Grassierender Antisemitismus und Rassismus in Frankreich

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Von Euronews
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Französische Spitzenpolitiker haben bereits vor den Charlie-Hebdo-Anschlägen in Paris vor zunehmendem Antisemitismus gewarnt. Nach den Attentaten, zu

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Französische Spitzenpolitiker haben bereits vor den Charlie-Hebdo-Anschlägen in Paris vor zunehmendem Antisemitismus gewarnt. Nach den Attentaten, zu deren Ziel auch ein jüdischer Supermarkt gehörte, geraten rassistisch motivierte Übergriffe zunehmend in den Fokus öffentlicher Wahrnehmung. Jetzt sieht auch ein ranghoher europäischer Politiker eine wachsende Bedrohung.

“Es gibt eine dringende Notwendigkeit zur systematischen und nachhaltigen Bekämpfung der Zustände” – zu dieser Feststellung gelangt Nils Raymond Muižnieks in seinem Mitte Februar 2015 veröffentlichten Report, der Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung in Frankreich im Jahr 2014 beleuchtet.

Seine Aussage hat durchaus Gewicht: Nils Muižnieks ist seit dem 01.04.2012 Menschenrechtskommissar des Europarats in Straßburg. Gebürtig in Los Angeles, hat sich der 51-jährige einen Namen als Politikwissenschaftler und Menschenrechtler gemacht.

In seinem Bericht schreibt Nils Muižnieks, dass sich viele Juden in Frankreich unsicher fühlten. Demnach hat sich die Zahl antisemitischer Übergriffe in 2014 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Frankreich müsse dieser Entwicklung dringend und systematisch entgegentreten.

Parallel stellte Nils Muižnieks auch die Zunahme von homophoben und anti-muslimischen Taten fest. Gerade über letztere zeigte sich Muiznieks besorgt, da die Anschläge von Paris im Januar noch einmal zu einem sprunghaften Anstieg anti-muslimischer Vorfälle geführt hätten.

Kein Monat scheint in Frankreich ohne erschreckende Übergriffe auf Juden und ihren Alltag zu vergehen. Es vergeht auch kaum eine Woche ohne beschwörende Äußerungen der Politiker: Ob Staatspräsident François Hollande oder Ministerpräsident Manuel Valls – sie rufen das Land händeringend auf, sich vereint dem Antisemitismus entgegenzustellen. Es müsse ein “Ruck” durch die Nation gehen. Unter den Juden wachsen unterdessen die Angst und der “Wunsch, nach Israel
auszuwandern:http://www.zentralratdjuden.de/de/article/5152.terror-ist-mitten-in-europa-angekommen.html. Auch in anderen europäischen Ländern.

Wiederholt lockt auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sie an. Nach jedem größeren Zwischenfall lädt er Juden ein, Frankreich nun den Rücken zu kehren.

Das will Staatschef François Hollande so nicht akzeptieren: “Nein zum Antisemitismus, dem Krebs unserer Gesellschaft.” So hieß es im Dezember, kurz vor den Charlie-Hebdo-Attentaten, als Antwort auf den “Horror von Créteil”:

Vermummte und bewaffnete Männer hatten in dem Pariser Vorort bewusst ein jüdisches Paar tyrannisiert und ausgeraubt. Die Frau wurde brutal vergewaltigt.

Schon damals versprach Innenminister Bernard Cazeneuve, den Kampf gegen den Rassismus und Antisemitismus zur “nationalen Sache” zu machen und die Juden zu schützen.

Dann waren Anfang Januar bei der islamistischen Anschlagsserie in Paris vier Juden in einem koscheren Supermarkt ermordet worden.

Und zuletzt verwüsteten Jugendliche mehrere Hunderte jüdische Gräber auf dem elsässischen Friedhof von Sarre-Union. Wieder ist das Entsetzen groß – unter “Juden”: wie auch bei den Politikern.

Antisemitismus, offener und unterschwelliger, hat in Frankreich eine lange Tradition – im Land lebt mit über 500.000 Menschen die größte jüdische Gemeinde Europas.

“Die Juden haben ihren Platz in Europa und in Frankreich im besonderen”, stellte Hollande dem neuerlichen Werben Netanjahus um Abwanderung entgegen.

“Frankreich will nicht euren Fortzug”, so Regierungschef Manuel Valls an die Adresse der Juden.

Die politische Klasse verurteilte einhellig und eindeutig den Vandalismus im Elsass – auch Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National tat dies.

Mit mehr als 6.000 emigrierten Juden lag Frankreich 2014 erstmals an der Spitze der Länder, aus denen nach Israel ausgewandert wird.

Übergriffe und Attacken auf sie gab es im vergangenen Jahr überwiegend in Städten wie Paris, Marseille, Lyon, Toulouse, Straßburg und Nizza. Mittlerweile schützt das Militär Tausende jüdische Einrichtungen im Land.

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