Der erste Tag des Königs Felipe VI.

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Der erste Tag des neuen Königs beginnt mit der Übergabe der roten Schärpe des Oberbefehlshabers aller spanischen Streitkräfte. Die bekommt der neue König am Morgen im Zazuela-Palast aus den Händen seines Vater.

Dann bricht die Familie auf zur Vereidigung. Infantin Leonor, die nach dem Willen von Felipe VI. ihm dereinst auf dem Thron nachfolgen soll, kann so schon einmal den großen königlichen Auftritt üben. Es geht zum Parlament, wo die Familie des neuen Königs ebenso wie vor knapp 39 Jahren Juan Carlos durch das Löwentor schreitet, zu den Parlamentariern beider Kammern in den Saal, in dem damals Juan Carlos noch seinen Eid auf die Franco-Verfassung zu leisten hatte. Um so höher ist das Verdienst des scheidenden Königs beim friedlichen Übergang zur Demokratie zu bewerten.

Der neue König wird mit Hochrufen und der Nationalhymne begrüßt. Die ehemaligen Ministerpräsidenten Gonzales, Aznar und Zapatero sind als Gäste geladen. In seiner ersten Rede sagt Felipe:

“Aus ganzem Herzen bekunde ich heute meinem Vater, dem König Juan Carlos I., Dankbarkeit und Hochachtung. Und ich möchte auch meiner Mutter, der Königin Sofia, dafür danken, dass sie ihr Leben lang für das Wohl der Spanier gearbeitet hat.”

“Mehr denn je haben die Bürger heute allen Grund von uns zu verlangen, dass wir nach den Prinzipien von Moral und Ethik handeln und das durch unser Verhalten in der Öffentlichkeit zeigen. Das entspricht meiner Überzeugung von der Rolle der Krone, für die ich ab heute stehe. Für eine erneuerte Monarchie in einer neuen Epoche… Cervantes hat uns durch den Mund von Don Quichote gesagt: ‘Du bist kein besserer Mann als die anderen, wenn nicht Du besser handelst als die anderen.’ Ich bin stolz auf die Spanier und nichts bereitet mir mehr Freude als meine Arbeit. Die Spanier sollen auf ihren neuen König stolz sein können.”

Dann bedankt er sich in allen spanischen Regionalsprachen. Anschließend nimmt König Felipe VI. von Spanien vor dem Parlament seine erste Militärparade ab.

Francisco Fuentes sprach für euronews mit Antoni Gutierrez-Rubi, einem Spezialisten für politische Kommunikation, über die erste Rede des neuen Königs.

Gutierrez-Rubi:
Die Rede war gut vorbereitet. Felipe hat sich die Zeit genommen, seine großen Prinzipien darzulegen: Sich dem gewählten Parlament unterwerfen, das bedeutet, die konstitutionelle und parlamentarische Monarchie zu respektieren.
Und zweitens geht es darum, dass sich die Bürger gut vertreten und respektiert fühlen, auch wenn es um Moral und Ethik geht, betonte der Staatschef. Und als Drittes geht es um die Modernisierung auf allen Ebenen.

euronews:
Von null bis zehn – welche Note würden Sie dem König für diese Rede geben?

Gutierrez-Rubi:
Ich glaube, dass Felipe heute Punkte gemacht hat. Er hat das fast mit Auszeichnung gemeistert und seine Mission erfüllt. Aber er hat nicht an die Rede seines Vaters aus dem Dezember vergangenen Jahres angeknüpft, der von der Notwendigkeit sprach, das Gerüst der Kohabitation zu reformieren. Felipe VI. hat nicht von einem Übergang gesprochen, auch nicht vom Geist des Übergangs. Er hat keine Tür für einen neuen Übergang geöffnet – trotz der grundlegenden Probleme der spanischen Gesellschaft, die einen zeitgemäßen konstitutionellen Rahmen fordern und die möglichst auch eine Überlegung oder eine Entscheidung über unser Staatsmodell umfassen sollten – all diese Probleme sind immer noch da.

euronews:
Zu den Aspekten der Rede gehörte die Verteidigung der parlamentarischen Monarchie und der nationale Einheit – mehr als die Gleichförmigkeit. Was bedeutet das?

Gutierrez-Rubi:
Auf institutioneller Ebene gibt es keine Änderungen, aber es gibt in Bezug auf die Pluralität Anzeichen einer zunehmenden Sensibilisierung. Er sagte, dass er zuhören, verstehen und möglicherweise auch beraten will und die Monarchie dazu bringen möchte, den Leuten mehr zuzuhören, sie zu verstehen und sich mehr mit den Bürgern, mit dem spanischen Volk zu identifizieren. Das ist eine interessante Geste, finde ich, die auf einen einfühlsameren König hindeutet. Nicht nur in Bezug auf Einigkeit, sondern auch auf Vielfalt.

euronews:
Sie sprechen auf den Anfangsdialog an. Felipe zitierte Dichter aller spanischen Regionalsprachen und sprach auf Katalanisch, Galizisch und Baskisch. Was wurde damit zum Ausdruck gebracht?

Gutierrez-Rubi:
Ich glaube, wir müssen die Art und Weise erneuern, wie wir mit den Sprachen umgehen, wie wir sie stärken, schützen und respektieren – als gemeinschaftliches Erbe, wie der König sagte. Und das System braucht eine politische Auffrischung, neue politische Praktiken und Reformen, zum Beispiel des Unterhauses des Parlamentes.

euronews:
Nach Felipes Rede: Wie steht es um die Chancen derjenigen, die einen anderen Staat fordern?

Gutierrez-Rubi:
Diese Rede – und allgemein – die ganze Entwicklung mit der Abdankung als Ausgangspunkt bis zur Vereidigung des neuen Königs war eine Art Werbekampagne zum Wohle der Monarchie. Eine Werbekampagne, zu der in gewisser Weise Kommunikationsmittel, Analysten, Medienprofis und Institutionen beigetragen haben. Aber es sind immer noch dieselben Probleme: Der König und die Königin regieren nicht, es ist die Aufgabe der Poltiker, Lösungen für die derzeitigen Probleme zu finden.

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