Trauer und Wut am Jahrestag der Maidan-Todesschüsse

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Von Euronews
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Ein Jahr nach den blutigen Maidan-Protesten haben sich in Kiew Tausende versammelt, um der Opfer zu gedenken. Insgesamt starben während der

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Ein Jahr nach den blutigen Maidan-Protesten haben sich in Kiew Tausende versammelt, um der Opfer zu gedenken. Insgesamt starben während der wochenlangen Demonstrationen 106 Aktivisten, der Großteil wurde am 20. Januar erschossen. Dutzende werden laut ukrainischen Medien immer noch vermisst. Zudem kamen demnach etwa ein Dutzend Sicherheitskräfte ums Leben. Die Aktivisten, auch genannt “himmlische Hundertschaft”, gelten heute als Helden.

“Vor einem Jahr waren wir hier”, so eine Frau auf der Gedenkfeier. “Ich bewahre die Patronenhülsen, die wir nach den Schießereien gefunden haben, auf. Die toten Aktivisten sind alle unsere Kinder.” “Wir wollen denjenigen Tribut zollen, die die Ukrainer in uns erweckt haben”, sagte eine weitere Frau.

Lichtsäulen sollten an die getöteten Aktivisten erinnern, so unsere Korrespondentin Maria Korenyuk: “Diese besonderen Lichter strahlen am Abend des Jahrestags auf die Plätze, an denen die Aktivisten getötet wurden. Das Licht ragt in den Himmel und steht für die Seelen der Maidan-Demonstranten, die für die Ukraine gestorben sind.”

Doch unter die Trauer mischten sich auch Wut und Buhrufe für Präsident Petro Poroschenko. Denn eine strafrechtliche Verfolgung der Täter gibt es bisher nicht. “Ich bin wütend”, so ein Mann. “Ich kann meine Tränen nicht zurückhalten, denn niemand muss sich vor Gericht verantworten.”

Lediglich zwei niedrigrangigen Angehörigen der ehemaligen Berkut-Spezialeinheit wird der Prozess gemacht. Anschuldigungen, wer den Scharfschützen, die die tödlichen Schüsse abgaben, Befehle gab, gibt es viele. Poroschenko, Geheimdienstchef Walentin Naliwaitschenko und der ehemalige Chef der militanten Maidan-Demonstranten, Andrej Parubji, beschuldigen Russland. Die Schützen seien Angehörige russischer Spezialeinheiten gewesen, so Parubij. Naliwaitschenko und Poroschenko zufolge wurden die Schützen vom Putin-Vertrauten Wladislaw Surkow kommandiert.

Zudem gelten Ex-Präsident Viktor Janukowitsch und sein Innenminister Vitali Sachartschenko als verantwortlich. Sie sollen die ehemaligen Berkut-Spezialeinheiten angewiesen haben, auf Demonstranten zu schießen. Beide hatten sich Ende Februar 2014 nach Russland abgesetzt.

Nicht zuletzt halten sich Spekulationen, ukrainische Nationalisten könnten selbst auf Anhänger der Opposition geschossen haben, um den Funken der Revolution zu zünden. Beweise zu irgendeiner dieser Anschuldigungen wurden bisher nicht bekannt.

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