Kamelmilch verkauft - ein Kulturwandel

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Von Euronews
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Nanci Jones Abeiderrahmane , eine Engländerin, ist die berühmteste Frau in Mauritanien. Sie hat jetzt ein Buch herausgebracht, in dem sie ihr Abenteuer beschreibt. Im Land von Wüste und Kamele hat sie Produktion von Kamelmilch eingeführt, eine eigene Fabrik gegründet, Arbeitsplätze geschaffen. In ihrem Haus erzählt uns Nouakchott ihre ganze Geschichte, die vor mehr als 35 Jahren begann: “Nach Mauritanien kam ich Ende Juli 1970. Ich hatte ein Ingenieurstudium absolviert und in den vergangenen Jahres einiges über dieses Land gehört. Geschichten, die mich auf die Idee brachten, hier konservierbare Milch zu produzieren. In Nouakchott kannte man damals nur Milchpulver. Mit dessen Herstellung war 1989 begonnen worden. Der Anfang war eine einzige Katastrophe. Das hat mit den Traditionen in der Wüste zu tun. Dort kann es dein Leben retten, wenn man dir kurz vor dem Verdursten Kamelmilch anbietet. Folglich gilt es als Schande, den lebensrettenden Saft zu verkaufen.

Die frisch gemolkene Milch wird nun zweimal am Tag abgeholt. Die Bauern bekommen einen Gutschein für die abgelieferte Milch, auf dem steht, wer wann wieviel gelieferte hat. Mit diesem Gutschein können sie dann in den Laden im Tal gehen und einkaufen. Es ist eine eigene Form von Marktwirtschaft mit eigener Währung. So kaufen sie auch in der Trockenzeit Futter für die Tiere. Es war kompliziert, die Wirtschaftlichkeit so einer Molkerei zu kalkulieren. Angefangen haben wir mit etwa tausend Zulieferern und dabei gerechnet, es sollten dreitausend Familien in diesem Tal leben, die die Milch ihrer Herden verkaufen könnten. Dann hätten sie auch die Mittel, um ihre Kinder in die Schule zu schicken. Etwas völlig Neues in dieser Gegend! Für mich sehr interessant. Am Ende bekam ich dafür vom Staat einen hohen Orden.

In ihrer Fabrik, heute hat sie eine ganze eine Großmolkereiette, erzählt ein Arbeiter aus seiner Sicht: “Begonnen wurde mit kleinen Mengen von pasteurisierter Kamelmilch. Am Anfang gab es große Schwierigkeiten, weil es unserer Tradition widersprach, Milch zu verkaufen. Da musste erst einmal eine jahrhundertealte Mentalität verändert werden. Und die Menschen mussten sich daran gewöhnen, Kamelmilch und Produkte aus Kamelmilch zu kaufen.”

Es ist schließlich nicht nur für Mauritanien die erste Molkerei dieser Art. Auch in keinem anderen Land der Sahara wurde vorher jemals Kamelmilch aufgekauft und verarbeitet. Das fertige Produkt wird sofort zum Verkauf transportiert. Es wird inzwischen in der ganzen Stadt gekauft. Also kostet auch der Reporter dieses für ein Wüstenland so kostbare Getränk, das für das Land wirklich eine Entwicklung in die Moderne bedeutet.
Wegen des heißen Klimas ist man hier viel stärker als im kühleren Europa auf einen schnellen Transport und Verkauf angewiesen. Die am Vorabend gemolkene Milch wird zumeist bis zum nächsten Mittag verkauft. Natürlich pateurisiert.

Nanci Abeiderrahmane sagt: “Ich fühle mich heute hier zu Hause. Mauritanien ist meine Heimat geworden, ich habe die Lebensweise des Landes angenommen und bin dabei Mauritanierin geworden.”

Also charakterisiert der Reporter die ganze Geschichte der “Nanci von Mauritanien” als eine Erfolgsgeschichte. Eine Frau aus dem fernen England hat ihre technischen und ökonomischen Kenntnisse mitgebracht, hat sie den Bedürfnissen des Landes angepasst und so das Land ein Stück weit zum Besseren verändert.

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