Interview mit Jean Yves Ollivier, der für Mandela kämpfte

Interview mit Jean Yves Ollivier, der für Mandela kämpfte
Von Euronews
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Der französische Geschäftsmann Jean Yves Ollivier hat für Nelson Mandela und Südafrika überhaupt eine ganz besondere Rolle gespielt. Seine speziellen Landeskenntnisse, erworben durch Geschäfte mit Goldminen, setzte er in den 80er Jahren in Geheimdiplomatie für Mandela ein. Im eben in Frankreich erschienenen Dokumentarfilm “Verschwörung für den Frieden” lautet sein Deckname « Monsieur Jacques » . Darin werden die Stationen bis zur Freilassung von Mandela, bis zum Frieden in Südafrika durch das Ende der Apartheid nachgezeichnet. Und Jean Yves Ollivier spielte eine entscheidende Rolle.

Sophie Desjardin, euronews:
Über jenen Moment am 13. Februar 1990, als Mandela nach 27 Jahren Haft als freier Mann im Fußballstadion von Soweto bejubelt wurde, da sagten Sie:“Mandela wusste damals nichts von mir, nichts von meiner geheimen Aufgabe, die mein Leben mit dem seinen verbindet.” Sie waren damals einer unter vielen Anhängern.

Jean Yves Ollivier:
Es war einzigartig. Damals sah ich ihn zum ersten Mal. Jenen Mann, für den ich so viele Jahre gekämpft hatte, für den ich keine Mühe gescheut, nichts unversucht gelassen hatte. Er kam auf mich zu. Da kamen ganz neue Gefühle in mir hoch.

Sophie Desjardin:
Nelson Mandela hat Sie dann später kennengelernt, hat von Ihrer Rolle erfahren und auch, wie sehr die mit der seinen verwoben ist. Wie haben Sie diese späteren Begegnungen erlebt?

Jean Yves Ollivier:
Es war einfach wunderbar für mich, Mandela die Hand zu schütteln, an seiner Seite zu weilen, mit ihm zu sprechen. Zu jener Zeit galt für Männer noch,man trägt Krawatte. Madiba hatte noch nicht seine eigene Mode mit den schönen bunten Hemden entdeckt. Er empfing mich mit so einer natürlichen Selbstverständlichkeit. Wir redenten über seine Vergangenheit, über das, was ich getan hatte.
Und dann kam der Moment, in dem mir voller Schrecken bewusst wurde, dass ich meinen Fotoapparat vergessen hatte. Damals hatte man noch kein Handy in der Tasche, um schnell noch etwas regeln zu können. Er wusste um die Wünsche seiner Gäste und bot jedem an, zum Abschied ein gemeinsames Foto zu machen. Also rettete ich mich in die Ausrede:” Ich bewahre lieber ihr Bild in meinem Herzen.” Nachdem ich das einmal gesagt hatte, konnte ich dummerweise auch bei späteren Begegnungen das Versäumte nicht nachholen, ich musste schon zu meiner Aussage stehen. Und so gibt es leider kein Foto, auf dem nur Mandela und ich zu sehen wären.

Sophie Desjardin:
Vielleicht sollte man daran erinnern, dass Mandela in den 60er Jahren, eigentlich bis zum Ende seiner Haft, polarisierte. Für die einen war er ein Held, für die anderen ein Terrorist. Wie viel hat er Ihrer Meinung nach dazu beigetragen, dass sich das Bild und das Schicksal Südafrikas wandelten?

Jean Yves Ollivier:
Es war schon sehr wichtig, wie die Leute ihn sahen.
Madame Thatcher nannte ihn einen Terroristen. Ebenso Ronald Reagan. Es war die Zeit, in der der Clan der Marxisten-Leninisten sich gegen den Clan der angelsächsischen Rechten auflehnte. Drei Jahre vor seiner Freilassung begann die damalige weiße Apartheid-Regierung Geheimverhandlungen mit Mandela. Sie boten ihm die Freilassung an, wenn er dafür seine Anhänger dazu bringen würde, den bewaffneten Widerstand aufzugeben. Das kam für ihn natürlich nie in Frage. Der gewaltsame Widerstand war auch ein Trumpf für ihn, den er für weitere Verhandlungen nicht vorzeitig aus der Hand geben durfte. Seine Einstellung zur Gewalt änderte sich in dem Moment, als er im Stadion von Soweto seine Vision von einem neuen Südafrika ohne Gewalt verkündete.

Sophie Desjardin:
Zu Mandelas Erbe gehören auch seine Bemühungen um friedliche Lösungen in anderen afrikanischen Ländern. Wie haben Sie seine Haltung zu anderen afrikanischen Politikern erlebt?

Jean Yves Ollivier:
Es freut mich, dass Sie danach fragen. Denn heute herrscht so ein wenig die Tendenz vor, Mandela Bedeutung auf Südafrika zu begrenzen. Er hat sich aber darüber hinaus in die politisch-ideologische Denkweise und in die Regierungsweise in ganz Afrika eingemischt. Er hat sich bemüht, auch anderen afrikanischen Ländern den demokratischen Weg zu weisen. Persönlich hat er sich als Vermittler eingeschaltet zwischen Mobuto in Zaire und dessen Nachfolger Laurent-Desiré Kabila. Er hat in Burundi vermittelt. An den Präsidenten Lissouba hat er geschrieben, als der in Kongo-Brazzaville keine Wahlen zulassen wollte.
Es war nun einmal seine Position: Demokratie ist überall in Afrika notwendig.

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