Verdis Ernani in der Oper von Monte Carlo

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Verdis Ernani in der Oper von Monte Carlo
Von Euronews
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Elvira hat gleich drei Männern den Kopf verdreht. Männern jeder Tonlage: Einem Bariton, einem Bass und einem Tenor. Letzterer gibt den Ernani.

Komponiert wurde das Melodrama 1844. Grundlage ist Victor Hugos gleichnamiger Roman. Ernani feierte vor kurzem große Erfolge in Monte-Carlo.

Der Regisseur Jean-Louis Grinda erklärt, “Ernani ist der ultimative romantische Held. Er ist allein, ein ewiger Außenseiter. Ein verzweifelter Psychopath, der die Ehre über alles stellt, einfach nur, weil er nichts anderes hat, an dem er sich festhalten kann. Er ist ein ehrenvoller Verlierer, der schikaniert wird. Heute würde man ihn einfach nur einen Loser nennen.”

Für die Aufführung wurden zahlreiche Spiegel installiert. “Weil sie ein unruhiges, verschwommenes Bild reflektieren,” meint Grinda weiter. “Man fragt sich: Passiert das gerade wirklich? Ist es nur eine Spiegelung? Oder doch die Wirklichkeit? Dank des Spiegels können wir tiefgründig in eine Oper hineinblicken. Außerdem lasse ich gern Raum für das Undefinierbare, das Ungewisse. Ich will Verdi nicht hintergehen, aber trotzdem eine andere Sicht auf sein Werk zeigen. Sicht und Spiegel… Das passt doch gut zusammen.”

Die unerwartete Katastrophe im Schlussakt verschont fast niemanden – bis auf einen: Den König, der später zum Kaiser Karl V. gekrönt wird. Ein Bariton. Ihm erweist Verdi möglicherweise die größte Ehre mit einer eindrucksvollen Arie.

Orchester und Sänger werden meisterhaft von Daniele Callegari geführt. “Ich singe während der gesamten Oper mit,” gibt der Dirigent zu. “Ich singe mit den Sängern. Und wenn sie den Kontakt zu mir verlieren, weil sie mir den Rücken zukehren oder weil es ein Problem gibt, dann suchen ihre Augen meinen Mund in dem Moment, wenn sie mich wieder ansehen … und der Kontakt ist wiederhergestellt. Ich gebe also auch noch den Souffleur.”

Ernani gehörte im 19. Jahrhundert zu den am meisten gespielten Opern von Verdi. Auch heute ist das Publikum begeistert vom unerwarteten Schluss. “Hugo und Verdi enden oft mit einem “Coup de théâtre” – einem szenischen Paukenschlag. Ein überraschendes Ende, das aus diesem Genre ein wahres Vergnügen macht,” meint der Regisseur und schwärmt weiter: “Einfach wunderbar, weil die Zuschauer zwar wissen, das etwas Überraschendes passieren wird. Aber trotzdem kommen sie gern wieder, weil sie es lieben, überrascht zu werden – von etwas, das sie schon kennen.”

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