Dominique Strauss-Kahn steht wieder vor Gericht

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Von Euronews
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Der einstige Chef des Weltwährungsfonds und französische Fast-Präsidentschaftskandidat muss sich in Lille wegen Zuhälterei verantworten. Es geht dabei

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Dominique Strauss-Kahn steht ab Montag vor Gericht.

Dabei wird aber nicht über den berühmt gewordenen Fall des New Yorker Zimmermädchens verhandelt:

Der einstige Chef des Weltwährungsfonds und französische Fast-Präsidentschaftskandidat muss sich in der nordfranzösischen Stadt Lille wegen schwerer Zuhälterei verantworten.

Die Anklage beschuldigt ihn, er habe zusammen mit anderen einen Prostituiertenring betrieben.

Es geht dabei um Mädchen, mit denen die Männer bei ausschweifenden Festen in Luxushotels in Lille zusammengewesen sein sollen – daher auch der Begriff der “Carlton-Affäre”.

Die Ankläger sind der Meinung, Strauss-Kahn hätte wissen müssen, dass die jungen Mädchen bezahlt worden seien.

Darüberhinaus halten sie ihn für die zentrale Figur dieser Ereignisse, sogar den “König”, den “roi de la fête”.

Trotzdem werden sie wohl beantragen, dass das Verfahren gegen ihn eingestellt wird.

Die Verteidigung verfolgt ohnehin die Linie, dass Strauss-Kahn sehr wohl ein “libertin” sei, also sexuell freizügig: Er habe aber keine Prostituierten bemüht.

Die Anwälte stellen den Prozess als ideologisch, politisch und moralisch motiviert dar: Juristisch liege gegen Strauss-Kahn und die anderen nichts vor; alles habe sich einvernehmlich unter Erwachsenen abgespielt.

Das entscheidende Ereignis liegt ohnehin hinter Strauss-Kahn: Im Mai 2011 wird er in New York beschuldigt, er habe im teuren Sofitel-Hotel versucht, ein Zimmermädchen zu vergewaltigen.

Der Franzose steht zu jener Zeit dem Weltwährungsfonds mit Sitz in Washington vor.

Er bereitet sich aber auch darauf vor, ein Jahr später möglicherweise Staatspräsident in seinem Heimatland zu werden.

Er gehört dort der Sozialistischen Partei an, die sich Hoffnungen macht, den nicht übermäßig beliebten konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy abzulösen.

Diese Hoffnungen erweisen sich letztlich als berechtigt – nur dass das neue Staatsoberhaupt dann François Hollande heißt.

Strauss-Kahns Chancen waren nach dem Zwischenfall im Sofitel verflogen, auch wenn er nie verurteilt wurde. Seinen Posten beim Weltwährungsfonds hatte er schon nach ein paar Tagen verloren.

Ein Strafprozess wird eingestellt, wegen unglaubwürdiger Aussagen des Zimmermädchens.

Im anschließenden Zivilprozess stimmt er einer finanziellen Übereinkunft mit der Frau (die er seinerseits ebenfalls verklagt hatte) zu; Einzelheiten sind unbekannt.

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Danach kommt er wieder auf die Beine, auch wenn die Politik sich nun für ihn erledigt hatte: Er gründet 2012 die Firma Parnasse, mit der er weltweit vor allem seine Berater- und Rednerdienste anbietet.

2013 kommt Parnasse auf einen Umsatz von zweieinhalb Millionen Euro, weit über siebenhunderttausend Euro blieben als Gewinn hängen. Bezahlen muss Strauss-Kahn nur einen Angestellten, seinen Fahrer.

Privat ist er jetzt von seiner Frau Anne Sinclair geschieden. Einige Monate lang ist er mit der Philosophin Marcela Iacub zusammen: Für die Öffentlichkeit sind die beiden “Die Schöne und das Biest”.

Iacub schreibt wenig später ein Buch über diese Beziehung, das für Strauss-Kahn wenig schmeichelhaft ausfällt.

Inzwischen hat er aber eine neue Freundin und lebt mit ihr vor allem in Frankreich und Marokko, wo er als Kind auch aufwuchs.

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Im Oktober sagte er einer Zeitung, er sehe dem Carlton-Prozess gelassen entgegen. Die Sache sei aufgebauscht worden, und er sei zuversichtlich, dass ihm Gerechtigkeit widerfahren werde.

In jüngster Zeit allerdings äußert sich Strauss-Kahn, inzwischen 65 Jahre alt, gar nicht mehr – vielleicht ja aber wieder ab Ende Februar. Der Prozess in Lille soll drei Wochen dauern.

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