Mit Germanwings nach Südfrankreich - Ein Reisebericht

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Bei Germanwings ist verständlicherweise nach so kurzer Zeit noch keine Normalität eingetroffen. Am letzten März-Sonntag wurden viele Germanwings und Eurowings Flüge mit erheblichen Verzögerungen von durchschnittlich etwa 2 Stunden gestartet und einige Flüge sogar vollständig annulliert.

Zu diesen annullierten Flügen gehört auch der Flug von Germanwings nach Lyon. Lyon befindet sich im Süden Frankreichs, nur wenige Autostunden vom Unfallort des Flugzeugs 4U9525 entfernt.

Vor wenigen Monaten bin ich die Strecke nach Lyon schon Mal geflogen, es war ein herrlicher, sonniger Tag. Die Gletscherkrone der französischen Alpen war von den tief stehenden und dichten Wolken bildhaft angeschnitten. Diese paradiesische Idylle strahlte Ruhe und Frieden aus. Ich denke keiner hätte erahnen können, dass dieser Schauplatz der Natur Ort einer Katastrophe würde.

Flugzeuge sind bekanntlich die sichersten Verkehrsmittel, aber die schlummernde Angst ist in jedem vorhanden, nur darüber offen zu sprechen ist ein wenig unbehaglich.
Bei Unglücken und Flugzeugabstürzen wird die Angst aber plötzlich öffentlich und breit ausdiskutiert. Der Umgang mit der versteckten Furcht wird plötzlich ganz frei und keiner muss sich für diese Angst schämen.

Ein Kollege aus der Landespressekonferenz in NRW sagte mir am Tage des großen Unglücks, er könne die nächsten 5-6 Jahre nicht mehr fliegen. „Kann man in die Türkei mit dem Schiff?“ fragte er mich, denn er hatte einen wichtigen Termin im September, das er unter keinen Umständen verpassen durfte.
Nur wenige Tage nach dem Unfall war es von mir aus eine bewusste Entscheidung mit Germanwings in dieselbe Region zu fliegen. Zu Beginn dachte ich, es ist nun Mal Arbeit und mit dem Zug würde es 8 Stunden dauern. Als es danach klar war, dass kein technischer Fehler den Absturz herbeigeführt hat, sondern ein menschliches Versagen, war es für mich auch teilweise ein Akt der Solidarität.

Germanwings, Lufthansa oder Fluggesellschaften anderer Staaten sind wichtig für das Image dieser Länder. Die meisten Bürger sind mit Blick auf die eigene Luftfahrtgesellschaft ein wenig Stolz. Eine stabile Finanzlage gibt auch das Gefühl besserer Flugsicherheit.

Mein Flug am Sonntagabend sollte zunächst pünktlich starten. Dem Internet oder den Angaben am Flughafen war nicht zu entnehmen, dass es Gründe dafür gibt, dass unser Flug ausfallen würde. Alle üblichen Vorkehrungen waren getroffen. Ein Gepäckstück war abgegeben, die Kontrollen durchlaufen und die Tageszeitungen ausgesucht. Um
18 Uhr 55 wurde der Flug annulliert.

Auf meine Nachfrage antwortete die Pressestelle der Germanwings schnell.
„Der von Eurowings durchgeführte Germanwings-Flug 4U 9416, Düsseldorf-Lyon, wurde heute (29. März 2015) aus technischen Gründen am Jet des Typs CRJ 900 gestrichen.
Die Passagiere werden umgebucht. Eurowings bedauert die Unannehmlichkeiten für seine Passagiere.“

Als Passagier dachte ich >>Gott sei Dank!<<, dass es bemerkt wurde, bevor die Maschine in der Luft war.
Alternativ musste ich am nächsten Tag um 6:55 fliegen. Glücklicherweise habe ich es zur Arbeit mit nur 13 Minuten Verzögerung geschafft.
Während des Flugs waren die Passagiere erstaunlich gelassen, ich war auch gelassen und die Crew-Mitglieder machten sogar unübliche Scherze, wie „Dies ist ein Nicht-Raucher Flug, bitte rauchen Sie auch nicht heimlich auf den Toiletten“.

Auf dem Rückweg wenige Tage später fühlt es sich beinah so an, als wäre dieser tragische Unfall nie passiert. Ein letzter Blick über die französischen Alpen und ein Augenblick der Stille. Ich gedenke innerlich der vielen Opfer. Langsam verschwinden die Alpen und schließlich sind sie nicht mehr da.

Hüseyin Topel

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