Türkische Fußballfans wegen Mitorganisation der Gezi-Proteste vor Gericht

Türkische Fußballfans wegen Mitorganisation der Gezi-Proteste vor Gericht
Von Euronews mit dpa, afp, reuters
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In Istanbul hat heute der Prozess gegen 35 Mitglieder der sogenannten Carsi-Gruppe begonnen. Den Fußballfans wird vorgeworfen, einen Staatsstreich im Rahmen der Gezi-Proteste geplant zu haben.

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In der Türkei stehen heute 35 führende Mitglieder der Fan-Gruppe “Carsi” des Fußballvereins Besiktas Istanbul vor Gericht. Den Angeklagten wird vorgeworfen, die Massenproteste gegen den damaligen Regierungschef und heutigen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan im vergangenen Jahr mitorganisiert zu haben. Den Besiktas-Fans wird nach Angaben der Ermittler vorgeworfen, eine bewaffnete Organisation gegründet zu haben, gewalttätige Ausschreitungen initiiert und zudem einen vergeblichen Versuch zur Besetzung von Erdogans damaligem Amtssitz unternommen zu haben.

Hunderte Fußballfans versammelten sich zur Unterstützung vor dem Gerichtsgebäude. Ein junger Mann erklärte: “Carsi wird heute der Versuch eines Umsturzes der Regierung vorgeworfen. Dafür gibt es keine Grundlage. Carsi verkörpert das Bewusstsein unseres Volkes. Wir sind heute hier, um unsere Freunde zu unterstützen.”

Die Demonstrationen, die im Mai 2013 begannen, hatten sich zunächst gegen die Bebauung des Gezi-Parkes im Zentrum Istanbuls gerichtet. Sie weiteten sich dann zu Protesten gegen die islamisch-konservative Regierung aus. Die Opposition bezeichnete den Prozess, der heute in Istanbul beginnt, als Machtmissbrauch und Vergeltungsakt der Regierung. Die Staatsanwaltschaft soll bereits lebenslange Haftstrafen für die Besiktas-Fans gefordert haben.

Bora Bayraktar berichtet für euronews aus Istanbul: “Es ist noch nicht klar, wie das Gericht entscheiden wird. Eine Tatsache ist jedoch bereits sicher: Die Carsi-Gruppe ist der erste Fußball-Fanklub, dem ein Staatsstreich gegen die Regierung vorgeworfen wird.”

Bei einer landesweiten Großrazzia waren am Sonntag in Türkei mindestens 24 Journalisten und angebliche Regierungsgegner festgenommen worden. Die Aktion trieb tausende Menschen auf die Straße. Die Europäischen Union kritisierte die Festnahmen, auch weil die Türkei als EU-Beitrittskandidat gilt. Auf die Brüsseler Kritik reagierte Erdogan entzürnt, es sei ihm egal, ob die EU die Türkei aufnehme und die Europäische Union solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, so der türkische Präsident wörtlich.

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