25 Jahre später: Die Proteste von Tiananmen

25 Jahre später: Die Proteste von Tiananmen
Von Euronews
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Michel aus Paris fragt:

“Viele Menschen haben sicher noch die gewaltsame Unterdrückung der Proteste vom Platz des Himmlischen Friedens im Frühjahr 1989 in Erinnerung. Kann man 25 Jahre später sagen, dass die Forderungen der Demonstranten von damals gehört und umgesetzt wurden?”

Die Erklärung von Rémi Castets, Politologe und Sinologe der Universität von Bordeaux:

“Ihre Hauptforderung war mehr Demokratie und die Einführung eines Mehr-Parteien-Systems. Wie Sie wissen, sind wir davon derzeit noch weit entfernt.

Abweichende Meinungen werden in China weiter unterdrückt. Dass Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo weiter im Gefängnis sitzt, zeigt, wie begrenzt der Handlungsspielraum für Intellektuelle in China ist. Es gibt eine Grenze, die nicht überschritten werden sollte: Niemand darf die Autorität der Kommunistischen Partei in China in Frage stellen.

Eine zweite Forderung der Studenten bestand darin, die durch die Marktwirtschaft entstandene Ungleichheit im Land zu begrenzen. Sieht man sich jedoch die Lage heute an, so scheint sie sich weiter zu verschärfen.

Außerdem wandten sich die Studenten gegen Korruption und Vetternwirtschaft innerhalb der Partei. Die ist heute sehr eng an die Geschäftswelt gebunden. Es gibt derzeit keine Instrumente, wie man die Korruption, die die Legitimität der Partei in Frage stellt, verringern kann.

Allerdings gibt es ein Gebiet, auf dem die Partei große Fortschritte gemacht hat: Bei den Wirtschaftsreformen.

Solange die chinesische Regierung eine Wachstumsrate von mehr als 7% halten kann, kontrolliert sie die sozialen Mobilisierungen. Denn bei einer Rate von mehr als 7% gibt es genügend Wachstum, um alle Neuankömmlinge auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.

Derzeit durchlebt China meiner Meinung nach eine Schlüsselphase. Wir werden sehen, ob die Kommunistische Partei die Instrumente besitzt, die negativen Effekte der Marktwirtschaft zu begrenzen und die Einkommensunterschiede auszugleichen, die heute für Unzufriedenheit bei den benachteiligten Klassen in China sorgen.

Interessanterweise profitieren teilweise die Menschen von den wachsenden Gehältern, die damals an den Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens teilgenommen haben.

Ein Teil der chinesischen Gesellschaft hat seine demokratischen Forderungen vorerst auf Eis gelegt, weil die Kommunistische Partei derzeit einen verbesserten Lebensstandard in China bietet.”

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