Die Detektive der Kunstszene und ihr Handwerkszeug

Die Detektive der Kunstszene und ihr Handwerkszeug
Von Euronews
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Ein frühes Selbstporträt von Pablo Picasso und ein schätzungsweise 3000 Jahre alter ägyptischer Lapislazuli-Käfer – was verbindet die beiden Objekte?

Das Picasso-Porträt wird mit komplexer Technik erforscht. Doch die aufwändigen Werkzeuge gehören nicht zum Picasso-Museum, sie wurden aus europäischen Ländern angeliefert. Eine Erleichterung für die Restauratoren des Museums: Für Reyes Jiménez des Picasso Museums in Barcelona liegen die Vorteile auf der Hand. Sie meint, “unser Museum hat kein eigenes wissenschaftliches Labor. Wollen wir Nachforschungen anstellen, versuchen wir ein Labor hier hinzuholen. Das Besondere diesmal: Das mobile Labor ermöglicht es uns, alle erforderlichen Untersuchungen in nur einer Woche auszuführen. Zur Auswahl stehen vier bis fünf verschiedene Techniken. Das ist ein großer Vorteil, denn so können wir unser Wissen immens vergrößern – und alles innerhalb von nur einer Woche.”

Das mobile Labor ist Teil eines europäischen Forschungsprojekts, das Detektive der Kunstszene mit neuen Techniken ausstattet, um die Geheimnisse der Kunstwelt zu lüften. So sollen Kunstwerke besser restauriert und geschützt werden.

Der Chemiker Brunetto Giovanni Brunetti der Universität von Perugia sagt, “die neue Technik erlaubt es uns, tiefgehende Analysen von Kunstobjekten durchzuführen. Wir können die Struktur und den kreativen Prozess eines Künstlers besser verstehen, indem wir Nachforschungen anstellen. Am Ende können die neuen Erkenntnisse auch anderen Forschern zur Verfügung gestellt werden. Alles in einer Exaktheit, an die vorher gar nicht zu denken war.”

Manchmal ist ein Labor zu groß, um verschickt zu werden. Dann reisen die Kunstwerke.

In dem Forschungszentrum C2RMF in Paris nehmen italienische Wissenschaftler 3000 Jahre altes ägyptisches Handwerk unter die Lupe. Sie wollen wissen, woher der Lapislazuli stammt, der in den Objekten verwendet wurde. Eine echte Zusammenarbeit ist jedoch nicht möglich, wenn jeder isoliert in seinem Land arbeitet.

Der Physiker Alessandro Re ist aus Turin angereist. “Wir sind Physiker und untersuchen kulturelle Schätze. Dank dieser Forschungsplattform können wir Archäologen und Geologen treffen und mit ihnen diskutieren. Jeder bringt sein Forschungsgebiet mit ein. Dann versuchen wir, zusammen wissenschaftliche Probleme zu lösen. Derzeit wollen wir herausfinden, woher der verwendete Lapislazuli stammt,” fasst er die Nachforschungen zusammen.

Die Objekte werden auf einem neuartigen Partikelbeschleuniger platziert. Die französischen Gastgeber des Pariser Labors müssen sicher stellen, dass für ihre europäischen Kollegen alles bereit steht.

Claire Pacheco ist eine archäologische Wissenschaftlerin am C2RMF. Sie ist sich der Tragweite ihrer Rolle bewusst: “Wenn man europäische Wissenschaftler aufnimmt, bedeutet das auch, dass sie mit ihren Kunstobjekten anreisen. Die Transportkosten und Versicherungen sind manchmal immens hoch. Auf unserer Seite muss alles reibungslos verlaufen, es darf nichts schief gehen. Nach all dem Aufwand können wir es uns nicht erlauben, dass es Probleme gibt,” erklärt sie.

Abgesehen von neuen Arbeitstechniken haben Kunstexperten durch die europäische Zusammenarbeit auch einen virtuellen Zugang zu einer umfangreichen Datensammlung mit zahlreichen Kunstobjekten, die in ganz Europa verstreut sind.

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