Iranischer Ölminister: "Die Ölsanktionen müssen weg"

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Von Euronews
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Die OPEC behält die Öl-Fördermengen bei. Gut für Saudi-Arabien, schlecht für den Iran. In Wien haben wir mit dem iranischen Ölminister Bijan Namdar Zangeneh gesprochen.

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Die Entscheidung der OPEC, die Fördermengen beizubehalten, hat die Ölpreise auf Talfahrt geschickt. Der Beschluss entsprach unter anderem der Forderung Saudi-Arabiens, das so seine Marktposition sichern will. Den Iran hingegen trifft die OPEC-Entscheidung hart. Die iranische Wirtschaft basiert auf Öl. In Wien haben wir mit Teherans Ölminister Bijan Namdar Zangeneh darüber gesprochen.

Reihaneh Mazaheri, euronews
Herr Bijan Namdar Zangeneh, danke, dass Sie sich Zeit für das Gespräch genommen haben. Die OPEC hat ihr wohl wichtigstes Treffen seit sechs Jahren abgehalten. Trotz aller Anstrengungen hat der Iran nicht das bekommen, was er wollte. Warum haben sich die wichtigsten Ölproduzenten der OPEC, einschließlich Saudi-Arabiens, nicht auf die Seite des Iran gestellt?

Bijan Namdar Zangeneh
Wir haben uns für eine Produktionssenkung eingesetzt. Eine genaue Zahl haben wir nicht genannt, denn das hätten die Analysen und Bewertungen des Marktes ergeben müssen. Nach den Beratungen, die stattfanden, stellte sich ganz offensichtlich heraus, dass wir noch etwas Zeit brauchten, um zu sehen, wie viel dieser teuren Ölsorten aus dem Produktionskreislauf ausgeschlossen würden. Um zu einer endgültigen Entscheidung zu gelangen, benötigen wir mehr Informationen darüber, wie der Markt auf die neuen Preise reagiert. Wie Sie wissen, sollen die Beschlüsse der OPEC auf einem Konsens basieren.

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Sie sprechen vom Konsens. Aber was wir gesehen haben ist, dass, ähnlich wie bei den vergangenen OPEC-Treffen, Saudi-Arabien am Ende seinen Willen durchgesetzt hat. Das Land produziert ein Drittel des OPEC-Öls, hat Saudi-Arabien daher in der OPEC das letzte Wort?

Bijan Namdar Zangeneh
Von außen scheint die OPEC wie eine Kooperative zu sein, in der jedes Mitglied unabhängig vom Kapital eine Stimme haben kann. Tatsache aber ist, dass die Fördermenge, die Produktionsfähigkeit und die Möglichkeit, Überschüsse zu produzieren, eine marktbestimmende Rolle spielen, und daraus müssen wir lernen.

Lassen Sie mich ganz allgemein etwas sagen. Die OPEC ist eine Organisation, in der Konkurrenten zusammenarbeiten. Es ist die einzige Organisation, in der sich Drittweltländer seit 50 Jahren zusammentun, und in der sie in der Lage waren, ihre langfristigen Interessen gemeinsam zu verfolgen, trotz aller interner Streitigkeiten. Es wäre gut und nützlich, wenn sie diese Kooperation fortführen können. Wenn nicht, dann bleibt nichts übrig von der OPEC.

Jedes Land in der OPEC hat seine eigenen nationalen Interessen. Saudi-Arabien ist einer der wichtigsten Ölproduzenten und -exporteure. Das Land führt täglich neun Millionen Barrel an Öl und Nebenprodukten aus. Es weiß genau, wenn der Ölpreis unter 30 Dollar pro Barrel fällt, wird es pro Jahr rund 110 Milliarden Dollar verlieren. Hinter dieser OPEC-Entscheidung müssen wichtige Interessen bei der nationalen Sicherheit gestanden haben, sonst hätten sie solche Verluste nicht in Kauf genommen.

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Was sind Ihrer Meinung nach die Interessen Saudi-Arabiens?

Bijan Namdar Zangeneh
Das kann ich als Ölminister nicht sagen, aber Politiker haben viel darüber nachgedacht. Ich weiß nicht, wie viele ihrer Ergebnisse richtig sind und wie viele falsch. Aber es gibt zahlreiche Analysen auf dem Markt und in den Medien, die politische Diskussionen verfolgen.

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Inwiefern hat der geringe iranische Anteil an OPECs Ölmenge auch zu einem geringeren Einfluss bei den Entscheidungen der Organisation geführt?

Bijan Namdar Zangeneh
Ich würde es positiv formulieren. Aber natürlich: Das Gewicht jedes Landes in der OPEC wird von seiner Produktionsmenge und der Fähigkeit, Überschüsse zu produzieren, bestimmt.

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Können wir angesichts der Unstimmigkeiten innerhalb der OPEC und der aktuellen Veränderungen auf dem Ölmarkt schon sagen, dass die OPEC eines Tages die Kontrolle über die globalen Ölmärkte verlieren wird?

Bijan Namdar Zangeneh
Eine der größten und geschichtlich wichtigsten Sorgen der OPEC war die um ihren Marktanteil. In den vergangenen Jahren ist der Anteil der OPEC kontinuierlich zurückgegangen. Wenn das so weitergeht und eine bestimmte Grenze unterschritten wird, dann wäre der Einfluss der OPEC nicht mehr spürbar.

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Am Rande des jüngsten OPEC-Treffens haben Sie auch mit den Chefs von Ölkonzernen wie Total und BP gesprochen. Diese Unternehmen waren früher im Iran tätig, sind es aber wegen der Sanktionen heute nicht mehr. Was haben Sie bei diesen Treffen besprochen? Versuchen Sie, trotz der Sanktionen ausländische Investoren zu gewinnen?

Bijan Namdar Zangeneh
Ja, sicher versuchen wir das, und wir wollen, dass diese internationalen Ölkonzerne anfangen, sich an unserer Ölindustrie zu beteiligen. Es geht nicht nur um die Investitionen und das Geld. Wir benötigen Technologie und das Qualitätsmanagement mehr als Geld, um die iranische Öl-, Gas- und petrochemische Industrie zu entwickeln.

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Herr Minister, Sie sprechen sehr optimistisch über ein Ende der Sanktionen. Aber selbst im positivsten Szenario, wenn also einige Sanktionen aufgehoben werden, dann dauert die Umsetzung doch einige Zeit und womöglich geschieht es nicht während der Amtszeit der derzeitigen Regierung.

Bijan Namdar Zangeneh
Ich bin nicht so pessimistisch wie Sie.

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Wenn man sich anschaut, wie die Atomverhandlungen ablaufen, dann können wir doch sagen, es gab immer Hürden auf dem Weg zu einer Übereinkunft.

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Bijan Namdar Zangeneh
Natürlich sind unserer Ansicht nach die Ölsanktionen die schwerwiegendsten. Das heißt, wenn eine Sanktion beendet werden soll, dann die Ölsanktion. Wenn das nicht geschieht, dann heißt das praktisch, dass im Grunde keine Sanktion aufgehoben wurde.

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Wie hoch sind die Kosten für den Iran, die Sanktionen zu umgehen?

Bijan Namdar Zangeneh
Sie sind sicherlich sehr hoch, wir werden die Höhe später bekanntgeben. Es kostet, aber nicht so viel, wie manche Menschen glauben.

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Zum Schluss möchte ich noch über das gemeinsame,iranisch-katarische Gasfeld im Iran sprechen. Sie haben gesagt, dass der Iran innerhalb der kommenden drei Jahre genau so viel wie Katar produzieren würde. Wie viel von seinem Anteil an dem gemeinsamen Feld hat der Iran bisher verloren?

Bijan Namdar Zangeneh
Wir werden bei der Fördermenge Katar ein- und vielleicht sogar überholen. Wir brauchen einen konstanten Gasfluss. Katar hat einen Überschuss produziert und wir könnten mit der Zeit in der Lage sein, das zu kompensieren. Möglicherweise wird das aber auch nicht passieren. Wichtig ist, die gegenwärtige Lage zu korrigieren und die Fehler der Vergangenheit zu bereinigen, wenn wir das tun können. Wenn nicht, dann sollten wir aber auch nicht länger in der Vergangenheit verharren und darüber lamentieren.

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