Schwierige Beziehungen zwischen Tiflis und Moskau

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An diesem Freitag beginnen die Olympischen Spiele im russischen Sotschi. Nach anfänglichen Zweifeln, ob es seinen Sportlern die Teilnahme erlauben sollte, stimmte Georgien dieser letztlich zu. Sotschi liegt nur 50 Kilometer weit von Abchasien entfernt. Russische Truppen besetzten die Provinz ebenso wie Südossetien im August 2008. Trotz internationaler Kritik hat Moskau die Soldaten bis heute nicht abgezogen. Nur Russland und weitere vier Staaten haben die Unabhängigkeit der beiden georgischen Provinzen anerkannt, während die Europäische Union und die USA die russische Besetzung kritisieren und beide Seiten wiederholt aufforderten, eine friedliche Lösung zu suchen. Der georgische Ministerpräsident Irakli Garibaschwili, der im vergangenen November das Amt übernahm, besuchte zu Beginn dieser Woche Brüssel und bat die Europäische Union, ihre Beobachtermission in Georgien fortzusetzen. In einem Gespräch mit Euronews schilderte Garibaschwili die schwierigen Beziehungen zwischen Tiflis und Moskau.

euronews:
Ministerpräsident Irakli Garibaschwili, normalisieren sich die Beziehungen zwischen Georgien und Russland?

Irakli Garibaschwili:
Seit der Parlamentswahl 2012 tun wir unser Bestes, um die Beziehungen zu Russland zu normalisieren. Dies empfahlen uns die EU, die USA, unsere Partner und Freunde. Die Vorgängerregierung Georgiens war diesbezüglich radikal, unsere Herangehensweise ist es nicht, wir haben das geändert. In der Folge begann Russland, seinen Markt für Erzeugnisse aus Georgien zu öffnen, für georgischen Wein, für Mineralwasser aus Georgien sowie für andere Produkte. Unsere Beziehungen haben sich verbessert, auch die unmittelbaren Kontakte zwischen den Menschen, Transport und Kommunikation haben sich verbessert. Gleichzeitig aber gibt es Provokationen, die aus dem Gebiet entlang der russischen Besatzungslinie kommen. Bekanntlich hat Russland im Rahmen der Wiederherstellung der Grenzen auf einer Länge von 45 Kilometern Stacheldrahtverhaue und andere Hindernisse aufgebaut, die unseren Bürgern eine ganze Reihe von Schwierigkeiten bereiten.

euronews:
Sie sagen, dass die besetzten Gebiete für Georgien eine entscheidende Frage sind. Erwarten Sie, dass Russland diesbezüglich Konzessionen macht?

Irakli Garibaschwili:
Es handelt sich um das größte Problem zwischen den beiden Ländern. Seit 2008, seit der Zeit nach dem Krieg, gibt es keine diplomatischen Beziehungen mit Russland. Die besetzten Gebiete bleiben unsere größte Sorge. Wir bemühen uns um eine Lösung, die darin besteht, dass wir die Besatzung beenden, denn es handelt sich um unsere Gebiete. Wir wollen mit den Menschen aus Abchasien und Südossetien zusammenleben, wir wollen gemeinsam mit ihnen in den Genuss der Vorteile kommen, die sich aus einer besseren Zukunft unseres Landes ergeben werden.

euronews:
Im vergangenen Jahr sagte ihr Vorgänger Bidsina Iwanischwili, dass die georgischen Sportler an den olympischen Spielen in Sotschi teilnehmen würden. Vor wenigen Monaten jedoch hieß es seitens der georgischen Regierung, dass das nicht mehr sicher sei. Wie sieht das heute aus?

Irakli Garibaschwili:
Wir haben entschieden, dass die georgischen Sportler an den olympischen Spielen teilnehmen werden. Das war eine sehr schwere Entscheidung für uns, denn die Spiele finden in unmittelbarer Nachbarschaft Georgiens, in der Nähe Abchasiens statt, das besetzt ist. Weil wir mit Russland keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, fiel uns die Entscheidung schwer. Doch schließlich sagten wir uns, dass Sport und Politik voneinander getrennt werden sollten. Unsere Sportler werden somit teilnehmen.

euronews:
Und Sie persönlich? Werden Sie teilnehmen?

Irakli Garibaschwili:
Nein, niemand aus der Regierung nimmt daran teil, nur die Sportler werden nach Sotschi reisen.

euronews:
Herr Ministerpräsident, vielen Dank!

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