Frischer Wind im Vatikan: Was ist neu an Franziskus' Kardinalskollegium?

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Von Alexandra Leistner mit Vatikan, Reuters, ANSA
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Am kommenden Wochenende wird Papst Franziskus das Kardinalskollegium auffrischen: In einer Zeremonie wird er insgesamt 20 neue Kardinälen ernennen

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Am kommenden Wochenende wird Papst Franziskus das Kardinalskollegium auffrischen: In einer Zeremonie wird er insgesamt 20 neue Kardinälen ernennen. Bei der Auswahl der neuen Kandidaten ist der Argentinier sich selbst treu geblieben und hat mit Traditionen gebrochen.

Was ist das Kardinalskollegium und welche Aufgaben hat es?

Mit Kardinalskollegium bezeichnet man die Gesamtheit aller Kardinäle der römisch-katholischen Kirche. Auch diejenigen die kein Erzbistum oder Bistum mehr leiten und auch dem aktiven Dienst ausgeschieden sind. Ihr Aufgabe ist es, dem Papst bei der Leitung der Kirche beratend zur Seite zu stehen. Sie sind ihm damit in der Hierarchie direkt untergestellt. Stirbt das oberste Kirchenhaupt, haben alle Kardinäle unter 80 Jahren die Aufgabe, einen Nachfolger für den Heiligen Stuhl im sogenannten Konklave zu wählen. Während dieser Zeit, die auch Sedisvakanz genannt wird, übernehmen die Kardinäle zudem die Leitung der Kirche.

Aus traditionell mach global: Was bei dieser Ernennung anders ist

Bis vor wenigen Jahren war es üblich, dass ein Großteil der Kandidaten aus der Kurie, also dem Verwaltungsapparat des Vatikans, zu Kardinälen ernannt wurden. Papst Benedikt XVI hat mit dieser Tradition bereits gebrochen. Auch Franziskus folgt der neuen Politik. Nur einer der “Wahlkardinäle” des Papsts ist ein sogenannter Kurienkardinal. Und auch die Herkunft der Kardinäle hat Symbolkraft: Stammten Wahlkardinäle bisher meist aus Nordamerika und Europa sind in diesem Jahr drei Kandidaten aus Asien, drei Lateinamerikaner, zwei Afrikaner, zwei aus Ozeanien und nur fünf Europäer. Sie kommen aus 14 Ländern, darunter sind drei, die bislang keinen Kardinal stellten: Tonga, Myanmar und Kap Verde. Andere Kandidaten kommen unter anderem aus Äthiopien, Neuseeland, Vietnam, Mexiko, Thailand, und Uruguay – keine neuen Kardinäle wird es in diesem Jahr aus Kanada und den USA geben.

Damit geht im Vatikan sozusagen eine Ära zu Ende: Bei der Kandidatenwahl zählt nun weniger der Verdienst des einzelnen als vielmehr die Herkunft eines Kandidaten in Bezug auf die Situation, in der sich sein Land befindet: Myanmar, Tonga, Sizilien, Mexiko…all dies sind Länder und Regionen, in denen es Krisenherde gibt, seien es die Einschränkung von Glaubensfreiheit, der Klimawandel oder die Flüchtlingsproblematik.

Was passiert am Samstag?

Es ist bereits das zweite Mal, dass Franziskus neue Kardinäle ernennt. Bereits bei der Wahl im Jahr 2014 zeichnete sich ab, dass der Fokus des Kirchenoberhaupts weniger auf der Kurie und sondern nun mehr auf anderen Diözesen der Weltkirche liegt, denn auch damals gab es verhältnismäßig viele Kandidaten aus der “Peripherie”. Zusätzlich zu den 15 Kandidaten unter 80 Jahren, wird der Papst an diesem Wochenende fünf emeritierte Bischöfe, die bereits über 80 sind und an Papstwahlen nicht teilnehmen dürfen, zu Kardinälen ernennen.

Bei der Zeremonie am Samstag wird den zukünftigen Kardinälen in einem Konsistorium, der Vollversammlung aller Kardinäle, vom Pontifex ein Ernennungsdekret und das rote Birett, die traditionelle Kopfbedeckung, überreicht. Erst durch die Verkündung des Dekretes vor dem restlichen Kardinalskollegium erlangt die Ernennung eines Kardinals Rechtswirksamkeit. Das Kollegium umfasst dann insgesamt 225 Mitglieder, von denen 125 für ein Konklave wahlberechtigt sind.

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