MOOCs: Chance oder Bildungskolonialismus?

MOOCs: Chance oder Bildungskolonialismus?
Von Euronews
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Massive Open Online Courses, kurz MOOCs, scheinen auf den ersten Blick perfekt zu sein für Studenten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Aber stimmt das tatsächlich? Ist der Inhalt kulturell angemessen? Und was ist mit der Infrastruktur und vor allem: mit dem Zugang zu diesen Kursen. Es ist nicht immer leicht.

China: Türöffner zur Uni im Internet

Chinas Universitäten sind bekannt dafür, ihren Bewerbern teils enorm schwierige Eingangstests vorzulegen. Sogar viele hochintelligente Kandidaten fallen durch. Könnten MOOCs ihnen bei der Vorbereitung helfen? Wir haben an zwei Universitäten in Peking nachgeschaut, die solche Online-Kurse anbieten.

Kenia: Maßgeschneiderte MOOCs

Die African Management Initiative, kurz: AMI, hat einen MOOC, einen Online-Kurs, erstellt, maßgeschneidert für afrikanische Bedürfnisse. Es ist der erste des Kontinents, vor einem Jahr gestartet in Kenia und Südafrika. Ein Projekt, kostenlos und mit großen Hoffnungen.

*Futurologe: “MOOCS haben großes Potential”

MOOCs scheinen also vielversprechend zu sein, es bleibt aber noch einiges zu tun. Wir haben über das Thema mit John Mahaffie gesprochen, einem US-amerikanischen Futurologen. Er ist zuversichtlich was die Zukunft der MOOCs angeht.

Maha Barada, euronews
Könnten MOOCs wirklich eine gute Möglichkeit für Studenten in Entwicklungsländern sein, die nur schwer Zugang zu Bildung haben, oder ist das alles ein riesen Hype?

John Mahaffie, Futurologe
Mit den MOOCs befinden wir uns an einem interessanten Punkt. Es ist im Moment schwer dagegen zu argumentieren, dass es ein massiver Hype ist, aber das Potential, die Chancen der MOOCs sind wirklich enorm, sie können etwas leisten, was anderfalls nicht stattfinden würde, nämlich höhere Bildung für Studenten praktisch überall.”

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Die Zukunft scheint rosig, aber wie steht es im Moment in Entwicklungsländern mit Dingen wie Infrastruktur, dem Internetzugang?

John Mahaffie
Wir müssen stark in die Konnektivität investieren, das ist entscheidend. Ich denke, man kann aber schon die geringe Konnektivität, die die Menschen bereits haben, nutzen. Es gibt sicher Möglichkeiten, zum Beispiel normale Handydienste zu nutzen, ohne große Bandbreite, ganz einfache Handys, um eine Grundkonnektivität rund um Bildung zu erhalten. Das gibt es jetzt noch nicht, aber das Potential ist da, wir können mit dem beginnen, was wir haben, und zwar schnell.

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Was halten Sie von dem Vorwurf, MOOCs seien eine Art Bildungskolonialismus, da der meiste Inhalt aus der nördlichen Hemisphäre kommt?

John Mahaffie
Ich weiß, viele der Empfänger fühlen so oder können so fühlen, dass es sich um Bildungskolonialismus handelt. Aber ich denke, das ist ein Problem, das wir schnell lösen können. Bis dahin ist es doch sicher besser, überhaupt ein Bildungsangebot zu haben, um zu beginnen, als gar keines.

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Sind die Bildungssysteme in Entwicklungsländern bereit für MOOCs? Oder sind die Kurse zu instabil?

John Mahaffie
MOOCs sind von Natur aus instabil, und eine Menge an Kritik und Opposition kommt vom traditionellen System. Das gilt für Entwicklungsländer ebenso wie für Europa und Nordamerika. Der Grund ist wohl – und hier muss ich das traditionelle System kritisieren – dass es sich von MOOCs bedroht sieht; und es wohl auch ist. Vielleicht nicht von den derzeitigen MOOCs, aber von denen, die noch kommen können.

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Können MOOCs die Hochschulbildung demokratisieren?

John Mahaffie
Ich glaube, dass MOOCs die Hochschulbildung demokratisieren können und ich denke, wir sollten alle mal den Test machen und zehn oder 20 Jahre in die Zukunft denken, uns vorstellen, wie Technologie bis dahin aussehen kann und wird. Wir müssen uns den weltweiten Bedarf an Hochschulbildung vorstellen, und wenn wir das alles kombinieren, dann sehe ich da große Chancen und bin sehr zuversichtlich. Die derzeitigen MOOCs mag ich nicht, ich habe sie mir ein wenig angeschaut und bin nicht sehr beeindruckt. Aber ich sehe das Potential und ich verstehe, wie sie Studenten überall auf der Welt helfen können, mehr zu erreichen, ich bin sehr optimistisch im Hinblick auf die Zukunft.

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