"Für viele Veteranen wird es das letzte Mal sein"

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Von Euronews
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Am 6. Juni 1944 landeten die Alliierten in der Normandie. Wir sprachen mit unserer Reporterin Laurence Alexandrowicz, die in Ouistreham weilt, sich dieser Tage an den Kriegsschauplätzen umguckte sowie mit Veteranen und Touristen sprach.

euronews: Laurence, beschreiben Sie uns zuerst, wie sich die Region auf die Gedenkveranstaltungen für die Alliiertenlandung vorbereitet hat.

Laurence Alexandrowicz: Ja, in der Tat hat sich die Region für die Gedenkveranstaltungen herausgeputzt. An vielen Häusern und den Rathäusern hängen amerikanische, englische und kanadische Flaggen, denn hier sind die Strände, an denen die Alliierten an Land gegangen sind. Und man sieht Schilder, auf denen steht: “Wir alle sind 70 Jahre alt”. Wir haben mit einer amerikanischen Touristin gesprochen, die sagte, sie könne sich sehr gut mit diesem Satz identifizieren.

In den Museen ist eine Menge los, es sind viele Touristen hier. Die Restaurants, die Hotels sind seit Monaten ausgebucht. Und seit einigen Tagen sieht man auf vielen Straßen der Normandie Militärfahrzeuge jener Zeit: Jeeps, deren Fahrer die damaligen Uniformen tragen. Das sind Sammler, die aus der ganzen Welt hergekommen sind, aus Frankreich, Belgien und Großbritannien. Und selbst Russen sind mit Jeeps aus Moskau angereist.

euronews: Sie haben Kriegsveteranen getroffen, die zahlreich dort sind: Amerikaner, Briten, Kanadier, die alle über achtzig Jahre alt sind. Welche Bedeutung hat es für sie, vor Ort zu sein?

Alexandrowicz: Die Feierlichkeiten sind ein außergewöhnliches Ereignis. Für viele Veteranen wird es das letzte Mal sein, dass sie an einer solchen Veranstaltung teilnehmen. Es sind also viele Gefühle im Spiel.

Man merkt ihnen vor allem die Freude an, hier zu sein. Und viel Stolz. Und wenn man mit ihnen spricht, haben sie immer auch eine kleine Träne im Augenwinkel, weil sie sich ihrer Kameraden erinnern, die an den Stränden gefallen sind. Die Touristen, denen sie begegnen, bringen ihnen viel Begeisterung entgegen.

1800 Veteranen werden in der Normandie erwartet, sie nehmen sich die Zeit für Fotos mit den Touristen oder nehmen sie in den Arm. Wir haben eine Gruppe Amerikaner gesehen, die für einen 94-Jährigen ein Lied aus den vierziger Jahren gesungen hat. Das war auch der Mann, der uns mit einem Augenzwinkern gesagt hat: Ich werde Ihnen nicht alles erzählen, das werde ich mir für das 80- und 90-jährige Jubiläum aufsparen.

Und noch etwas Anderes kehrt zurück. Sie haben Angst vor einem neuen Krieg. Darüber sprechen sie. Und sie würden es bedauern, wenn ihre Opfer nicht dazu beigetragen hätten, für mehr Frieden in Europa und auf der Welt zu sorgen.

euronews: Die Gedenkveranstaltungen ziehen viele Touristen aus Frankreich und dem Ausland an. Wie ist das zu erklären?

Alexandrowicz: Man muss dazu sagen, dass es sich um einen außergewöhnlichen Jahrestag handelt, denn wir begehen Anfang Juni das siebzigste Jubiläum der Alliiertenlandung. Und Ende des Monats wird in Sarajevo des einhundersten Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges gedacht.

Ich glaube, dass sich die Menschen in Krisenzeiten an die Werte klammern, die von den jungen Soldaten vermittelt wurden, die kamen, um Frankreich und Europa zu befreien. Es sind viele Touristen hier, vor allem amerikanische, die uns sagten, wie wichtig es ihnen sei, das Gedenken an die Toten zu ehren.

In zehn Jahren gibt es vielleicht keine Veteranen dieses Krieges mehr, deshalb ist dieses Jubiläum vielen Menschen so wichtig. Zwischen Juni und September werden zu vierhundert Gedenkveranstaltungen in der Normandie acht Millionen Touristen erwartet.

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