Spanien: Wo kein Gesetz den Drogenkonsum verbietet

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Von Euronews
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Am meisten verbreitete Drogen

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Die am meisten verbreitete illegale Droge in Spanien ist Cannabis – genauer gesagt Haschisch oder Cannabis-Harz -, vor allem wegen der Nähe der iberischen Halbinsel zu Marokko – einem der größten Hanf-Produzenten der Welt. In den vergangenen Jahren ist der Konsum von Haschisch in Spanien leicht zurückgegangen – von 31,2 Prozent 2009 auf 27,4 Prozent. Dennoch hat sich die Zahl der Haschisch-Raucher seit 1995 fast verdoppelt.
Auf Platz 2 der am meisten verbreiteten Drogen steht Kokain – mit 10,2 Prozent der Spanier, die schon mindestens einmal in ihrem Leben Kokain konsumiert haben. 1995 lag der Anteil bei 3,4 Prozent. Spanien ist noch immer ein wichtiges Transitland: ein großer Teil des in Europa konsumierten Kokains gelangt durch Spanien in den Kontinent.
Auch andere Betäubungsmittel und Amphetamine werden mehr und mehr gebraucht.

Die Konsumenten

Nach einer jüngsten Studie hat die Zahl der häufigen Drogenkonsumenten leicht abgenommen. So geht die Zahl derer, die mindestens einmal in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis geraucht haben auf 9,6 Prozent zurück, die Zahl derer, die Hasch mindestens einmal im vergangenen Monat geraucht haben auf 7 Prozent.
Bei Kokain liegt die Zahl der Männer, die es in den vergangenen 12 Monaten konsumiert haben bei 3,6 Prozent, die Zahl der Frauen bei 0,9 Prozent.
Bei den legalen Betäubungsmitteln sieht es anders aus: 7,6 Prozent der Männer und 15,3 Prozent der Frauen haben in den vergangenen 12 Monaten davon Gebrauch gemacht.
Während die Zahl der Spanier, die wegen Kokainsucht behandelt wurden, leicht zurückgegangen ist, ist die Zahl derer, die wegen der Abhängigkeit von Cannabis Hilfe suchen explosionsartig gestiegen.

Betroffene Altersgruppen

Unter den 15- bis 17-jährigen Spaniern ist Cannabis mit 13,4 Prozent – die mindestens einmal im vergangenen Jahr Hasch geraucht haben – die am meisten verbreitete Droge.
Kokain ist unter den 15- bis 34-Jährigen die Droge auf Platz 2 der Verbreitung in Spanien.

Das durchschnittliche Alter des ersten Drogenkonsums liegt in Spanien bei 18 Jahren für Cannabis – und bei etwa 20 Jahren für Kokain, Ecstasy oder Amphetaminen. Die legalen Drogen betreffen vor allem ältere Gesellschaftsgruppen mit einem Durchschnittsalter des ersten Gebrauchs von 34,5 Jahren. Diese Zahl hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.
Dagegen ist die Zahl der jungen Drogenkonsumenten zwischen 14 und 18 Jahren ständig gestiegen.
1994 hatten 2,5 Prozent der Minderjährigen mindestens einmal Kokain konsumiert, diese Zahl lag 2010 bei 3,9 Prozent. Seit 2004 – mit einem Höhepunkt von 9 Prozent – sinkt der Kokainkonsum der Minderjährigen.
Der Anteil der Minderjährigen, die mindestens einmal Cannabis geraucht haben ist von 21 Prozent im Jahr 2004 auf 33 Prozent im Jahr 2010 gestiegen – auch hier lag der höchste Anteil im Jahr 2004 der Drogen-Rekorde in Spanien mit 42,7 Prozent.

Vorsorge

In Spanien gibt es ein Anti-Drogen-Programm des Gesundheitsminiteriums für den Zeitraum 2009-2016. Dabei soll eine gemeinsame Strategie mit den Medien, den Schulen, den Sozialarbeitern, der Unterhaltungs- und Gaststätten-Industrie sowie den Sicherheitskräften abgestimmt werden.
Ziele des nationalen Programms sind das Absenken von Angebot und Nachfrage, eine Verbesserung der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Information und Erziehung sowie die internationale Zusammenarbeit.

Gesetzlicher Rahmen

Der Drogengebrauch ist in Spanien kein Verbrechen. Dennoch ist der Konsum von Drogen in der Öffentlichkeit ein Verstoß gegen das Gesetz zum Schutz der Bürger.
Diesen vom Gesetz nicht genau definierten Raum nutzen zahlreiche Clubs und Vereine. Die “grow shops”, die Samen und Materialien zum Hanf-Anbau verkaufen, sind dagegen völlig legal.
In den einzelnen Regionen Spaniens ist die jeweilige Regionalpolizei für den Kampf gegen Drogen zuständig. Und die Regelungen sind von Region zu Region unterschiedlich. So gibt es in Katalonien mehr als 200 Privatclubs von Cannabis-Rauchern [LINK auf Spanisch], die auch von der Straße aus als solche erkannt werden können. In Madrid gibt es weniger Clubs, sie sind diskreter und werden häufig von der Polizei kontrolliert. Der Handel mit Drogen ist ein Verbrechen in Spanien. Die entsprechenden Haftstrafen gehen von drei Tagen bis zu 20 Jahren. Drogenabhängige können ihre Haftstrafen verkürzen, indem sie Entzugskuren machen, so versucht die Justiz, den Ausstieg aus den Drogen zu begünstigen.

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