Der Ölpreis und die Geldpumpen der Zentralbanken

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Willkommen zur ersten Ausgabe einer neuen Runde von Business Middle East. Jede Woche konzentrieren wir uns hier auf die Wirtschaft im Nahen Osten und

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Willkommen zur ersten Ausgabe einer neuen Runde von Business Middle East. Jede Woche konzentrieren wir uns hier auf die Wirtschaft im Nahen Osten und Nordafrika, im Kontext wichtiger weltwirtschaftlicher Ereignisse. Wie wirken sich die globalen Trends auf die Entwicklungen in der Region aus?

Einige der Stärksten Impulse kamen im Januar von den Zentralbanken. Deren Ankündigungen und Verlautbarungen haben zum Jahresanfang alle Paar Tage für starke Bewegungen, in einigen Fällen gar für Panik gesorgt und dürften anhaltende Folgen haben.

Die Zentralbanken pumpen weiter, unser erstes Thema;

Es war ein beunruhigender Monat für Banken. Einige Ereignisse waren erwartet worden, andere kamen überraschend wie ein Tsunami.

Am 15 Januar entschied die Schweizer Nationalbank, den Kurs des Franken vom Euro abzukoppeln. Der Schweizer Franken legte sofort und satt zu: Statt 83 Cent kostete ein Franken zeitweise weit über eine Euro.

Eine Woche später beschloss die Bank of England, ihren Leitzins im Vereinigten Königreich doch nicht anzuheben. Erstmals seit Juli war die Entscheidung einstimmig. Weil die Inflation in Großbritannien auf den niedrigsten Wert seit 14 Jahren gefallen war, änderten auch jene Entscheidungsträger ihre Meinung, die die Kreditkosten eigentlich hatten anheben wollen.

Dann kam das Konjunkturprogramm der Europäischen Zentralbank. Das war zwar erwartet worden, EZB-Präsident Mario Draghi überraschte Ende Januar aber mit dem Umfang des “quantitative easing” genannten Programms: Vom kommenden März an sollen über Anleihenkäufe jeden Monat 60 Milliarden Euro in den Euro-Wirtschaftsraum gepumpt werden – und das mindestens bis September 2015.

Auch in den USA beschloss die Fed, “geduldig” zu sein. Konkret bedeute dies, dass der US-Leitzins noch mindestens zweimal nicht angehoben wird, erklärte die Fed-Vorsitzende Janet Yellen.

Die russische Zentralbank ging Ende des Monats unerwartet sogar noch einen Schritt weiter und reduzierte ihren wichtigsten Zinssatz von 17 auf 15 Prozent.

Zeichen einer aufziehenden neuen Krise? Oder ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen?

Marktanalysen mit Nour Eldeen Al-Hammouri

Über die Folgen der Entscheidungen der Zentralbanken sprechen wir jetzt mit Nour Eldeen Al-Hammouri, dem Marktstrategiechef bei ADS Securities. Jede Woche versorgt al-Hammouri uns Analysen und Einblicken in die jüngsten Markttrends.

Daleen Hassan, Euronews: Sind die zusätzlichen oder anhaltenden Stützen der Zentralbanken auf den stark gefallen Ölpreis oder auf andere Faktoren zurückzuführen?

Nour Eldeen Al-Hammouri: “Nun, das liegt nicht nur am Öl. Das globale Wirtschaftswachstum ist seit Mitte vergangenen Jahres schwächer geworden. Damals gingen die Zentralbanken noch davon aus, dass es sich um einen kurzzeitigen Dämpfer handelt. Die Weltwirtschaft benötigt aber grundlegende strukturelle Reformen, schon seit der Wirtschaftskrise. Die globale Verschuldung wächst stark und hat teilweise neue Rekordwerte erreicht, höher als vor der Wirtschaftskrise. Das verschlechtert die Aussichten für dieses Jahr.

Euronews: Welche Risiken bergen die anhaltend extrem niedrigen Zinssätze? Sind sie Vorboten eines neuen Tiefpunkts?

Nour Eldeen Al-Hammouri: “Wie sie sich vielleicht erinnern, haben wir schon in der vergangenen Saison davor gewarnt. Die Dinge hatten sich nicht so entwickelt, wie erhofft. Das führte zu panikartigen Reaktionen bei einigen Zentralbanken rund um die Welt. Es war keine koordinierte Intervention, sondern es waren unabhängige Entscheidungen. Und das führte zu einer Art Währungskrieg. Dieses Jahr könnten weitere Herausforderungen anstehen. Negative Zinssätze sind ein klares Zeichen, dass die Weltwirtschaft sehr nah an der Rezession ist, das versuchen die Zentralbanken weitestgehend abzuwenden.

Euronews: Welche Auswirkungen hat dieses Denken im Nahen Osten? Werden die Zentralbanken dort nachziehen?

Nour Eldeen Al-Hammoury: Natürlich sind der Nahe Osten und Nordafrika von diesen Entscheidungen nicht unberührt geblieben. An den Märkten gab es starke Schwankungen, vor allem nach enttäuschenden Zahlen bei einigen großen Unternehmen. Außerdem haben einige von ihnen große Projekte wegen des niedrigen Ölpreises erstmal auf Eis gelegt. Trotzdem erwarten wir keine signifikanten Interventionen durch die Zentralbanken der Region. Es sei denn, die Fed in den USA entschließt sich zu neuen Schritten. Dann würde der Nahe Osten und Nordafrika wohl nachziehen, weil sich die Währungen der Region stark am US-Dollar orientieren.”

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Business Snapshot

In diesem neuen Segment nehmen wir Unternehmen und Marktentwicklungen unter die Lupe. Dieses Mal blicken wir in die Vereinigten Arabischen Emirate.

Der französische Ölriese Total hat sich Zugang zu einigen der größten Onshore-Ölfelder der Emirate gesichert. Das Unternehmen erneuerte einen entsprechenden Vertrag mit Abu Dhabi und dessen staatlicher Ölgesellschaft. Der Vertrag gilt für 40 Jahre.

Total ist damit an der Erschließung und Ausbeutung der 15 wichtigsten Ölfelder der Region beteiligt. Etwa 50 Prozent der gesammten Fördermenge der Emirate stammen von dort. Pro Tag geht die gemeinsame Fördergesellschaft ADCO derzeit von rund 1,6 Millionen Barrel Öl aus. Bis 2017 soll die Fördermenge auf 1,8 Millionen Barrel gesteigert werden.

Mit dem neuen Vertrag ist Total zehnprozentiger-Gesellschafter bei ADCO. Konkurrenten wie Shell, BP oder asiatische Ölfirmen müssen ihre Angebote für vergleichbare Anteile nun wohl nach oben zu korrigieren.

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Total-Chef Patrick Pouyanne zeigte sich zufrieden mit dem Deal – kündigte aber gleichzeitig an, wegen des gefallenen Ölpreises die Ausgaben seines Unternehmens für die Erkundung neuer Vorkommen um 30 Prozent zu kürzen.

Das wars fürs für diese Ausgabe, bis kommende Woche oder in der Zwischenzeit natürlich auf Facebook.

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