Luftfahrtexperte Gérard Feldzer zu MH 370

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Von Euronews
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Am Montag, nach 15 Tagen des Wartens, das für die Familien immer unerträglicher wurde, verkündete der malaysische Regierungschef in einer Pressekonferenz die bittere Erkenntnis:
die Boeing ist über dem Indischen Ozean abgestürzt. Niemand hat überlebt. Wir begrüßen heute wieder den Luftfahrtexperten Gérard Feldzer, der uns schon einmal Zusammenhänge erklärt hat.
Es bleiben reichlich Fragen. Beginnen wir mit jener nach den Trümmern. Noch ist kein Stück identifiziert. Wie kann man sicher sagen, was an Bord geschehen ist?

Gérard Feldzer
Sicher ist gar nichts. Außer, dass das Flugzeug verschwunden ist und man weiß nicht einmal wo.
Man hat immer noch nicht den Anfang des Fadens gefunden, der uns zur Ursache führen könnte.
Es nervt, nicht zu wissen, was in den 5 Stunden geschehen ist. Falls die Maschine wirklich 5 Stunden lang geflogen ist! Man kann sich einen Unfall vorstellen, dass die Maschine nach einer Explosion spurlos verschwunden ist. Aber bisher hat man keine Trümmer gefunden. Da hieß es, die Maschine ist nach Westen abgedreht, das hat man auf dem Radar des Militärs gesehen. Aber warum dieser Kurswechsel? Waren da Luftpiraten am Werk? Nichts weiß man. Es gibt keine Forderungen, einfach nichts. Es könnte ein umfassendes Versagen der Technik gewesen sein, bei dem die Piloten keine Möglichkeit mehr hatten, einen Notruf abzusetzen. Feuer zum Beispiel, das hat es schon gegeben. Aber doch nicht 5 Stunden lang, das ist unvorstellbar.

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Welche Hypothèse würden Sie aufstellen?

Gérard Feldzer
Meine These lautet: Großer Unfall, bei dem die Besatzung noch versucht hat, die Situation zu meistern. Feuer oder eine Explosion. Aber ich habe Zweifel, dass man danach noch solange weiterfliegen kann. Eigentlich gibt es keine Hypothèse, die wahrscheinlicher ist als alle anderen.
Ich bin da ebenso ratlos wie all die Ermittler.

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Es ist vom Flug per Autopiloten die Rede. Kann es sein, dass Pilot, Copilot und alle Passagiere gleichzeitig das Bewusstsein verloren haben?

Gérard Feldzer
Das hat es schon gegeben. In einer zyprischen Maschine sank der Druck. Durch eine nicht korrekt geschlossene Tür konnte Sauerstoff entweichen, so dass beide Piloten ohnmächtig wurden. Die Maschine flog per Autopilot weiter, bis sie abstürzte. Auch das Unwahrscheinliche tritt manchmal ein.

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Alle verfügbaren Mittel werden in der vermuteten Gegend eingesetzt, um die Black-Box zu finden.
Gibt es dafür eine Chance?

Gérard Feldzer
Das ist sehr schwierig, weil man zur Suche doch einen Sektor eingrenzen muss. Diese Zone aber ist viermal so groß wie Frankreich. Da wird es extrem schwer. Es bleiben nur noch 15 Tagen, um die Black-Box durch Signale zu orten, ehe deren Batterie leer ist. Was soll man dann machen?
Man darf sich nicht entmutigen lassen, auch wenn einige Zyniker am Ende vielleicht sagen könnten:
“ es ist doch besser, wenn man nicht zu viel weiß”

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Vor einigen Tagen haben Sie uns erklärt, warum das Militär Informationen zurückgehalten haben könnte. Das militärische Radar hatte die Maschine auf dem Schirm. Warum hat die malaysische Luftabwehr nichts getan?

Gérard Feldzer
Da sind wir wieder bei der Frage nach der Strategie der Luftabwehr. Wenn ein Flugzeug sich auf einem nicht vorgesehenen Kurs bewegt, dann wird es vom Militär als “Eindringling” bewertet, den es zu identifizieren gilt. Hat man seine Position, dann werden Abfangjäger hoch geschickt, die sich das Flugzeug aus der Nähe ansehen. Nichts dergleichen ist geschehen. Es könnte ein kleiner Versuch nach Art des 11. September gewesen sein – oder auch ein großer. Man weiß es nicht.
Auf alle Fälle deutet das auf einen Fehler derjenigen hin.

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