Jordanien: Islamisten sind längst ein Machtfaktor

Jordanien: Islamisten sind längst ein Machtfaktor
Von Euronews
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Seit der Ermordung des Kampfpiloten Muaz al-Kasaesbeh ist in Jordanien vieles nicht mehr so wie einst. König Abdullah hat der Organisation

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Seit der Ermordung des Kampfpiloten Muaz al-Kasaesbeh ist in Jordanien vieles nicht mehr so wie einst. König Abdullah hat der Organisation Islamischer Staat einen “gnadenlosen Krieg” angekündigt, um die Tat zu rächen.

Die jordanische Monarchie fußt auch auf der Unterstützung von einflussreichen Stämmen. Der König wusste also, was er nach der Todesnachricht zu tun hatte: Er machte den Bararsheh, dem Stamm des getöteten Kampfpiloten, seine Aufwartung und drückte der Familie sowie den Stammesmitgliedern sein Beileid aus.

Doch längst nicht alle Jordanier unterstützen den Kampf gegen die Islamisten – und sehen es kritisch, dass das Land Teil der internationalen Koalition unter Leitung der USA ist: Graffitis von Sympathisanten der IS-Miliz in Jordanien und ein Porträt eines ihrer Landsleute, der für die Islamisten kämpfte und starb, zeugen davon.

Ehemalige jordanische Dschihadisten berichten

Auch Omar Mansour aus der Stadt Ma’an im Süden Jordaniens war Dschihadist. “Ich habe mich 2013 der Al-Nusra-Front angeschlossen und habe in Syrien gegen die Armee gekämpft. Weil ich krank wurde, bin ich nach Jordanien zurückgekehrt”, so Mansour.

“Was in Syrien passiert ist, hat unsere Herzen bluten lassen”, sagt ein anderer ehemaliger Dschihadist, der seinen Namen nicht nennt. “Deshalb bin ich in den Krieg gezogen: Für Allah und um sein Wort an erste Stelle zu setzen.”

Im Sommer noch wehte die Flagge der Islamisten in Ma’an. Das tut sie mittlerweile zwar nicht mehr, doch die Stadt gilt als jordanisches Falludscha – eine Stadt also, in der die IS-Miliz das Sagen hat.

“Immer mehr Menschen schließen sich den Extremisten an”

Dabei hat König Abdullah seine Landsleute doch vollkommen auf den Kampf gegen die Islamisten eingeschworen. Für den Islamismus-Experten Hassan Abu Haniyeh gibt es handfeste Gründe dafür, dass die Islamisten in Jordanien nicht nur Sympathien unter Teilen der Bevölkerung, sondern auch Einfluss haben:

“In Jordanien gibt es ernste Probleme, vor allem wirtschaftlicher Natur, aber auch politische und soziale Probleme. Wenn diese nicht gelöst werden, werden weitere Brutstätten für die Islamisten entstehen. Immer mehr Menschen schließen sich den Extremisten an. Vor dem Arabischen Frühling gab es hier nicht mehr als viertausend Dschihadisten, jetzt sind es neuntausend”, sagt Abu Haniyeh.

In Irak und Syrien kämpfen Schätzungen zufolge rund 2000 jordanische Staatsbürger auf Seiten der Islamisten. Die Jordanier bilden damit eine der größten ausländischen Dschihadisten-Gruppen im Kriegsgebiet.

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