Ist dieser Papst ein Kommunist? Franziskus zu Wirtschaft, Homosexualität und Frauen

Ist dieser Papst ein Kommunist? Franziskus zu Wirtschaft, Homosexualität und Frauen
Von Euronews mit kath.net, dpa, Radio Vatikan
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Papst Franziskus gilt als Reformer, der der Kurie die Leviten liest und Tabu-Themen anpackt. Wir haben einige der bisher wichtigsten Vorstöße des Papstes zusammengestellt.

WERBUNG

Papst Franziskus hat seine dreitägige Reise nach Sri Lanka begonnen. Am Donnerstag wird er auf die Philippinen weiterfliegen. Es ist bereits die zweite Asienreise des argentinischen Papstes, der seit fast zwei Jahren im Amt ist. Der Jesuit erklärte den Kontinent zu einer Priorität seines Pontifikats. Sein Vorgänger hat Asien nicht ein einziges Mal besucht. Auch sonst unterscheidet Franziskus viel von Benedikt XVI. und anderen Päpsten. Wir haben einige der wichtigsten bisherigen Vorstöße Franziskus’ zusammengestellt:

- Homosexualität:

Homosexuelle fühlten sich von der Kirche verurteilt, so Franziskus in einem Interview mit der italienischen Jesuiten-Zeitschrift "La Civiltà Cattolica", veröffentlicht unter anderem in der Zeitschrift "Stimmen der Zeit". “Aber das will die Kirche nicht”, so der Papst. Weiter sagte er: “Wenn eine homosexuelle Person guten Willen hat und Gott sucht, dann bin ich keiner, der sie verurteilt.”

Dies war sein erstes großes Interview. Auch bei der Bischofssynode im vergangenen Oktober war die gleichgeschlechtliche Liebe ein Thema, allein das werteten Beobachter als Durchbruch. Am Ende konnten sich die Bischöfe nicht auf eine gemeinsame positive Linie gegenüber Homosexuellen einigen. Franziskus verfügte, dass die Abstimmungsergebnisse sowie das Abschlussdokument samt der gestrichenen Passagen veröffentlicht werden.

Die Position des Papstes in dem Interview vom September 2013: “Einmal hat mich jemand provozierend gefragt, ob ich Homosexualität billige. Ich habe ihm mit einer anderen Frage geantwortet: ‘Sag mir: Wenn Gott eine homosexuelle Person sieht, schaut er die Tatsache mit Liebe an oder verurteilt er sie und weist sie zurück?’”

- Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen:

“Die Frauen stellen tiefsinnige Fragen, denen wir uns stellen müssen”, sagte Franziskus der “Civiltà Cattolica”. Und weiter: “Der weibliche Genius ist nötig an den Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden.” Er sprach sich für eine Erweiterung der Rolle der Frauen in der Kirche aus. Sie dürften nicht nur auf ihre Rolle als Mutter reduziert werden, so sagte er laut der katholischen Webzeitung "kath.net" auf einer Rückreise von Brasilien im vergangenen Sommer. Es gehe auch nicht nur darum, dass Frauen Caritas-Direktorinnen oder Katechetinnen würden. Man müsse weiter gehen und eine “profunde Theologie der Frau” entwickeln, so der Papst.

Allzu weit soll die Gleichberechtigung laut Franziskus jedoch nicht gehen: Priesterinnen wird es auch in Zukunft nicht geben. “Diese Tür ist geschlossen”, zitiert kath.net den Papst. Johannes Paul II. (1978-2005) habe diese Frage in “definitiver Form” entschieden, so Franziskus.

Wirtschaft:

- Ist dieser Papst ein Kommunist? “Es gibt kein unbedingtes Recht auf Eigentum”: Dieser Satz stammt zwar nicht von Franziskus selbst, sondern aus der Enzyklika Popolorum Progressio von Papst Paul VI. aus dem Jahr 1967, so schreiben es katholische Medien. Franziskus stimmte dem in einem Interview mit den Vatikankennern Andrea Tornielli und Giacomo Galeazzi jedoch zu: “Das sind nicht nur Aussagen, die immer noch wahr sind, sondern je mehr Zeit vergeht, desto zutreffender erweisen sie sich durch die Erfahrung.“ Niemand habe das Recht etwas zurückzuhalten, was über Bedürfnisbefriedigung hinaus gehe, wenn andere bedürftig seien. Vom Kommunismus distanzierte er sich jedoch: Die beschriebene Haltung sei keine “Erfindung des Kommunismus” und sie dürfte auch nicht, wie so oft geschehen, instrumentalisiert werden.

- Kurie

Ende Dezember sorgte Franziskus mit einer Brandrede bei der Weihnachtsansprache vor der Römischen Kurie für Aufregung. Er attestierte der Verwaltung “15 Krankheiten”, darunter Karrierismus, Arroganz, Hartherzigkeit, Machtstreben und Funktionalismus. „Es ist gefährlich, die notwendige menschliche Sensibilität zu verlieren, um mit denen zu weinen, die weinen, und uns mit denen zu freuen, die sich freuen“, so einer seiner Appelle. Zudem sprach er von einer „existenziellen Schizophrenie“ bei denjenigen, die sich selbst nicht an die Regeln halten, die sie anderen auferlegen. Wer sich überlegen fühle, anstatt anderen zu dienen, leide an der „Pathologie der Macht“.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Papst Franziskus in Sri Lanka eingetroffen

Unwetter und sintflutartiger Regen: Keine sonnigen Ostern in Spanien

Mexiko-Stadt: Fröhliches Pilgern mit bunten Farben und Musik