Amos Gitais filmischer Aufruf zum Frieden in Nahost

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Der neue Film von Amos Gitai, “Ana Arabia”, basiert auf der wahren Geschichte einer Holocaust-Überlebenden, die zum Islam übertritt und einen Araber heiratet. Eine junge Journalistin macht sich auf, mehr über diese Geschichte zu erfahren.

Über dies Recherchen fängt Gitai einen Moment im Leben der Familie und ihrer Nachbarschaft ein, die gemeinsam in einer Enklave leben, die vergessen an der Grenze zwischen Jaffa und Bat Yam in Israel existiert. Dieser Film, der aus einer 81 Minuten langen Plansequenz, also fortlaufenden Szene, besteht, appelliert in seiner stilistischen Versuchsfreude an Israelis und Araber, den Krieg hinter sich zu lassen.

Gitai hat bisher 24 Filme gedreht, die über die vergangenen 40 Jahre entstanden. Dazu kommen Videoinstallationen, Theaterstücke und Bücher.

Amos Gitai, der immer für einen Frieden zwischen Juden und Arabern eingetreten ist, erinnert gerade zu einem Zeitpunkt an die Gemeinsamkeiten beider Völker, wo die Spannungen zwischen ihnen einmal mehr einen traurigen Höhepunkt erreicht haben.

Fred Ponsard hat für euronews mit dem isralischen Filmemacher gesprochen.

euronews: “Amos Gitai, danke, dass Sie hier bei euronews sind. Während der israelisch-palästinensische Konflikt gerade eine seiner blutigsten Episoden erlebt hat, stellt Ihr neuer Film ‘Ana Arabia’, ‘Ich, der Araber’, die Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz zwischen Juden und Arabern im Heilgen Land vor. Sind Filmemacher und Schriftsteller heute die letzten Bastione gegen Nationalismus und Extremismus?”

Amos Gitai: “Ich denke, dass angesichts der physischen Bombardierungen, aber auch der mit Bildern, die Literatur, die visuellen Künste, das Kino, Brücken bauen sollten, eine Art Dialog. Wir müssen den düsteren Ausblick für die Region zurückweisen. Ich habe mit meinem Film versucht, einen Mikrokosmos zu zeigen, in dem Menschen, Juden und Araber, Frauen und Männer, Seite an Seite existieren können.”

euronews: “Ihr Film ist ein technisches Meisterstück, eine einzige Sequenz. Das scheint eine cinematographische Metapher dafür zu sein, dass die Verbindung zwischen Juden und Arabern nicht zerschnitten werden sollte. Es gibt kein Zerwürfnis, die beiden Welten tauschen sich aus. Wollten Sie das damit sagen?”

Amos Gitai: “Ganz genau. Als Bürger, nicht als Filmemacher, will ich nicht, dass es ein Zerwürfnis zwischen Juden und Arabern gibt. Wenn ich das in meine Sprache als Filmemacher übersetze, dann ist das die Syntax des Films. Ich wollte nicht schneiden, also habe ich ihn nicht geschnitten. Es ist eine einzige Sequenz von 81 Minuten. In dieser Serie von Charakteren mit ihren Erinnerungen, ihren Berichten, erklären, zeigen und erzeugen wir Beziehungen zwischen all diesen Figuren.”

euronews: “Ihr Film ist in Israel vor einigen Monaten herausgekommen. Wie wurde er aufgenommen?”

Amos Gitai: “Ich denke, es ist einfacher, Bilder vom Krieg zu benutzen, als vom Frieden zu reden. Das ist kein sehr populäres Thema. Selbst Worte wie ‘Schalom’, ‘Salaam’, ‘La Paix’ – die Leute trauen sich nicht, dieses Wort zu gebrauchen. Ich denke aber, man muss das tun. Es gab aber immer auch in Israel Leute, die den Film schätzen und andere, die sagen ‘Nein’, es sollte keine Vermischung zwischen Juden und Arabern geben.”

euronews: “Es gibt einen Krieg der Bilder in den Medien und in den sozialen Netzwerken, alles ist durcheinander. Eine Multiplikation von Bildern, deren Quelle nicht immer klar ist. Sorgt das für eine Verstärkung von Gewalt und Vorurteilen?”

Amos Gitai: “Auf jeden Fall. Ich sehe häufig ‘no comment’ auf euronews, denn die Sendung zeigt manchmal schöne Sequenzen, die in der Lage sind zu erklären und den Bewegungen der Kameras Sinn zu geben und den Hype dieser Nachrichtensendungen um 20 Uhr überall auf der Welt zu vermeiden – ob das nun israelisch, palästinensisch, französisch oder englisch ist. Es sind immer sehr kurze Bilder, die uns die Illusion vermitteln, wir verstünden etwas. Tatsächlich stimmt das aber nicht, wir verstehen nicht viel, und ich denke, wir, die Menschen im Nahen Osten, sind an Bilder als Instrumente des Krieges gewöhnt. Wir haben es geschafft, alle Bilder aus dieser Region zu vergiften.”

euronews: “Amos Gitai, vielen Dank. Ich erinnere daran, dass Ihr Film “Ana Arabia”, der im vergangenen Jahr in Venedig ausgezeichnet wurde, derzeit in den Kinos anläuft und dass er dazu beitragen kann, die Beziehungen zwischen Juden und Arabern ein wenig besser zu verstehen.”

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