"Dschihad" - ein Theatererfolg in Brüssel

"Dschihad" - ein Theatererfolg in Brüssel
Von Euronews
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Obwohl das Wort Dschihad vielen Menschen Schrecken einjagt, hatte der Theatermacher Ismael Saidi den Mut, ein gleichnamiges Stück zu inszenieren. Es

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Obwohl das Wort Dschihad vielen Menschen Schrecken einjagt, hatte der Theatermacher Ismael Saidi den Mut, ein gleichnamiges Stück zu inszenieren. Es wird seit Wochen mit großem Erfolg in Brüssel aufgeführt. Geplant für den Dezember vergangenen Jahres waren ursprünglich nur fünf Aufführungen. Doch das Stück wird seither fast täglich gespielt. Im Mittelpunkt stehen drei junge Männer, die sich am sogenannten Heiligen Krieg beteiligen wollen.

“Ob die Männer mit mir Ähnlichkeit haben? Sie sind ein Teil von mir”, sagt Ismael Saidi. “Es gab eine Zeit, in der ich der Ideologie anhing, in der ich jenem Islam zu folgen versuchte, der uns aufgezwungen wird und der im Grunde genommen alles verbietet. Ich bin naiv wie Reda, der die größte Ähnlichkeit mit mir hat. So wie Ismael habe ich mich in meiner Jugend damit gequält, die anderen zu verstehen. Als Sohn eines Migranten ist man verloren, man beschuldigt andere für seine Misserfolge. Darin ähneln die Figuren mir.”

Die Inszenierung ist auch deshalb eine Herausforderung, weil sie den Mut hat, Dogmatismus, Rassismus, Intoleranz und nicht zuletzt die Opferrolle zu verspotten. Die belgische Kulturbehörde befand, die Inszenierung sei von öffentlichem Interesse. Inzwischen wird sie regelmäßig in Schulen aufgeführt. “Man hat verstanden, dass die Aufführung die jungen und weniger jungen Menschen anspricht. Sie richtet sich nicht an die Oberschicht sondern es handelt sich in bestem Sinn um Volkstheater. Sie verführt die Zuschauer zum Lachen und zum Weinen, sie stellt Fallen. Aufgabe der Inszenierung ist es, die Dinge zu dekonstruieren, zu enthüllen”, meint Saidi.

Ein junger Zuschauer sagte uns nach der Aufführung: “Das Stück kann zwar nicht wirklich etwas verändern, doch es verändert unsere Sicht auf die Dinge, auf den Dschihad. Man bekommt ein anderes Verständnis dafür, was es heißt, nach Syrien in den Krieg zu ziehen.”
Eine junge Frau fügte hinzu: “Es zeigt, dass der Koran nicht nur Schlimmes sondern auch gute Dinge lehrt. Der Koran ruft nicht dazu auf, in den Krieg zu ziehen. Die Menschen sind es, die Dinge behaupten, die nicht stimmen.”

“Wir haben viele Zuschriften von jungen Leuten erhalten”, so der Regisseur, “in denen es beispielsweise heißt: ‘Bisher habe ich das ganz anders gesehen. Auch ich ging mit einer Freundin, wie es Valerie ist, aus und meine Mutter war dagegen. Es stimmt nicht, was wir über die Juden sagen.’ Jeder Zuschauer, den die Aufführung toleranter macht oder zumindest ein Stück weit weniger intolerant, ist ein Gewinn.” In den nächsten Monaten wird die Aufführung auch in Frankreich und in den Niederlanden gezeigt.

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