Print gegen Internet: Der Chef im Kapuzenpulli?

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Von Euronews
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In Deutschland gibt es derzeit unter Journalisten einen Streit zwischen traditionellen und Online-Journalisten. Aber es geht nicht nur um Journalismus, es geht auch um die Frage: Darf der Chef einen Kapuzenpulli tragen?
Hintergrund ist der geplante Aufstieg des 37-jährigen Stefan Plöchinger, Chef von sueddeutsche.de, in die Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung. Dagegen soll es innerhalb der (Print-)Redaktion der Süddeutschen Zeitung einige kritische Stimmen gegeben haben. Generell schauen in vielen deutschsprachigen Medien die Print-Journalisten auf die aus der Online-Redaktion herab. Im Internet arbeiten viele Praktikanten kostenlos, Online-Redakteure verdienen meistens viel weniger als die, die für die Zeitungsausgabe arbeiten.
Plöchinger ist in der deutschsprachigen Internet-Welt ein Star, er hat auf Twitter mehr als 20.000 Follower – und er trägt gerne Kapuzenpullis, sogenannte Hoodies. Ein Chef im Kapuzenpulli – geht das inzwischen?

Laut FAS besteht der Gegensatz zwischen "Internetexperten" und "Journalisten". Sagt mehr über die FAS als über die SZ pic.twitter.com/fUOUSu374C

— Dirk von Gehlen (@dvg) 23 Mars 2014

Nachdem die Kritik an Plöchinger von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung weiterverbreitet wurde, gab es auf Twitter unter #hoodiejournalismus eine wahre Solidaritätswelle mit vielen Fotos: Journalisten stellten Selfies im Kapuzenpulli auf ihre Seiten.

Weil Onliner auch mehr wert sind #hoodiejournalismus#tvtz13#streikstahlniel</a> <a href="https://twitter.com/isa_mue">isa_muestimmeheize</a> <a href="http://t.co/ewsUfTC1K3">pic.twitter.com/ewsUfTC1K3</a></p>&mdash; Vanessa Wormer (Remrow) 24 Mars 2014

Und auch BILD-Chef Kai Diekmann solidarisierte sich mit Stefan Plöchinger. Seit Diekmann ein Jahr in Kalifornien verbracht hat, um die BILD-Zeitung im Internet auf Vordermann zu bringen, sollte die Frage, ob es einen Bruch zwischen Internet- und traditionellen Chefs gibt doch eigentlich geklärt sein…

. LousyPennies</a> Ich musste erst mal eines finden... <a href="https://twitter.com/search?q=%23Kapuzenpulli&amp;src=hash">#Kapuzenpulli</a> <a href="https://twitter.com/search?q=%23kapuzenpullitraeger&amp;src=hash">#kapuzenpullitraeger</a> <a href="https://twitter.com/ploechinger">ploechingerpic.twitter.com/L2jfC1I7rQ

— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) 23 Mars 2014

Trotz Diekmann sind aber die Gräben zwischen Internet und Print – und die Gräben zwischen Anzug und Kapuzenpulli in Europa keineswegs überwunden.
In der deutschsprachigen Redaktion von euronews gibt es die Trennung zwischen Online und traditionellen Journalisten übrigens nicht: alle Redakteure schreiben auch fürs Internet. Dahin geht sehr wahrscheinlich auch der Trend, denn in (fast) allen Redaktionen wird gespart. Es gibt noch seltene Ausnahmen wie die Wochenzeitung “Die Zeit”, die mit getrennten Redaktionen für Print und Online Erfolg hat. Dabei arbeiten allein bei der Zeit-Online etwa drei Mal mehr Redakteur als bei euronews auf Deutsch insgesamt.
Und auch bei euronews kommen viele JournalistInnen im Hoodie, denn vor allem in der Nachtschicht ist der Kapuzenpulli einfach bequemer…

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