Schulnoten: "Kinder haben ein Recht auf eine Bewertung, aber..."

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Von Euronews
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Ein klares Feedback über den schulischen Fortschritt kann Schülern helfen und in vielen Ländern kommt das Feedback über Noten. Doch ist das wirklich die beste Vorgehensweise oder sind andere Ansätze besser?

Uruguay: Noten und ein wenig Text

In den Schulen Uruguays sind gute Noten sehr wichtig. Doch viele Schüler und Eltern fühlen sich dadurch gestresst und selbst Lehrer spüren den Druck, wenn es um die Notenvergabe geht. Das Notensystem reicht in dem Land von 1 bis 12, 12 ist die beste Note. Alle zwei Monate erhalten die Schüler eine Bewertung, doch das System lässt auch weitere Beurteilungsmethoden zu, wenn auch nur in geringem Ausmaß.

Dänemark: Für die Kleinen keine Noten

Natürlich kann nicht der gesamte Fortschritt über ein numerisches Notensystem erfasst werden. In Dänemark verfolgen viele Schulen einen ganzheitlicheren Ansatz mit mündlichem Feedback zu den Stärken und Schwächen jedes Einzelnen. Seit gut 40 Jahren bekommen Schüler vor dem 13. Lebensjahr in Dänemarks Schulen keine Noten. Im Alter von 6 oder 7 Jahren beginnen die Kinder ihre Schullaufbahn, und sie bleiben meist bis zur neunten Klasse mit denselben Klassenkameraden zusammen. Von Anfang an werden die Kinder dabei auch im Benehmen geschult und darin, Selbstvertrauen und die richtigen Entscheidungen zu fassen. So etwas lässt sich nur schwer in Noten ausdrücken.

Experten-Diskurs: “Noten ja und nein”

Noten oder nicht, das ist die Frage und die Antwort ist keine einfache. Selbst Experten sind geteilter Auffassung. Wir haben zwei Fachmänner um ihre Meinung gebeten. Philippe Meirieu ist französischer Grünenpolitiker und Pädagogik-Forscher an der Universität Lyon 2, der Deutsche Andreas Schleicher ist Bildungsforscher und arbeitet für die OECD.

Philippe Meirieu

“Ich bin dafür, denn jeder Schüler hat das Recht, bewertet zu werden, er hat das Recht zu wissen, ob er die Ziele der Schule erreicht, ob er vorankommt oder nicht, gemessen an dem, was er zuvor gemacht hat. Und dies ist eine Voraussetzung für seinen Schulerfolg.”

Andreas Schleicher

“Ich denke, es ist vor allem wichtig, den Kindern die Wahrheit zu sagen. Sie müssen wissen, wie gut sie sind.”

Philippe Meirieu

“Ein Notensystem bringt die Schüler voran, es ist nicht nur dazu da, das Niveau des Schülers abzufotografieren, sondern es hilft ihm dabei, voranzukommen.”

Andreas Schleicher

“Ich denke, es ist gut, dass Lehrer den Schülern einen detaillierten Kommentar geben. Das ist besonders für Schüler aus benachteiligtem Umfeld wichtig, denen so oft die Botschaft vermittelt wird, dass sie gut sind, auch wenn ihre Ergebnisse vielleicht nicht ausreichen.”

Philippe Meirieu

“Leider verlangen Eltern, Lehrer und auch Schüler nun mal nach Noten, denn das gibt ihnen Sicherheit, sie haben das Gefühl, dadurch zu wissen, wie gut sie sind. Aber man kann niemanden auf seine Note reduzieren, man muss aufhören, die Leute absolut klassifizieren und benoten zu wollen, wie das in den Fernsehwettbewerben passiert oder in allen Statistiken. Es ist wichtig, dass die Leute sich selbst verbessern, aber nicht immer besser sind, als die anderen.”

Andreas Schleicher

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“Noten werden dann problematisch, wenn sie nicht einfach interpretierbar sind, wenn sie keine Bedeutung für die Schüler und Eltern haben, wenn sie Schülern nicht helfen, besser zu lernen und Lehrern, besser zu unterrichten.”

Philippe Meirieu

“Ich denke, Noten sind unklar. Wenn man 7 von 20 oder 5 von 10 hinschreibt, dann sagen Sie nicht, ob in einem Text die Schrift schlecht war oder ob es am Verständnis mangelte und die Beispiele schlecht gewählt waren. Man schreibt eine Gesamtnote, die eine Reihe an Kriterien auf zusammenhangslos zusammenfasst.”

Andreas Schleicher

“Noten sollten nicht die einzige Bewertung für Schüler sein, sie sollten gut verstehen, was sie tun müssen, um ihre Ergebnisse zu verbessern, aber Noten geben immerhin einen wichtigen Referenzrahmen.”

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