"Keine russischen Truppen auf der Krim"

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Von Euronews
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euronews:
Herr Botschafter, was geht auf den beiden Flughäfen auf der Krim vor? Angeblich wurden dort Truppen stationiert…

Wladimir Tschischow:
Dort sind keine Truppen, zumindest keine russischen. Der internationale Flughafen von Simferopol funktioniert offenbar normal und der Militärflughafen Belbek funktioniert ebenfalls normal. Es gab aus Bürgern gebildete Selbstverteidigungsgruppen, die in der vergangenen Nacht auf dem Flughafen von Simferopol eingetroffen sind, doch sie haben sich inzwischen zurückgezogen, nichts ist passiert.

euronews:
Warum glauben diese Menschen, den Flughafen verteidigen zu müssen?

Wladimir Tschischow:
Sie haben gesehen, was in Kiew und sonst wo geschehen ist. Es waren Gerüchte darüber im Umlauf, dass bewaffnete Unterstützer des Kiewer Maidans unterwegs zur Halbinsel Krim waren.

euronews:
Die Spannungen sind immer größer geworden, nachdem auch US-Außenminister Kerry Russland aufforderte, sich nicht einzumischen, von einer Besetzung abzusehen…

Wladimir Tschischow:
In den USA hat es Tradition, sich in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen und Truppen zu entsenden. Das entspricht der US-Mentalität.

euronews:
Fühlen Sie sich bedroht?

Wladimir Tschischow:
Wir verfolgen selbstverständlich unsere nationalen Interessen. In der Ukraine gibt es sehr viele russische Bürger. Es gibt viele russische Investitionen in der Wirtschaft der Ukraine. Wir sind militärisch auf der Krim präsent, die Schwarzmeer-Flotte ist dort stationiert und zwar seit dem 18. Jahrhundert.

euronews:
Was würde Russland tun, wenn seine Interessen wirklich in Gefahr wären?

Wladimir Tschischow:
Darüber will ich nicht spekulieren, doch wir verfolgen die Ereignisse selbstverständlich mit großer Aufmerksamkeit.

euronews:
Seitens der ukrainischen Führung hieß es, Russland stationiere Truppen auf der Krim, es war von einer russischen Invasion und Besetzung die Rede…

Wladimir Tschischow:
Unterstellungen, die jeder Grundlage entbehren.

euronews:
Wie schätzen Sie die Lage in der Ukraine ein?

Wladimir Tschischow:
Die Opposition hat am 21. Februar ein Abkommen mit Präsident Janukowitsch geschlossen, drei EU-Außenminister waren Zeugen. Die Opposition hat keine ihrer Verpflichtungen erfüllt: Die bewaffneten Gruppen wurden nicht entwaffnet, Verwaltungsgebäude wurden nicht geräumt, es folgten die Ereignisse im Parlament…

euronews:
Dieses aber sind die Menschen, dieses ist das Parlament, die Demokratie…

Wladimir Tschischow:
Demokratie bedeutet Wahlen. Wahlen haben in der Ukraine jedoch stattgefunden. Jene, die heute die Lage als einen Übergang von einer Diktatur zur Demokratie beschreiben, sind die gleichen Menschen, die gleichen Staaten, die gleichen Regierungen, die 2010 die Präsidentschaftswahl als demokratisch, frei und fair bezeichnet haben. Präsident Janukowitsch wurde als demokratisch gewählter Präsident anerkannt und die EU plante, mit ihm und mit keinem anderen ein Assoziierungsabkommen zu unterzeichnen.

euronews:
Für mich ist das einfacher: Es handelt sich um den Übergang von einer Regierung zu einer anderen, die das Parlament will.

Wladimir Tschischow:
Sie wurden tatsächlich gewählt, doch ein Drittel der Mitglieder nahm nicht teil. Vertreter aus dem Osten des Landes fehlen ebenso wie solche aus dem Süden. Nur eine begrenzte Anzahl der politischen Fraktionen ist vertreten.

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euronews:
Wie sehen Sie die Rolle des Westens, der EU und der USA?

Wladimir Tschischow:
Weder die EU noch die USA widerstanden der Versuchung, sich auf eine Seite zu schlagen.

euronews:
Herr Botschafter, würde Russland militärisch eingreifen, sollte es zum Schlimmsten kommen?

Wladimir Tschischow:
Über den schlimmstmöglichen Fall will ich nicht spekulieren, ich hoffe auf eine Wendung zum Guten, ich bin ein geborener Optimist.

euronews:
Vielen Dank!

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