, das profitbringender als Aluminium ist. Wir schauen uns den gesamten Lebenszyklus eines Flugzeugs an, und all die Schwierigkeiten beim Recycling, um künftig neue Flugzeuge zu konzipieren, mit deren Wiederverwertung es dann nicht mehr diese Probleme gibt. Das Recycling hilft letztlich beim Design neuer Flugzeuge”, erläutert Projektkoordinatorin Ayçe Çelikel.

Weltweit erwarten die Experten eine Zunahme des Flugzeugparks. In den nächsten zwanzig Jahren werden in Europa rund 6.000 Maschinen das Ende ihrer Betriebszeit erreichen. Umso dringender werden die besten Praktiken für ihre Entsorgung gesucht.

Denn der Flugzeugschrott bringt Umweltprobleme mit sich. Allein in der amerikanischen Wüste dümpeln tausende alter Maschinen vor sich hin.

“Die Entsorgung der Flugzeuge ist erst vor relativ kurzem ins Blickfeld der Industrie gerückt”, erklärt Martin Fraissignes vom Internationalen Flugzeugrecycling-Verband AFRA in Chateauroux. “Von daher unser Interesse, Verhaltenskodizes und best practices zu definieren, um die Flugzeuge in aller Sicherheit und mit Respekt gegenüber der Umwelt auseinanderzunehmen und zu recyceln.”

Für die Entsorgung wird ein Flugzeug zuerst einmal entseucht und von gefährlichen Flüssigkeiten und radioaktiven Substanzen befreit. Danach wird es auseinandergenommen.

In diesem Stadium kann eine große Zahl von Flugzeugteilen in der Luftfahrindustrie wieder verwendet werden. Airbus kam beim Recycling-Test auf eine potentielle Recyclingrate von 85 Prozent.

Schon heute sind die Maschinen lukrative Ersatzteillager. Olivier Dieu vom Wartungs- und Entsorgungskonzern Valliere Aviation nennt Beispiele: “Wir versuchen, alle Teile, die von Wert sind, wiederzugewinnen: darunter das Fahrwerk, die Motoren, das Hilfstriebwerk, dann die ganze Bordelektronik, die Klimaanlage, undsoweiter – um sie dann weiterzuverkaufen und auf den Recycling-Markt zu bringen.”

Für eine wiederverwertbare Dreiersitzgruppe sind zum Beispiel bis zu 20.000 Euro zu erzielen.

Beim Recycling der Rohstoffe steht hingegen das Metall im Vordergrund: Ein Flugzeug besteht zu über 60 Prozent aus Aluminium, zu rund 15 Prozent aus Stahl, und etwa zehn Prozent sind wertvolle Metalle wie Titan. Ein Ziel des Forschungsprojekts in Frankreich ist, die wertvollsten Metalllegierungen frühestmöglich lokalisieren zu können – und das Metall mit Profit recyceln zu können.

Denn mit der Rentabilität hapert es noch. Torsten Müller vom Fraunhofer-Institut: “Derzeit das größte Problem ist die Logistik der Entsorgungsprozesse, weil die Mengen noch nicht so groß sind, dass man die Prozesse wirklich wirtschaftlich fahren kann, insbesondere in Bezug auf Kunststoffe. Die vermutlich beste Lösung wird sein, eine rechtliche Regelung zu finden auf der einen Seite und eine genau kartographierte und beschriebene Zerlegetechnologie für das Flugzeug im Ganzen.”

2015 soll auch für Flugzeugbauer die Umweltnorm gelten, die die Hersteller für den Verbleib ausrangierter Maschinen verantwortlich macht. Das Interesse an profitablem Recycling dürfte also noch wachsen.

Weiterführender Link:
www.aimereproject.org

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