Ungarn verhängt harte Strafen

Ungarn verhängt harte Strafen
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Von Euronews
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Am meisten verbreitete Drogen:

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Die am meisten verbreitete Droge in Ungarn ist das vor allem aus Tschechien und dem Balkan importierte Cannabis, aber auch die Produktion im eigenen Land steigt an.
An zweiter Stelle unter Jugendlichen stehen Mischungen aus Alkohol und Medikamenten gefolgt von zu inhalierenden Rauschmitteln.
Die Popularität dieser Drogen liegt daran, dass legal zu kaufende Produkte wie Alkohol und Medikamente einfach zu bekommen sind. Und diese sind meist auch billiger als in den westlicher gelegenen Staaten.
Unter Erwachsenen ist Marihuana die Droge Nummer 1 – vor Ecstasy und Amphetaminen.
Seit 2011 ist die Abhängigkeit von Heroin fast verschwunden.

Die Drogenabhängigen:

Eigenen Angaben zufolge haben 9,3 Prozent der Ungarn zwischen 18 und 64 Jahren – das sind 921 000 Personen – schon einmal in ihrem Leben Drogen zu sich genommen. Da die Einnahme von Drogen illegal ist, sind die Zahlen nur schwer zu überprüfen.
In den 80er Jahren lagen Opiate vorn – Drogen waren hinter dem Eisernen Vorhang kaum zu bekommen, eigentlich nur über Medikamente.
Symptomatisch für das Ende des kommunistischen Regimes war der Anstieg des Heroinkonsums – bis in die Mitte der 90er Jahre. Dann stieg der Gebrauch von Amphetaminen.
Ab dem Jahr 2000 wurde Cannabis populär. Und in den vergangenen Jahren sind neue synthetische Drogen auf dem Vormarsch. Diese sind relativ billig und einfach erhältlich, gleichzeitig geht der Konsum von Heroin zurück.
Einer Schätzung aus dem Jahr 2010 zufolge spritzen in Ungarn 5.699 Personen Drogen intravenös. Zwischen 2007 und 2010 war das derart verabreichte Rauschmittel bei 73 Prozent der Abhängigen vor allem Heroin. 2011 hatte Heroin nur noch einen Anteil von 48 Prozent, was vor allem auf gestiegene Preise und schwerere Beschaffung zurückgeführt wird.
Unter den Konsumenten von synthetischen Drogen steigt die Zahl der Ungarn, die diese nicht nur oral einnehmen, sondern auch spritzen. Zudem nimmt die Zahl derer zu, die verschiedene Drogen mischen.

Betroffene Altersklassen:

Einer kürzliche veröffentlichten Umfrage zufolge haben 19,9 Prozent der 16jährigen Jugendlichen in Ungarn – also fast einer von sechs – schon einmal ein verbotenes Rauschmittel ausprobiert. Eine andere Umfrage unter 15- bis 17jährigen kommt sogar auf einen von drei Jugendlichen, die schon einmal Drogen – vor allem Cannabis – ausprobiert haben. Der Anteil liegt unter Jungen bei 28,3 und unter Mädchen bei 29,4 Prozent. Unter den 18- bis 34jährigen liegt er bei 20,9 Prozent, wobei die 25- bis 30jährigen Ungarn am stärksten betroffen sind.
Unter den 18jährigen Gymnasiasten hat einer Umfragen nach jeder zweite schon einmal Drogen konsumiert.

Vorsorge und Behandlung:

Der Anti-Drogen-Plan der ungarischen Regierung aus dem Jahr 2009 strebt ein Land ohne Drogen für das Jahr 2020 an.
Experten zufolge ist dieses Ziel aber nicht realistisch.
So sieht der nationale Plan nicht vor, wie der Vormarsch von synthetischen Drogen gestoppt werden kann, die seit einigen Jahren die Hälfte des Drogenmarktes ausmachen.
Auch die synthetischen Dorgen werden immer organisierter von kriminellen Banden verbreitet, was nach Meinung vieler sogar ein nationales Sicherheitsrisiko für Ungarn darstellt.
Das nationale Anti-Drogen-Programm ist vor allem auf Prävention in Schulen ausgerichtet. Seit 2005 gibt es auch ein Modell, das dafür sorgen soll, dass Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren in den Städten nicht in Einkaufszentren herumstreunern, sondern organisiert beschäftigt werden.
Offiziellen Zahlen zufolge haben 2011 insgesamt 4.783 Personen eine Entzugskur begonnen. 72 Prozent von ihnen nahmen am Entzug teil, weil sie so einen Teil ihrer Strafe erlassen bekamen. Bei den meisten (3.321 Personen – das sind 69 Prozent) handelte es sich um den Entzug von Cannabis, bei 16 Prozent von Amphetaminen und bei 7 Prozent von Opiaten.

In Ungarn gibt es seit 1995 Substitutionsprogramme, um durch Methadon oder andere Ersatzprodukte von den illegalen Drogen loszukommen. 2011 gab es in ganz Ungarn 11 Zentren für Substitutionstherapien und ebensoviele Entzugskliniken.

Laut einer neuen Präventionskampagne sollen vor allem das Erziehungssystem, örtliche Vereine und die Kirchen die Anti-Drogen-Vorsorge übernehmen. Vorbild ist das in den USA angewandte System D.A.R.E., das Kritikern zufolge aber auch eine Art Boomerang-Effekt hat, wenn der Drogenkonsum unter Jugendlichen trotz verstärkter Polizeieinsätze weiter ansteigt.

Gesetzlicher Rahmen:

Am 1. Juli 2013 ist ein neues Strafrecht in Kraft getreten, indem die Zahl der als illegal eingestuften Drogen deutlich erhöht und die Strafen verschärft wurden.
So wurde der Drogenkonsum zwischen 2003 und 2013 nicht geahndet, kann jetzt aber mit bis zu 2 Jahren Haft bestraft werden.
Vor dem neuen Strafrecht war es möglich, Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren in Entzugskuren umzuwandeln. Und wenn im Laufe von zwei Jahren keine weiteren Gesetzesverstöße folgten, gab es keinen Eintrag ins amtliche Führungszeugnis.
Jetzt wurden auch die vereinfachten Zugangsregeln zu Entzugskuren für Drogenabhängige abgeschafft.
Der Besitz von Drogen in oder in der Nähe einer öffentlichen Einrichtung wird mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Wenn die Polizei beispielsweise Cannabis in der Tasche eines Studenten findet, wird er auf die Polizeiwache gebracht, seine Wohnung wird durchsucht und es werden rechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet.
Wenn ein 18-Jähriger einem 17-Jährigen einen Joint weiterreicht, kann er dafür mit bis zu 5 Jahren Gefängnis bestraft werden.

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