Wie behandelt man schwere Gehirnschäden?

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Von Euronews
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Jouni Salmenjaakkos Leben hat sich schlagartig gewandelt: Er ist seit einem schweren Autounfall auf einer Geschäftsreise nach Dubai arbeitsunfähig. Der 47-jährige frühere Manager verbringt nun seine ganze Zeit mit seiner Familie im finnischen Turku.

Jouni erinnert sich: “Mein Kopf schleuderte nach hinten, dann wieder nach vorn. Dann prallte mein Kopf gegen den Fahrersitz (vor mir). Ich flog durch das Auto, aber ich habe keine Erinnerungen mehr daran.”

Die schweren inneren Schäden kamen jedoch erst einige Zeit nach dem Unfall ans Licht. Jouni verlor wiederholt das Bewusstsein. Dank mehrerer Therapien hat er seine Lebensqualität ein Stück weit verbessern können. Aber viele Probleme bleiben.

“Ich habe immer Schmerzen. Und ich habe Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten und mich zu erinnern. Ich kann nicht alleine spazieren gehen, weil ich den Weg möglicherweise nicht mehr zurück finde. Ich muss lernen, mich in meinem neuen Leben zurechtzufinden und mich an neue Regeln anzupassen,” meint Jouni.

Traumatische Hirnschäden können nur schwer therapiert werden. Die Symptome sind höchst unterschiedlich, da das Gehirn alle Funktionen des Körpers kontrolliert.

Hinzu kommt: Neurologen fehlen die Vergleichsmöglichkeiten. Das soll sich nun ändern: Dank der Initiative eines europäischen Forschungsprojekts. Wissenschaftler haben eine interaktive Datenbank ins Leben gerufen, in der alle Patientendaten gesammelt werden:

Der Neurologe Olli Tenovuo: “Der klinische Hintergrund ist wichtig: Welche Erkrankungen hatte der Patient vor dem Unfall? Gab es früher Verletzungen? Wenn ja, welche? Welche Medikamente wurden verabreicht? Wie sehen die Ultraschalluntersuchungen und Röntgenbilder aus? Was ergeben die Bluttestets?”

Mit Hilfe der Datenbank können Ärzte die Symptome ihrer Patienten mit ähnlichen Fällen vergleichen. Klingt leicht, ist es aber nicht: Algorhythmen und Statistiken müssen auf eine bestimmte Weise miteinander verbunden werden, sodass mögliche Folgen eines Medikaments absehbar werden.

Jouni macht derzeit eine Therapie, die genau auf sein Krankheitsbild abgestimmt ist. Sein Fall wurde auch schon auf Seminaren behandelt. Endlich blickt er optimistischer in die Zukunft: “Ich versuche, mein Leben mit Hilfe von Musik und Freunden ins Gleichgewicht zu bringen. Vielleicht kann ich sogar bald ehrenamtlich arbeiten und mich um andere Patienten kümmern, die in einer ähnlichen Situation sind. Vielleicht kann ich sie unterstützen.”

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