".....dafür zahlen alle, alle, alle Italiener"

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Von Euronews
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Italiens Regierungskrise.trifft die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone in der schwersten Rezession nach dem Krieg. Die letzte Vertrauenskrise liegt erst zwei Jahre zurück. Das Haushaltsdefizit schwankt um 3 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Schuldenquote steuert auf 135 Prozent zu. Die Flaggschiffe Alitalia und Telecom Italia suchen nach ausländischen Investoren.

Die Ratingagentur Fitch mahnt, dass durch den möglichen Kollaps der italienischen Regierung die Haushaltsziele aufs Spiel gesetzt würden. Politisches Chaos könne das Vertrauen in den Schuldenabbau und damit die Kreditwürdigkeit erschüttern. Zur Zeit liegt Italien bei Fitch drei Stufen über dem sogenannten Ramsch-Niveau, das spekulative Anlagen kennzeichnen soll.

Die Rendite für zehnjährigen Titel stieg übers Wochenende von 4,424 Prozent auf bis zu 4,747 Prozent. Diesmal treffen die Ausläufer auch Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi, dessen politisches Schicksal die Krise ausgelöst hat. Seine Mediengruppe Mediaset hat seit Mitte des Monats rund ein Zehntel ihres Wertes eingebüßt.

Annibale Fracasso, euronews:

“Die Regierungskrise nach dem Rücktritt der Minister der Berlusconi-Partei, der PDL, könnte Italien zurückwerfen ins wirtschaftliche Chaos. Nach 5 Monaten relativer Stabilität könnte die Lage implodieren und das Land in eine verheerende Krise stürzen, womöglich die gesamte Euro-Zone. Maurizio Mazziero, Finanzanalyst bei Mazziero Research, stehen wir wieder einmal am Rande des Abgrunds?”

Maurizio Mazziero – Finanzanalyst und Gründer von Mazziero Research:

“Alles möglich! Die meisten Probleme dürfte der Finanz- und Bankensektor bekommen. Halten wir fest, dass einige Zahlen auf eine leichte Konjunkturerholung hindeuten, die OECD-Werte bestätigen das. Aber alles in allem sitzen wir auf dem alten Problem: Die öffentlichen Schulden. Wir tippen auf einen leichten Rückgang von rund 10 Milliarden Euro im August. Um Ende dieses Jahres wieder einen neuen Höchstwert aller Zeiten zu erreichen.”

euronews:

“Gerüchte wollen von einer Rating-Agentur gehört haben, die gerade über eine Herabstufung Italiens nachdenkt, wegen fehlender politischer Reformen. Gehen Spekulanten dann zum Angriff über?”

Mazziero:

“In der Tat steht Italien auf dem Prüfstand – und alles in allem sieht es im Moment nicht so dramatisch aus. Selbst der verlangte Risikozuschlag bei Anleihen ist nicht dramatisch.

Paradoxerweise könnte diese Krise die Kennzahlen sogar verbessern – zum Beispiel das Verhältnis Defizit / Wirtschaftsleistung (BIP) – mehr als 3 Prozent werden erwartet, 3,1% sagt die Regierung, 3,2% der IWF. Das kann aber sogar zurückgehen bis 2,9%, wenn die Mehrwertsteuer wie geplant angehoben wird, und die umstrittene zweiten Tranche der Grundsteuer wiederkommt. Dann nimmt der Staat mehr ein.”

euronews:

“Am Mittwoch stellt Italiens Ministerpräsident Enrico Letta die Vertrauensfrage. Worauf wetten die Märkte?”

Mazziero :

“Das Parlament wird sich auf eine Regierung einigen, so wackelig sie auch sein mag. Die sollte einige Reformen zustandebringen, zumindest das Budget für das Jahr 2014. Dann könnten die Märkte irgendwie versuchen, sich zu beruhigen. Neuwahlen – das wäre eine große Unbekannte, die Märkte könnten Italien mit einem deutlichen Anstieg der Risikoprämie abstrafen. Und mit einem schlechteren Rating.”

euronews:

“An der Mailänder Börse haben alle Titel einen Knacks, die etwas mit Berlusconis Mediaset zu tun haben. Und wenn sich seine Partei PDL zerstreitet, könnte das das rechte Parteienspektrum aufmischen.
Wird am Ende Berlusconi der Einzige sein, der die riesige Rechnung für sein Abenteuer bezahlt?”

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Mazziero:

“Ehrlich gesagt, im Moment zahlen alle Italiener die Zeche. Wir haben zwei Riesenprobleme, das sind die immense öffentliche Verschuldung und eine Wirtschaft, die nicht wächst. Ökonomisch gesehen sind das Strukturprobleme und dafür zahlen alle, alle, alle Italiener.”

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